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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 10.11.2020, 15:20   #1
männlich Walther
 
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Standard Letzte Warnung

Letzte Warnung

Betrachte mich von dieser Seite – denn nur Schatten
Liegt auf der andern, Nacht und Schmerz und Tod und Trauer.
Durch mich hindurch wächst eine dunkle kalte Mauer.
Lieb meine linke Wange mit der zarten, glatten

Und warmen Haut. Und, Liebste, schau bloß nicht genauer
Auf das, was du nicht siehst, denn was wir bisher hatten,
Ist, was wir haben können. Drüben nagen Ratten,
Da frisst der Krebs, da träufelt Gift: Du wärst nicht schlauer,

Wenn du auch meine dunkle Seite kenntest! Böse
Wär nur ein Kosewort für das, was lechzend lungert.
Dein Wimpernzucken fragt: Und wenn ich dich erlöse?

Von Liebe lass uns träumen, wenn ich bei dir döse!
Du weißt noch nicht, wonach’s in mir so furchtbar hungert:
Zu bald wärst du bloß Knochen, Haare und Gekröse!

Geändert von Walther (10.11.2020 um 19:11 Uhr)
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Alt 10.11.2020, 16:57   #2
weiblich Ilka-Maria
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Klasse! Vor allem beeindruckt mich dein Mut, den Konjunktiv zu benutzen; das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich und vielerseits sogar verpönt (klingt angeblich zu geschraubt, aber darüber könnte ich bis aufs Messer streiten!).

Der Inhalt erinnert mich ein bisschen an die Figur, die Tim Roth in dem Film "Rob Roy" gespielt hat (darin beurteilt er sich selbst dem Mädchen gegenüber, das ihn liebt, als "den letzten Dreck"). Obwohl die Sprache des Gedichts als mittelschichtig gelesen werden kann, stört mich ein wenig das Verb "dösen", sowohl vom Klang als auch vom Kontext her. Das ist aber, am großen Ganzen gemessen, eine Petitesse. Trotzdem wäre es schöner gewesen, die letzte Strophe hätte die Kraft ihrer Vorgänger beibehalten.
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Alt 10.11.2020, 17:59   #3
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Klasse! Vor allem beeindruckt mich dein Mut, den Konjunktiv zu benutzen; das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich und vielerseits sogar verpönt (klingt angeblich zu geschraubt, aber darüber könnte ich bis aufs Messer streiten!).

Der Inhalt erinnert mich ein bisschen an die Figur, die Tim Roth in dem Film "Rob Roy" gespielt hat (darin beurteilt er sich selbst dem Mädchen gegenüber, das ihn liebt, als "den letzten Dreck"). Obwohl die Sprache des Gedichts als mittelschichtig gelesen werden kann, stört mich ein wenig das Verb "dösen", sowohl vom Klang als auch vom Kontext her. Das ist aber, am großen Ganzen gemessen, eine Petitesse. Trotzdem wäre es schöner gewesen, die letzte Strophe hätte die Kraft ihrer Vorgänger beibehalten.
Hi Ilka,
danke fürs lesen und besprechen. ja, der konjunktiv! den muß man halt beherrschen - sonst tut man sich schwer damit. und wer kann den schon heute noch. und zwar KI und KII. das herrliche plusquamperfekt! hach!
aber gut. wir haben doch karg und co. das entschädigt für so vieles.
ich habe das 2. terzett noch ein wenig nachgeschärft. wiewohl ich es für so schlecht nun auch nicht halte ...
lg W.
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Alt 10.11.2020, 18:54   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
wiewohl ich es für so schlecht nun auch nicht halte ...
Hab ich auch nicht gesagt. Das Gedicht ist toll.

Außerdem darf jeder sein Gedicht super finden. Da soll mal einer dagegen anmeckern! Der kriegt die Harke gezeigt, und dann weiß er Bescheid!

Aber ernsthaft: Dein Gedicht ist wirklich ein Wurf.
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