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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 07.08.2013, 23:31   #1
weiblich Schneeweißchen
 
Dabei seit: 08/2013
Ort: Wien 21
Alter: 73
Beiträge: 5

Standard Frei nach Göthes Erlkönig

Frei nach Göthes „Erlkönig“

Wer rast mit dem Auto durch Nacht und Wind?
Es ist ein Vater, er sucht sein Kind.
Sein Kind, von dem er weiß, dass es allein und verlassen,
irgendwo liegt im Schmutze der Strassen.

„Mein Vater“, so sprach es,“ ich will weg von zu Haus,
es ist mir zu eng, ich halt es hier nicht mehr aus.
Ich will gehen dorthin, wo meine Freunde sind,
lass mich gehen, ab heut’ bin ich nicht mehr dein Kind.“

„Hör doch nicht, was diese Freunde dir sagen,
du wirst durch sie noch viel Leid ertragen.
Du suchst die Erlösung bei Haschisch und Schnee
und tust dabei dir selbst am meisten weh“.

„Ach Vater, was weißt denn du davon?
Du kennst ihn doch nicht, des Rauschgiftes Lohn.
Hast du schon erlebt dieses tolle Gefühl
Wenn der Geist dem Körper davonfliegen will?“

„Kind, dieser Rausch ist von kurzer Dauer,
dahinter aber sitzt die Sucht auf der Lauer.
Sie winkt mit Krankheit und Kriminalität,
bist du da drin, ist es für alles zu spät.“

„Unsinn ist das, nur Märchengeschichten,
das Rauschgift will uns helfen, nicht uns vernichten.
Hab keine Sorge, ich bin auf der Hut,
du wirst sehen, ich werde glücklich, mir tut das gut.“

Das Kind ging weg, er konnt’ es nicht halten,
sie blieben allein, die traurigen Alten.
Doch heute Nacht hat etwas die Stille zerstört,
er hat den Schrei seines Kindes gehört.

„Mein Kind, wo bist du, wo kannst du nur sein?
Ich komme zu dir, ich lass dich nicht allein!“
Das Ziel, das er sucht, vor seinem Auge es steht,
er hofft nur ganz fest, es ist nicht zu spät.

Er hin zu der verlassenen Brücke,
im Gemäuer ist eine riesige Lücke.
Da sieht er schon, Rettung ,Polizei:
„Mein Kind“ er spürt es, es ist vorbei.

Er kommt dort an, kann kaum noch stehen,
mit einem Blick hat er sie gesehen.
Er stürzt hin zur Rettung, schreit auf voller Not,
das Kind, das dort liegt, sein Kind ist tot.
Schneeweißchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 10:49   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Schneeweißchen,

die Idee, den Erlkönig durch Rauschgift zu ersetzen, finde ich nicht schlecht. Aber das Gedicht hakt rhythmisch noch an vielen Stellen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 11:32   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, Schneeweißchen -

Die Idee ist sehr originell!
Ob das gar so widersprüchlich zum Original ist?
Dort ging es auch um Fieberwahn, aber das war wohl noch ein kleines Kind.

Ganz gleich:
Habs mit Vergnügen gelesen, finde aber - wie gummibaum - noch Möglichkeiten der Glättung und Überarbeitung.

Herzliche Willkommensgrüße
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2013, 19:10   #4
weiblich Schneeweißchen
 
Dabei seit: 08/2013
Ort: Wien 21
Alter: 73
Beiträge: 5

Standard Erlkönig

Danke für Eure Kommentare!
Vielleicht könnt Ihr mir ein paar Vorschläge zur Verbesserung machen.
Denn...selbst eine alte Kuh, lernt noch immer was dazu!
Lieben Gruß
Schneeweißchen
Schneeweißchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2013, 09:16   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Schneeweißchen,

Goethe ist im Metrum auch nicht ganz einheitlich. So variieren z.B. die ersten Verse der Strophen zwischen 9 und 12 Silben. Die nicht ganz kleinen Unregelmäßigkeiten entsprechen den intensive Gefühlen und spiegeln deren starke Schwankungen. Sie dienen der Dramatisierung.

Wenn ich die Verse der ersten Strophe mal durchweg auf 9 Silben vereinheitliche und wie bei Goethe immer männliche Kadenz verwende, merkst du gewiss, was gewonnen wird und was vielleicht verloren geht. Eine optimiernde Überarbeitung ist daher nicht so ganz einfach; sie erfordert Gespür und kostet Entscheidungen in jedem Einzelfall. Darum wird sich wohl kaum jemand in diese eigentlich lohnenswerte Arbeit verwickeln lassen.

LG gummibaum



Wer steuert da noch durch Nacht und Wind?
Es ist ein Vater, er sucht sein Kind.
Sein Kind, verlassen im Straßenschmutz,
er will es retten, gewähren Schutz.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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