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Alt 08.04.2022, 17:06   #1
weiblich Kattze
 
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Standard Osterspaziergang

Osterspaziergang

Ich fand ihre Adresse im Internet. Nach Jahren, mit dem richtigen berufsbezogenen Stichwort ergoogelt.

Vor etwa 7 Jahren glaubte ich, ein paar Monate lang, sie sei meine Seelenschwester. Irgend etwas zwischen uns kam mir so vertraut vor. Immer wieder trafen wir einander, saßen wir nebeneinander, suchten einander... jedenfalls schien es mir so.

Der Schauplatz: eine Selbsterfahrungsgruppe. Geleitetes Experimentierfeld zur Selbstbeobachtung: Wie mache ich Kontakt?

Ich unterschätzte die Brisanz dieser Experimente, die wir „Übungen“ nannten. Hatte ich mir doch mein bisheriges Erwachsenenleben lang eine Strategie antrainiert, die mich von der Qual tiefer zwischenmenschlicher Beziehungen unabhängig ließ.

Und dann geschah es doch, dass ausgerechnet SIE mich rührte, auf-, oder an-, oder be-rührte. Und indem SIE das spürte, reagierte sie heftig ablehnend.

Ich habe nie begriffen, welche Art Übertragung da vor sich ging, weshalb die Therapeutin ausgerechnet zwischen IHR und mir Dialoge inszenierte, in denen ich vor IHR beschimpft wurde.

Ich gab auf. Die Gruppe, die Therapie. Blieb die, die ich war, mit der hochgemauerten Sicherheitssperre um den inneren Bereich, in dessen Zentrum das Herz liegen soll. Aber es blieb auch die Ahnung einer schlimmen Einsamkeit innerhalb des Sperrbezirks.

Gute 7 Jahre später machte ich mich also auf, um in einer der Nachbarstädte ihr Namensschild neben der Haustür zu lesen, einen Tag nachdem ich ihre Adresse herausgefunden hatte. Ein sonniger hellgrüner Frühlingsnachmittag, an dem ich durch die Straßen eines gepflegten Stadtteils mit atmosphärischen Häusern aus der Gründerzeit husche. Ein paar Schritte vom Bürgersteig zur Haustür. Unter ihrem Namen auf dem Schildchen finde ich den ihres Freundes.

Einen imaginären Kragen hochschlagend, entferne ich mich, unauffällig und hoffentlich ungesehen. Ich blicke nicht einmal zurück zu den Fenstern, die wahrscheinlich IHRE sind.
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Alt 08.04.2022, 21:28   #2
männlich Heinz
 
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Liebe Katze,
ein Osterspaziergang, der entsagungsvoll beendet wird. Du schreibst, ich will es mal "intensiv" nennen.
Den folgenden Text weigert mein Gehirn sich, ihn zu verstehen:

Und dann geschah es doch, dass ausgerechnet SIE mich rührte, auf-, oder an-, oder be-rührte. Und indem SIE das spürte, reagierte sie heftig ablehnend.

Von ihr ging die Initiative, der, ich sags mal hochgestochen, nonverbalen Kontaktaufnahme aus. Wieso "re"agierte sie mit heftiger Ablahnung?

Ein wenig ratlos aber herzlichen Grüßen,
Heinz
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Alt 09.04.2022, 13:29   #3
männlich Flocke
 
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Hallo Kattze,

Machst du mit uns, deinen Lesern, einen Test?
Zitat:
„Der Schauplatz: eine Selbsterfahrungsgruppe. Geleitetes Experimentierfeld zur Selbstbeobachtung: Wie mache ich Kontakt?“
Untersuchst du, was passiert, wenn du uns den (fast) gleichen Text mit einer anderen Überschrift noch einmal vorlegst?
Osterspaziergang“ am 8.4.22 und
Aus, vorbei“ am 18.2.22

