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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 21.05.2010, 01:56   #1
männlich Phobipp
 
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Beiträge: 449

Standard Trägheits-DNA

verkorkte Träume spätnachts
frühmorgens in Tempranillo getaucht

und - fast flehend - nimmt
der Blick des stoischen Fuchses
die Misere ins Fadenkreuz
fragt: Willst du nicht aufwachen?

nur dieser Stich unterm Schlüsselbein
wird sturköpfig lebenswandelnd gedeutet:
physisch; Gefühle
werden nur versehentlich auf links getragen

die Körperruine errichtet
unter hedonistischer Architektur
verwischt zu eitrigem Brei
vertilgt von Massenmäulern

das Spiel der Schildkröten
wird weiterhin triumphieren
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Alt 21.05.2010, 17:06   #2
Tanais
 
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Beiträge: 119

hallo phobipp!
Was für ein starkes Gedicht! das lyr. ich, das sich und seine sorgen im wein ertränkt ( tempranillo hätt ich jez mal geschätzt ist ne weinsorte, daher auch die verkorkten träumen, oder?) um im kampf gegen seine vernunft ( der fuchs steht für mich für die vernünftige stimme im kopf des lyr. ichs) nicht zu verlieren. Du beschreibst auf geschickte Weise den Konflikt eines fertigen Menschen mit dem Rest Rationalität in ihm , den die Vernunft am ende wohl verliert, da die Trägheit, das alte Schema vom immer wieder antrinken gegen Schmerzen und Enttäuschungen , am ende gewinnt. Vor allem die ersten beiden Verse aber haben es mir angetan. Das Enjambement an dieser Stelle passt durch das "spätabends - frühmorgens" wie die faust aufs auge, und deutet da schon an, wie verwahrlost das lyr. ich wohl ist, denn sein Zeitgefühl verwischt, es befindet sich in einem nähcltichen Delirium iwo zwischen 3 und 5 uhr morgens und weiss nich wohin mit sich selbst. dabei auch noch die verkorkten, verkorksten Träume und die enttäuschung darüber , die in wein getaucht werden, das lyr. ich sich einfach beäsuft... hammer!
Lg Tanais
Tanais ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2010, 18:09   #3
männlich Phobipp
 
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Beiträge: 449

Zitat:
Zitat von Tanais Beitrag anzeigen
Das Enjambement an dieser Stelle passt durch das "spätabends - frühmorgens" wie die faust aufs auge
Auch deine Deutung passt wie die Faust. Hast du gut erkannt alles. Ja, Tempranillo ist eine Rebsorte. Ich trank ein Glas ziemlich kräftigen Weines und dachte mir, da müsse man doch was drüber schreiben. Dass dann dabei sowas deprimierendes rauskommen würde, hätte ich nicht gedacht, da das eigentlich ein schöner Abend war.
Ansonsten freut es mich, dass es dir so gut gefällt. Vor allem, da ich in letzter Zeit eher weniger schreibe und immer befürchte, dass dann nichts gescheites rauskommt.

Vielen Dank noch mal und liebe Grüße.
Phobipp ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2010, 19:00   #4
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Hallo Hallo, Phobipp -

ich hab zwar nicht alles kapiert, aber
"versehentlich links getragen" find ich cool.
Worauf beziehen sich die Schildkröten?
Da denke ich eher an Stephen King.

Echt stark, wenn auch nicht zu 100% mein Geschmack.

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2010, 16:44   #5
männlich Ex-JavaScript
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 652

Ein aktuelles Thema. Der Typ, der gerade Zellen erschaffen hat, machte mir ein wenig ANgst, vor der Unmenschlichkeit, die sich deutlicher zeigt (Heutzutage). Dein Gedicht passt auf meine Meinung und meine Stimmung. Fast etwas viel zu viel Wahrheit, für das Poetentum, in deinen Worten.

LG
JL
Ex-JavaScript ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2010, 22:49   #6
männlich Phobipp
 
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Beiträge: 449

Hey Thing,

Schildkröten einfach als Sinnbild für ein träges Leben. Wie du auf Stephen King kommst, entzieht sich mir jedoch.

John,

wirklich erschaffen hat er die Zelle nicht, nur das bereits vorhandene Erbgut einer Zelle in eine bereits vorhandene Zellstruktur eingeschleust. Aber das ist ja erst der Anfang, bin gespannt, was da noch kommt.

Danke euch beiden für die Kommentare.
Phobipp ist offline   Mit Zitat antworten
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