Kind der Stille

[Sternkind]

Ich bin kein Kind der Stille

Ich lausche dem viel stimmigen Klang der Natur
Den Stäubchensammlern, die fröhlich im blühenden Kirschbaum singen

Ich bin ein Kind der Aue, des buntblättrigen Waldes, der feuchten Wiesen, die nach Maiglöckchen duften

Dort, in das weiche Moos will ich mich zur Ruhe legen, unter der alten Eiche, nahe am Bach

Seinem ewigen Rauschen will ich mich hin geben und mit meinen Träumen fliegen

[Ilka-Maria]

Man müsste ein Schmetterling sein, um so sein Dasein genießen zu können.

Aber der Mensch will kein Moos (außer als Synonym für Geld). Er will ein Haus, ein Auto, einen Supermarkt und die Stadt. Er will keine Stille, sondern Dauerbeschallung durch Radio, Fernsehen und die Lautsprecher in den Fußballstadien. Er will nicht in seinen Träumen fliegen, sondern völlig real mit der Lufthansa.

Der Mensch ist für Stillstand nicht geschaffen. "Der Mensch strebt, solange er lebt."

Wäre es anders, wären wir nicht da angekommen, wo wir heute sind. Und es geht immer weiter ...

Wir denken, schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Nun, ich bin noch offen für Überraschungen.

Zwischendurch mal zur Ruhe zur kommen, sich zurückzulehnen, wäre natürlich gesund. Aber ich fürchte, immer weniger Menschen finden zu dieser Auszeit.
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[Sternkind]

Ach, Ilka, was immer Du zu wissen glaubst, vielleicht will ich ja ein Schmetterling sein.

Vielleicht ist meine Seele dieser Schmetterling.

Ich schreibe, was ich fühle, was ich ersehne, in meinem tiefsten inneren Wesen.

Wenn Du alles von mir liest, erkennst Du mich.

Allerdings musst Du die Lehrerinnenbrille absetzen, um mit dem Herzen zu sehen.

[Sternkind]

Liebe Ilka, ist Dir nicht in den Sinn gekommen, dass mit dem "zur Ruhe legen" die letzte Ruhe gemeint sein könnte, den ewigen Stillstand?

Das Leben ist nur ein Traum in einem Traum.
Wenn ich aufhöre, diesen Traum zu träumen, werde ich in einem anderen Traum erwachen.
Hinweg fliegen, mit meinen Träumen fliegen.

[Sternkind]

Liebe Ilka,

Jemand spielte laut Musik, eine Musik von der Sorte, bei der mir der alte Spruch meiner Oma in den Sinn kommt: "Das zieht einen ja die Hosen aus." Ich sehnte mich plötzlich nach Stille und ich fragte mich, will ich die Stille oder will ich nur die Laute nicht, die der Mensch in der Welt hinterlässt?

Das war die Antwort.

Ich bin an einem Ort geboren, in der es weite Auenwälder gibt und lebe jetzt zwischen Sand und Kiefern, eine Ansicht in der der Wechsel der Jahreszeiten keine Macht hat. Diese Auenwälder sind meine Sehnsuchtsorte, das letzte, das ich sehen möchte, wenn ich mich zur letzten Ruhe lege.

Hast Du schon einmal von einem "inneren Rückzugsort" gehört? Diesen Platz suche ich auf, unter dem alten Baum, neben dem Bach. Ich lege mich in das weiche Moos und sinke hinein bis ich verschmolzen bin mit Einem und Alles.

[Sternkind]

Genau das ist es ja, liebe Ilka, die Abkehr von all dem Mensch sein, mit dem was Du erkennst, wenn Du davon sprichst, wo für der Mensch geschaffen ist. Aber Stillstand ist es nicht, den ich meine, sondern das, was Du glaubst, das erstrebenswert sei, um Mensch zu sein.

[Heinz]

Liebes Sternenkind,
man muss Ilka-Maria ja nicht immer recht geben. Sie kann das ab.
Ich finde Deine Verse bezaubernd und im besten Sinne poetisch. Die Stäubchensammler im blühenden Kirschbaum haben es mir angetan.
Ein Schmettering kann ich aufgrund meines Bruttogewichts nicht werden, eher mutiere ich zu einer dicken Hummel, aber die brummen doch auch ganz schön!
Heute werde ich, weil ich es von Kind auf so gehalten habe, blühenden Flieder klauen und mangels eigener Mutter (natürlich habe ich eine, aber sie ist schon zwanzig Jahre als Admiral in den Brennnesseln zugange) meiner Freundin Gabi schenken, die statt Nektar lieber andere gehaltvolle Flüssigkeiten saugt.
Ich freue mich auf Deine nächsten Gedichte.
Liebe Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Zitat von Heinz

Liebes Sternenkind,
man muss Ilka-Maria ja nicht immer recht geben. Sie kann das ab.

So ist es. Aus mir wird in diesem Leben und auf dieser Erde kein Romantiker mehr. Sternkind hat ihr Gedicht in der Ich-Form geschrieben, und daraus kann ich gut schließen, wie sie die Welt und ihre Rolle darin sieht. Es klingt märchenhaft, aber auch in diesem Punkt siegt bei mir der Realismus; denn wenn man die echten Märchen unter die Lupe nimmt, entdeckt man in ihnen knallharte Wahrheiten.