Erlkönig im 4-Schichtsystem

[DerStefan]

Wer arbeitet so spät bei Nacht und Wind?
Der Schichtarbeiter, damit das Geld stimmt.
Der Biorhythmus verkümmert und arm,
er freut sich schon drauf nach hause zu fahr'n.

Mein Sohn, was ziehst du für ein Gesicht?-
Siehst mein Freund, du den Schichtplan denn nicht?
Sieben Tage durch, die sind nicht leicht-
Mein Sohn, was ist denn das für ein Scheiß!

"Du liebes Kind, komm Arbeite hier,
Gar viel Geld das verspreche ich dir;
flieg in den Urlaub zum sandigen Strand,
kauf dir von dem Geld ein gülden Gewand."

Freunde, Freunde und höret ihr nicht?
Was der Betrieb mir leise verspricht?-
Sei ruhig, bleib ruhig mein Kind,
geh lieber arbeiten wenn andere feiern sind.

"Willst du, mein Guter, du mit uns geh'n?
All deine Freunde die feiern so schön.
Sie alle feiern zur nächtlichen Zeit
und lachen und tanzen und singen fein."

Meine Kraft und Moral sind schon langsam fort,
meine Seele wird ein finsterer Ort;
und bald, so bald, ich seh es genau,
bin ich alt und einsam und grau.

Das will ich nicht, so werd ich nicht alt,
den Betrieb wechseln will ich und hoffentlich bald.
Im nächsten Jahr da fange ich an;
die Arbeit hier hat mir ein Leid getan.

Dem Arbeiter graus'ts wenn er sich entsinnt,
wie viele Schichten noch so vor im sind;
durchsteht die Nacht mit Mühe und Not,
in seinen Kopf das Hirn schon fast tot.

[Heinz]

Hallo, der Stefan
der Vergleich mit Goethes Ballade läge nahe, aber der Qualitätsunterschied ist einfach nicht überbrückbar.
Man könnte nun glauben, da spräche ein Arbeiterkind, das den Finger in die Wunde legt.
Sieben-Tage-Woche? Ich war mal Bergmann und hatte es maximal mit einer 6-Tage-Woche zu tun. "Am Wochenende gehört Papi mir", war die Parole und , wenn ich mich recht erinnere, war die 5-Tage-Woche Ende der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts durchgesetzt. Die Wochenarbeitszeit sank auf 40, später auf 38,5 Stunden.
Das zu den Fakten.
Zum Gedicht: Deine Reimversuche wirken ein bisschen plump, Deine Rechtschreibkünste bedürfen einer kleinen Aufbesserung.
Was der Erlkönig mit einem 4-Schícht-System zu tun hat, erschließt sich mir überhaupt nicht.
Das Düstere, das so manche Ballade ausmacht, kommt überhaupt nicht "rüber", was bleibt, ist eine unkundige Motzerei an falsch geschilderten Verhältnissen, die in der Arbeitswelt herrschen.
Gruß,
Heinz

[dr.Frankenstein]

Also ich hab schon 7 Tagewoche gearbeitet. Mit einer 18 Uhr Schicht als freien Tag. Da hatte ich in 3 Monaten 5 Monate arbeit.

[Heinz]

wow!
Und das hast Du über Dich ergehen lassen?
Heinz

[dr.Frankenstein]

Muss ja alles mal ausprobieren. Am Anfang haben sie ja nur gefragt ob ich Freunde hab die ich treffen muss. Das erschien mir schon seltsam. Zu der Zeit hab ich nicht viel von mir gehalten und hab's als Chance gesehen. Wars auch irgendwie, weil sich daraus wieder andres entwickelt hat. Schließlich hatte ich ja auch bestimmt einige Zeit gefaulenzt.

[DerStefan]

Ich verstehe nicht warum Gedichte immer so bösartig, überkritisch und kleinkariert zerpflückt werden müssen. Beim Dichten geht es doch um Ausdruck und Verarbeitung von Gefühlen, etc. und nicht um Silbenzählerei und schwachsinnige Versmaße, als wär das irgend ein Wettbewerb.

Und ja, es gibt die 7-Tage-Woche, als "gerechten" Ausgleich habe ich 3 Urlaubstage mehr als die Normalschichtkollegen und pro Monat einen "zusatzfreien" Tag, der aber dank großzügiger Besetzung meist eher selten frei wählbar ist.

[Heinz]

Hallo, DerStefan,
Was, bitte, ist an meinem Kommentar bösartig? Was daran ist "überkritisch" und wo wird Dein Gedicht zerpflückt?
"Beim Dichten geht es doch um Ausdruck und Verarbeitung von Gefühlen, etc. und nicht um Silbenzählerei und schwachsinnige Versmaße, als wär das irgend ein Wettbewerb."
Deine Definition, was denn Dichten sei, greift ein bisschen zu kurz. Wenn es nur darum ginge, Gefühle zu verarbeiten, könnte man auf die Idee kommen, einen Fachmann aufzusuchen, wenn es um den Ausdruck und die Vermittlung von Gefühlen geht, kommen wir der Sache schon näher. Silbenzählerei mag ich auch nicht, aber Silben sind Bestandteile von Wörtern, die wiederum sind Teile von Sätzen oder von Versen. Die Sprache, die sich unter anderem der Wörter und Sätze bedient, hat Regeln. Die kann man natürlich, wenn man sie nicht kennt oder beherrscht, als schwachsinnig bezeichnen und sich fragen, ob man solchen Schwachsinn wie Rechtschreibung, Interpunktion und Versmaße überhaupt benötigt.
Wenn Du mit Deinen Gedichten an die Öffentlichkeit gehst, sei es auch nur in so einem Forum, musst Du damit rechnen, dass sie kritisch betrachtet oder, was ja auch mal vorkommt, gelobt werden.
So ist das. Deine Reaktion ist ein bisschen naiv und zeugt von einer Überempfindlichkeit.
Gruß,
Heinz
PS.
Bei welchem Ausbeuter bist Du denn beschäftigt?

[DieSilbermöwe]

Hallo DerStefan,

ich finde die Idee und Umsetzung witzig. Kann auch deine Erschöpfung und das Abgestumpftsein nachvollziehen. Da ist man froh, wenn man sich den Frust einfach mal von der Seele schreiben kann.

[Ex-Poesieger]

Ich bin mein eigener Schichtplan.

[DieSilbermöwe]

Dann hast du es gut.

[Thing]

Zitat von Poesieger

Ich bin mein eigener Schichtplan.

Als Beamter kannst Du gar nicht mitreden!

[Ex-Poesieger]

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum gleichzeitigen Schichtbeginn und -ende