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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 12.02.2007, 00:42   #1
leflo.
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 53

Standard Neuerliche Bestandsaufnahme

Heute regnet es.

Wolkenverhangen offenbart sich der neue Tag, dessen Neuheit mindestens fraglich sein müsste, hätte ich nicht heute zum ersten Mal seit langer Zeit die Vergangenheit vergessen.
Auch wenn alles wie immer scheint die Wärme nicht auf mich hinab. Beinah bezeichnend, fast schon beängstigend und voll von Gefahr, diesen Tag wie alle zu sehen, wohl wissend, dass er das nicht verdient hat. Vielleicht heute so leben, als ob es der letzte wäre? Warum dann gestern nicht, warum gibt es ein gestern, warum interessiert mich das und erzwingt mir ein relativierendes Gefühl? Ich hatte beschlossen eine schöne Zeit zu haben, voll von Erfüllung, von Gnade, von Liebe und Sonne. Es regnet. Kein guter Anfang. Für niemanden. Ergebnis eines Tiefs – nicht mehr. Aber von welchem kann hier die Rede sein, von welchem wohl nicht? Die Bewegung kommt mir bekannt vor, die Zeilen ebenfalls, ich war hier schon einmal, und ich weiß, dass ich mir damals geschworen hatte, an diesen Ort nie mehr zurückzukehren. Bonjour tristesse, du hast mich wieder. Gewalten, Ohnmacht, Vergewaltigung der Künste, Einebnung der letzten Hügel nach der großen Abtragung, die ewige Suche, die ständige Verzweiflung, wieder einmal Regen. Es ist schon seltsam was man mit Worten bewirken kann, und umso erschreckender der Kontrast, wie sie versagen, wenn man sie gezielt wählen möchte. Um jemandem sein Leid zu klagen, sich zu verbessern, an sich zu arbeiten, sich zu erklären, zu definieren. Es scheint ein seltsames, einkanaliges Spiel zu sein, dass irreversibel vom Sender aus gestreut in die Welt hinaus geht, und selbst dann niemanden zu erreichen scheint, wenn er ihm direkt gegenüber steht. Unter dem Bewusstsein dieser Umstände sind die Alternativen lächerlich geworden, haben ihre Existenz verloren, zwingen den Sender zu schweigen und aufzugeben. Das hab ich alles schon gesehen..., ja, doch seltener noch als ich, eingebettet in morgentaufeuchte Wiesen von der Sonne in die Zufriedenheit gewärmt wurde, öfter doch an regnerischen Tagen. Wie heute. Wie gestern. Wie morgen. Sicherlich auch morgen, bestimmt keine Veränderung, einhundertprozentige Stagnation der Besinnungslosigkeit, der Ohnmacht, der...

Verzweiflung.

Ein bißchen Sonne,
ein bißchen Frieden.
Ein wenig Schönheit,
ein wenig träumen.

Da hinten schon am Horizont,
beginnt die Zeit sich aufzubäumen,
und Kraft für neue Wetter sammeln.
Doch noch erreicht sie nicht,
was sie verspricht,
noch schreibe und genieße ich.

Vielleicht wird es das Letzte sein,
vielleicht bricht morgen aller Schein
in Fluten trüben Wassers ein,
vielleicht bis morgen -
ganz allein.

Was nützt es schon
sich heut zu bangen?
Wer wird es sein, wie viele schon,
die morgen da sind wo wir hangen?

Ein kleines Glück ist oftmals mehr,
als sich im Abendgrau zu winden;
wer weiß es schon
welch zufällig Geschick,
es braucht, um Finsternis zu finden.

Kein Verdrängen, kein Betören,
wird diesen Weltenlauf verändern.
Einzig Liebe, Freiheit zu beschwören
kann dieses Schiff
am Kentern hindern.
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