Schaust du, ob die Leser die Veränderung überhaupt mitkriegen? Bemerken wir überhaupt, dass du zwei fast gleiche Geschichten gepostet hast?
Zitat:
„Vor etwa 7 Jahren glaubte ich, ein paar Monate lang, sie sei meine Seelenschwester.“ (in "Osterspaziergang")
Zitat:
„Vor etwa 10 Jahren glaubte ich, ein paar Monate lang, du seiest meine Seelenschwester.“ (in "Aus, vorbei")
Es macht schon Sinn, mehr als eine deiner Geschichten zu lesen, um die Welt deiner Protagonistin besser zu verstehen. Und umgekehrt: wenn man mehrere deiner Geschichten liest, versteht man Lisa besser, sie wird immer realistischer, kompexer. Und ich denke, es ist immer die gleiche Protagonistin. Sie vermag es, wohl ähnlich wie du (?), ihre Welt aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. (Du hast dich ja selbst schon gefragt, "... lässt mich noch einmal nachgrübeln, was Lisa mit mir zu tun hat.")
Deine Geschichten formen zusammen eine "übersichtliche" (ich weiß nicht, ob das Wort treffend ist. Oder „stimmige“, „kleinen Kosmos erschaffende?) und doch komplexe Welt. Einmal schaut sie sich als junge Frau um, dann als eine, die im Leben steht. Oft unterwegs, ob im Zug oder im Flugzeug reisend, Männer, die als Pubertierende, Lover, Väter und als Tod erscheinen usw., die Bezugspersonen und Schweine sein können … Freundinnen, Frauen, Hexen
So sehe ich auch deinen Text "Osterspaziergang", der den Text "Aus, vorbei" variiert, als ein Experiment:
Was passiert, wenn diese ferne, und doch nahe Person in dieser Therapiegruppe, von der Erzählerin direkt angesprochen wird („Du“) und wenn die Erzählerin über sie mit mehr Distanz erzählt?
Zitat:
„Und dann geschah es doch, dass ausgerechnet SIE mich rührte, auf-, oder an-, oder be-rührte.“ (Osterspaziergang)
Zitat:
„Und dann geschah es doch, dass ausgerechnet du mich rührtest, - auf-, oder an-, oder berührtest.“ (Aus, vorbei)
Eine erste Kurzantwort: die innere Distanz zum Gegenüber ist unterschiedlich. Wir erfahren, wie innerer Abstand die Sicht und die Beurteilung der beschrieben Personen und Situationen ändert: Ich und Du --> wir identifizieren uns eher mit der Protagonistin, haben unseren Blick auf den Ausdruck der Gefühle, werden zur Empathie eingeladen. Ich und Sie --> hier konstituiert sich eher eine Beobachtungssituation, wir analysieren und urteilen eher. Die Figur in der Geschichte / den Geschichten erscheint einmal in einem zentralen Licht auf der Bühne, das andere mal mit einem Spot!

Ach ja,
Ganz cool hast du deine Geschichte: „Woodoo“ zweimal mit minimalen Veränderungen in das Forum gestellt: am 21.11.2021 und am 31.3.2022!
Aber ich habe aufgepasst wie ein Luchs, mir ist es aufgefallen.

Mir gefällt, wie du über einen Verlauf mehrerer Geschichten, den Kern einer persönlichen, einer liebenswürdigen, vertrauten Welt entwickelst, die Bezüge in viele Richtungen zulässt. Von diesem Kern aus, kannst du „in die Welt gehen“, ohne dich zu verlieren. Oder um es poetisch zu sagen: Du kannst deiner Heldin einen 10 jährigen Aufenthalt in einem Zen-Kloster schenken oder in die Antarktis schicken, es wird kein Reisebericht oder eine Actionreihung werden. Es wird von deinem schriftstellerischen Ansatz her immer eine weitere Entfaltung, ein „Wachstumsschritt“ der Heldin sein. (Du erinnerst dich, dass wir schon mal über “Wachstumsschritte“ sprachen?)

Kurz noch ein Gedanke:
Ähnlichkeiten und gegenseitige Anspielungen in diesen Geschichten treten auch weniger offensichtlich auf, aber doch in reichlicher Fülle. Liest man mehrere Geschichten, verbinden sie Ereignisse miteinander, sie offenbaren neue und verschiedene Facetten, lassen uns die Heldin immer lebendiger erscheinen.
Ein kleines Beispiel unter vielen:
In den Texten: "Reisebekanntschaft" und "Liebe am Nachmittag" fährt die Erzählerin mit der Bahn (auch in FFF), der Geruch bzw. der fehlende Geruch wird angesprochen. Die Erzählerin spielt in der "Liebe..." mit dem Gedanken der Trennung, im der "Reiseb..." sitzt der Tod neben ihr.

- wieder so viele Worte.
Jetzt ist erst mal genug!

Liebe Grüße Flocke

Geändert von Flocke (09.04.2022 um 16:24 Uhr)
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Alt 09.04.2022, 16:28   #4
männlich Heinz
 
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Liebe Kattze,
wenn Flocke richtig recherchiert hat, dann drängst sich eine Idee auf, die, wenn Du keine Urheberrechte geltend machst, den Aufwand für meine Geschichten und Gedichte halbieren. Ökonomisch sinnvoll unter uns Poeten kursiert schnell das Wort Plagiator. Kann man eigene Werke plagiatieren?
Einen schönen Sonntag wünsche ich!
Heinz
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Alt 09.04.2022, 18:43   #5
weiblich Kattze
 
