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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 04.05.2022, 13:39   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Parabel vom Lamm, das erwachsen wurde

Es war einmal ein junges Schaf
weit draußen auf der Heide,
das blökte selten, war stets brav
und liebte seine Weide.

Es wuchs heran und dachte sich:
„Solang ich leise bleibe,
sieht mich der Schlachtermeister nicht
und rückt mir nicht zu Leibe.

Was gehen mich die andern an,
ihr Blöken und ihr Schreien?
So dumm bekommt mich niemand dran,
den Schlächter mir zu freien.“

Doch plötzlich war der Bruder fort,
auch Schwester, Vater, Mutter,
Odeur von Blut lag auf dem Ort
und mischte sich ins Futter.

„Jetzt geht die Welt mich doch was an!“
Das Lamm hat es verstanden.
„Wehr ich mich nicht, bin ich bald dran,
und ich bedarf der Banden.“

Es sucht sich seine Widder aus
und bildet junge Wilde:
„Ihr steht uns für ein friedlich Haus
und führt die Abwehrschilde.“


04.05.2022
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Alt 04.05.2022, 14:12   #2
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria!
Pardon! Vergiss den Schäfer nicht,
der nicht auf Schafes Fleisch erpicht,
von Schafes Schur sich den Gewinn verspricht.
Sing auch dein Lob vom Schäferhund,
der seine Lämmchen gut bewacht
und fürchte jener Wölfe Schlund,
die Schafe reißen jede Nacht,
und auch nicht meinen Schlemmergaumen,
der Lammes Keulen liebt, gespickt mit Pflaumen
nach Mecklenburger Art plus rotem Wein.
Nochmal: Pardon! Aber das schmeckt fein.

Ohne Quatsch: Deine Parabel gefällt mir und gibt zu denken, wenn wir das Wort Opferlamm aussprechen.

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 04.05.2022, 14:37   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ohne Quatsch: Deine Parabel gefällt mir und gibt zu denken, wenn wir das Wort Opferlamm aussprechen.
Mit dem Opferlamm im Sinne des Christentums hat mein Gedicht wenig zu tun, Heinz. Vielmehr habe ich einen Bogen gespannt von der Diskussion über den Ukraine-Konflikt zu einem Hollywood-Film - jawohl - mit James Stewart. Darin spielt er einen Farmer, der meinte, sich aus dem Bürgerkrieg raushalten zu können. Stichwort "Neutralität". Bis er eines Tages nach Hause kam und seine Familie von Marodeuren ermordert vorfand, die Frauen vergewaltigt. Da griff dieser Pazifist zum Gewehr und sagte: "Jetzt ist doch mein Krieg." Und damit meinte er nicht Vergeltung, sondern er war in der Realität angekommen: Nicht er hatte zu bestimmen, wann oder was Krieg ist.

Ein Schelm, wer daraus auf Aktuelles schließt.
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Alt 04.05.2022, 14:46   #4
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ach, das christlich determinierte Opferlamm hatte ich gar nicht im Sinn. Ich habe ja gerade mal wieder die Odyssee gelesen und staune immer wieder über die Hekatomben geopferter Stiere, Ziegen und Lämmer, die von den kulturell hochstehenden Griechen geschlachtet (und gegessen) wurden, nachdem man die besten Stücke den Göttern spendierte.
Dein Hinweis auf den Film, in dem ein Pazifist zur Waffe greift (um seine ermordete Familie zu rächen?), lässt meine Ohren klingeln. Ich scheue den Vergleich mit pfeifchenrauchenden, langhaarigen Müslivertilgern, die gerade zu kernigen Waffenbefürwortern mutieren.
Gruß an Dich!
Heinz
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Alt 04.05.2022, 16:36   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich scheue den Vergleich mit pfeifchenrauchenden, langhaarigen Müslivertilgern, die gerade zu kernigen Waffenbefürwortern mutieren.z
So gut kenne ich Toni Hofreiter nicht. Aber er wird mir immer sympathischer.

Der Film heißt übrigens "Der Mann vom großen Fluss".

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Ma...9Fen_Flu%C3%9F
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Alt 04.05.2022, 17:10   #6
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die mehrfach gestellte Frage: "Herr Hofreiter, waren Sie bei der Bundeswehr oder haben Sie Wehrersatzdienst geleistet ?" hat er bis heute nicht beantwortet. Ich gehe davon aus, dass er nicht "gedient" hat. Ich unterstelle ihm, und meine es gar nicht böse, dass er Forderungen stellt (schwere Waffen für die Ukraine), von deren Wirkungen er null Ahnung hat. Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
H.
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Alt 04.05.2022, 18:41   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Sehe ich nicht so. Den Spruch finde ich sowieso blöd. Richtig müsste er heißen: Ich hasse es, wenn mein Pelz nass wird, aber wenn es der richtigen Sache dient, dass er nass wird, frage ich die Haut, wie sie sich darunter fühlt. Dann bin ich einen Schritt weiter.

Der Pelz ist nun mal nicht die letzte Instanz. Er ist immer noch die Dichte, die sich das Wasser rausschütteln kann. Den Floh interessiert der Pelz nicht, er will an das, was darunter ist.
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