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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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22.12.2012, 19:25 | #1 |
Ausgebüchst
Ausgebüchst
Winter war’s, der Mond schien helle, als ein Wagen blitzeschnelle rutschend in den Graben fuhr. Drinnen saßen bebend Leute, starr in ihren Schock vertieft, da ein krummes altes Weiblein barfuß übers Glatteis lief. Wollt zuhause Weihnacht feiern wie’s der Brauch noch alle Jahr, hat vor Freude wohl vergessen, dass ihr Häuschen nicht mehr da. |
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22.12.2012, 21:35 | #2 |
Lieber Desperado.
Das ist traurig, aber gekonnte Verwendung der berühmten Verse 2 und 3. Das Gedicht ist ein Zungenstreichler, wirklich peppig und leicht zu lesen. LG |
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22.12.2012, 22:51 | #3 |
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562
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Hallo, Desperado,
dunkel war's, der Mond schien helle ... Das Gedicht finde ich richtig gelungen, es ist meiner Ansicht nach nämlich wirklich schwierig, die "Tragik-Komik" der Situation zu beschreiben, ohne nach einer Seite hin das "Gleichgewicht" zu verlieren. Hier schwanke ich beim Lesen zwischen den Extremen, aber letztlich hält es sich doch die Waage. Das Schicksal älterer Menschen, sei es nun "normale" Altersdemenz oder eine Krankheit wie Alzheimer, ist tragisch. Aber die Situation ist auch auf eine Weise absurd. Du hast die Ambivalenz erfasst und es auch geschafft, sie zu mir herüberzubringen. Und schließlich geht mir ja auch noch durch den Kopf, dass da auch "Glück im Unglück" mit ins Spiel kommt. Denn wenn die Leute die Frau nicht gesehen hätten, barfuß auf dem Eis, mitten im Winter und alleine, dann ... Wirklich gut gemacht! Freundlichen Gruß, Poetibus |
23.12.2012, 10:23 | #4 |
Freut mich, Schmuddelkind, Poetibus
Ja, sie hatte Glück, die alte Dame. Die ist völlig "verkalkt", so nannten wir es früher, wenn gespeicherte Erinnerung plötzlich zu (schein)wirklicher Gegenwart wird. Manchmal frage ich mich, ob es zu Weihnachten nicht allen Leuten so geht... In der Krippe liegt ein Knabe mit kohlrabenschwarzem Haar, Felle bringen ihm die Hirten, weich gegerbt in diesem Jahr. Dann feiert mal schön! Desperado |
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