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Lieber Heinz, lieber Flocke,

deine Ratlosigkeit, Heinz, kann ich gut verstehe. Diese „Geschichte“ ist (ausnahmsweise) weitgehend autobiografisch und hinterließ mich ebenfalls ratlos, als sie passierte. Vermutlich ist es unfair, den Leser*Innen meiner Texte die Deutung von Rätseln zu überlassen, die mir bis heute „nachgehen“. In der Tat geht es in „Aus, vorbei“ um dieselbe Situation, an die ich mich auf einem „Osterspaziergang“ erinnere.
Flocke, du bist aufmerksamer als ich. Ein Fehler von mir, kein Test, ist mein Doppelposting von Woodoo. Es schmeichelt mir, wenn meine Texte überhaupt Aufmerksamkeit finden.
Zitat:
Zitat von Flocke
So sehe ich auch deinen Text "Osterspaziergang", der den Text "Aus, vorbei" variiert, als ein Experiment:
Was passiert, wenn diese ferne, und doch nahe Person in dieser Therapiegruppe, von der Erzählerin direkt angesprochen wird („Du“) und wenn die Erzählerin über sie mit mehr Distanz erzählt?
Ja. Irgendwie geht es immer um „Nähe“. Und es macht mich immer wieder frösteln, wie weit Paare beim Sex einander entfernt bleiben (können).

Zitat:
Zitat von Flocke
(...)Es wird von deinem schriftstellerischen Ansatz her immer eine weitere Entfaltung, ein „Wachstumsschritt“ der Heldin sein. (Du erinnerst dich, dass wir schon mal über “Wachstumsschritte“ sprachen?)
Gewiss erinnere ich mich. Wobei ich das „Wachstum“ vielleicht lieber „Entfaltung“ oder „Entwicklung“ nennen möchte. Solange nicht die Begriffe „Reife/Reifen“ ins Spiel kommen.

Zitat:
Zitat von Heinz
Kann man eigene Werke plagiatieren?
Wie das bei Geisteswissenschaftlern ist, weiß ich nicht. Altes als Neues verkaufen – wenns keiner merkt...

Zitat:
Zitat von Flocke
Mir gefällt, wie du über einen Verlauf mehrerer Geschichten, den Kern einer persönlichen, einer liebenswürdigen, vertrauten Welt entwickelst, die Bezüge in viele Richtungen zulässt. Von diesem Kern aus, kannst du „in die Welt gehen“, ohne dich zu verlieren.
Vielleicht wie das Mädchen aus dem Lied „Brand New Key“
Zitat:
Zitat von MelanieSafka
I ride my bike, I roller skate, don't drive no car
Don't go too fast but I go pretty far
For somebody who don't drive,
I been all around the world
Some people say, I done all right for a girl
Einen schönen Sonntag wünscht
Kattze
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Alt 09.04.2022, 19:00   #6
männlich Heinz
 
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Merci, liebe Kattze, für die ehrliche Antwort!
Morgen ist Sonntag und für Dich hoffentlich ein schöner.
Heinz
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Alt 10.04.2022, 00:57   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Kattze Beitrag anzeigen
Leser*Innen
Unterlasse diesen Scheiß! Diese Sprachverhunzung will ich im Forum nicht haben. Wir bleiben von Sternchentalern frei, verzichten auf den Strich und brauchen kein Binnen-I.

Wer ein Sternchen und obendrein das Binnen-I braucht, hängt mit dem Kopf tief im Brunnen. Es ist erstaunlich, wie leicht sich Menschen an der Leine führen lassen. Meine Welt ist das nicht.
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Alt 10.04.2022, 11:40   #8
weiblich Kattze
 
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Zitat:
Zitat von Inka
Unterlasse diesen Scheiß! Diese Sprachverhunzung will ich im Forum nicht haben. Wir bleiben von Sternchentalern frei, verzichten auf den Strich und brauchen kein Binnen-I.
Zitat:
Zitat von Inka
Nö, Heinz, ist sie nicht, Eher bist du aus der Art geschlagen. Gewalt im Alltag ist "normal", und der größte Feind einer Frau, das kannst du in jeder Kripo-Akte nachlesen, ist der eigene Ehemann.
Irgendwie bin ich wohl ins falsche Forum gerutscht.
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Alt 10.04.2022, 11:50   #9
weiblich Inka
 
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Standard Richtigstellung

Da müssen von Kattze die Namen Inka und Ilka verwechselt worden sein? Ich habe so etwas nie geschrieben.

LG von Inka
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Alt 10.04.2022, 12:45   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Kattze Beitrag anzeigen
Irgendwie bin ich wohl ins falsche Forum gerutscht.
Könnte sein. Es ist erstaunlich, wie leicht sich viele Menschen an die Leine nehmen lassen und jeden Bockmist mitmachen.
__________________

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Alt 10.09.2022, 22:33   #11
männlich Kurt
 
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Ort: Menzenschwand-Las Vegas
Beiträge: 452


Hier kam das Thema "Plagiat" auf.
Ich sehe das in diesem Zusammenhang nicht so. Warum soll ein(e) Autor(in) nicht beliebig Texte verbessern, umschreiben und dann genau so "beliebig" verwenden/veröffentlichen können?
Es gibt doch z.B. ganze Bücher in geänderter/verbesserter Neuauflage...

MfG.
K.
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