Dein Feuer und die zwei anderen. bei Poetry.de

erstmalsooderwie · 17.07.2008, 22:24

Dein Feuer und die zwei anderen.

Eines Tages, mitten auf dem großen, gepflasterten Platz in der Innenstadt, knisterte dein Feuer. Die Hitze, die von ihm ausging war auf ihre Weise anregend. Die giftigen Scheite hattest du hier und dort gesammelt. Man ging um das Feuer herum, man blickte hinein, manchmal. Es brannte elf Tage, und mittlerweile begann man, sich um das Feuer zu scharen, man fragte sich nach dem Sinn des Ganzen, ein Feuer mitten auf dem großen weiten Pflastersteinplatz, „so etwas“, sagte man, „ist doch nicht normal“.
Einige Tage vergingen, dein Feuer brannte weiter. Man hatte verschiedene Gruppen gebildet, manche waren für, manche gegen das Feuer, einige wechselten still und heimlich hin und her, je nach der allgemeinen Mentalität dem Strom folgend. Warum sich diese Gruppen gebildet hatten, wusste man nicht. Es handelte sich ja nicht um feste Verbände, wieso auch, bei so einem Feuerchen, und überhaupt, das ganze hatte ja nicht wirklich einen Sinn, denn viel anderes, als über das Feuer zu tuscheln oder es zu akzeptieren tat man ja doch nicht. Bis zu diesem einen Tag.
Da platzte ihnen der Kragen. Sie füllten ein großes leeres Bierfass mit Wasser, und löschten dein Feuer. Nun lagen nur noch ein paar angekohlte, feuchte Holzscheite herum, die Stadtreinigung würde sie bald entfernen, kein Grund mehr für lauwarme Aufregung, man kehrte wieder zurück in seine Altbauwohnungen, Villen, Plattenbauten. Aber unter der Oberfläche schwelte es noch. Der Rauch drang durch die feuchte Kohle, er fand Risse, er quoll zwischen den Scheiten hervor, wie grauer Eiter aus einem schwarzen Pickel. Er war so dick, dass man ihn fühlen konnte, und wenn man nicht aufpasste, bekam man etwas in die Lunge. Zuerst wurde man ohnmächtig, dann ohnmächtiger, nach ein paar Minuten trat der Tod ein. Dann stellte man sich nicht mehr die Frage, wer hierfür die Verantwortung trägt.

17.07.2008, 22:24	#1
erstmalsooderwie Dabei seit: 11/2007 Beiträge: 79	Dein Feuer und die zwei anderen. Dein Feuer und die zwei anderen. Eines Tages, mitten auf dem großen, gepflasterten Platz in der Innenstadt, knisterte dein Feuer. Die Hitze, die von ihm ausging war auf ihre Weise anregend. Die giftigen Scheite hattest du hier und dort gesammelt. Man ging um das Feuer herum, man blickte hinein, manchmal. Es brannte elf Tage, und mittlerweile begann man, sich um das Feuer zu scharen, man fragte sich nach dem Sinn des Ganzen, ein Feuer mitten auf dem großen weiten Pflastersteinplatz, „so etwas“, sagte man, „ist doch nicht normal“. Einige Tage vergingen, dein Feuer brannte weiter. Man hatte verschiedene Gruppen gebildet, manche waren für, manche gegen das Feuer, einige wechselten still und heimlich hin und her, je nach der allgemeinen Mentalität dem Strom folgend. Warum sich diese Gruppen gebildet hatten, wusste man nicht. Es handelte sich ja nicht um feste Verbände, wieso auch, bei so einem Feuerchen, und überhaupt, das ganze hatte ja nicht wirklich einen Sinn, denn viel anderes, als über das Feuer zu tuscheln oder es zu akzeptieren tat man ja doch nicht. Bis zu diesem einen Tag. Da platzte ihnen der Kragen. Sie füllten ein großes leeres Bierfass mit Wasser, und löschten dein Feuer. Nun lagen nur noch ein paar angekohlte, feuchte Holzscheite herum, die Stadtreinigung würde sie bald entfernen, kein Grund mehr für lauwarme Aufregung, man kehrte wieder zurück in seine Altbauwohnungen, Villen, Plattenbauten. Aber unter der Oberfläche schwelte es noch. Der Rauch drang durch die feuchte Kohle, er fand Risse, er quoll zwischen den Scheiten hervor, wie grauer Eiter aus einem schwarzen Pickel. Er war so dick, dass man ihn fühlen konnte, und wenn man nicht aufpasste, bekam man etwas in die Lunge. Zuerst wurde man ohnmächtig, dann ohnmächtiger, nach ein paar Minuten trat der Tod ein. Dann stellte man sich nicht mehr die Frage, wer hierfür die Verantwortung trägt.