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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 28.03.2022, 15:41   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Prawda

Im Kreml herrscht ein dreister Mann,
der, eiskalt wie die Barentssee,
beweist, wieviel an Wahnidee
ein kranker Kopf behausen kann.

Doch steht er damit nicht allein:
Kaltschnäuzig wie ein Kettenhund
umschwirrt ihn ein Agentenbund
und sackt des Staates Pfründen ein.

Moral und Recht sind ihm banal,
die Lüge ist sein höchstes Gut,
er opfert herzlos junges Blut,
das Leid des Volks ist ihm egal.

Wer glaubte, Stalins Geist sei tot,
saß einem schweren Irrtum auf:
Die Freiheit steht im Ausverkauf,
Vox populi hat Mundverbot.

Wer seine Zähne dennoch bleckt,
jongliert auf einem schmalen Grat
und endet meistens hinter Draht,
wo er als armes Schwein verreckt.

28.03.2022
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Alt 28.03.2022, 15:48   #2
weiblich AlteLyrikerin
 
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Leider stimmt das alles zu genau. Diese gelungenen Verse hat er sich verdient, der Verbrecher auf dem Präsidentenstuhl.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 28.03.2022, 16:48   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin Beitrag anzeigen
... der Verbrecher auf dem Präsidentenstuhl.
Wie ich jetzt erfahren habe, hat Otto von Habsburg in mehreren Vorträgen vor Putins Charakter bereits gewarnt, als dieser Jelzin abgelöst hatte. Habsburg zitiert einen seiner damaligen Gesprächspartner, der Putin als "Gangster" bezeichnete. Angeblich hat der allerliebste Vladimir schon in seiner Schulzeit Klassenkameraden denunziert, um sich Vorteile zu verschaffen. Auch behauptet Habsburg, Putin habe einer Palastrevolution gleich Jelzin in einem dessen schwacher Momente (der war fast immer besoffen) abgesetzt und sich selbst inthronisiert (bisher geht das Narrativ, Jelzin habe Putin als Nachfolger vorgeschlagen). Zu seinen ersten Amtstagen gehörte die Wiedereinführung der Stalin-Hymne, wenn auch "nur" die Melodie, denn den Text ließ er ändern. Außerdem hat er Stalins Siegesflagge von 1945 wieder zur offiziellen Flagge der russichen Armee erklärt. Und schon damals hörte Habsburg von Leuten, die mit Putin zu tun hatten, dass dieser ein notorischer Lügner sei.

Habsburg, der sich schon in den Jahren 2003 bis 2005 gründlich mit Putin befasst hatte, zählte noch etliche andere "Mosaiksteinchen" auf, aus denen dessen reaktionär-nationalistische und auf eine Autokratie gerichtete Gesinnung bereits damals erkennbar gewesen sei.
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Alt 31.03.2022, 16:37   #4
männlich Hans Plonka
 
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Lb. Ilka-Maria,

Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin
... der Verbrecher auf dem Präsidentenstuhl.
Jeder Krieg ist ein abscheuliches Verbrechen. Große Macht hat nicht nur positive Möglichkeiten, was bei Putin deutlich erkennbar ist. Auch die amerikanischen Präsidenten haben ihm dazu in der Vergangenheit Beispiele gegeben.

LG Hans
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Alt 31.03.2022, 17:05   #5
weiblich Inka
 
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Standard Otto von Habsburgs Meinung über Putin

https://www.youtube.com/watch?v=om2Fl9Y3I2I
Über Putin: Wie Otto von Habsburg ihn einschätzte (2003 und 2005)
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Alt 31.03.2022, 17:09   #6
männlich Heinz
 
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Hans,
hör doch mal auf mit dieser beschissenen Relativirerei! Ja, auch amerikanische Präsidenten sind keine Unschuldsengel und die ersten Atombomben sind von amerikanischen Präsidenten über Japan abgeworfen worden.
Das laut zu verkünden und anzuprangern bedarf es keinen großen Mutes, denn ein Straflager für viele Jahre habe ich nicht zu befürchten.
Putins Verbrechen finden heute und jetzt und in ziemlicher Nähe zu uns statt.
Was bezweckt Deine nervtötende Balsamerei a la " Auch die amerikanischen Präsidenten haben ihm dazu in der Vergangenheit Beispiele gegeben."?
Dass andere Regierungschefs Fehler gemacht und Verbrechen begangen haben, ändert nichts daran, dass Putin sich erdreistet, meine ukrainischen Verwandten abzuschlachten und in Kauf nimmt, dass auch die russischen Soldaten ihr Leben lassen müssen.
Jetzt kommst Du gleich um die Ecke und salbaderst möglicherweise von den Kreuzzügen oder den Verbrechen in Syrien, den mittelalterlichen Hexenverbrennungen, übergehst geflissentlich den Völkermord der Neutürken an den Armeniern und die deutsche Mitverantwortung.
In der Ukraine wird gestorben, in der Ukraine schlägt ein Putin zu - das ist das Problem!
Ilka-Maria hat bestimmt über den Titel ihres Gedichts nachgedacht und dem Inhalt des Gedichts stimme ich voll zu, weil das, was sie in Reime gesetzt hat, genau das ist, was nicht beliebig aufteilbar und relativierbar ist, die
PRAWDA!

Heinz
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Alt 31.03.2022, 19:40   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... hör doch mal auf mit dieser beschissenen Relativirerei! Ja, auch amerikanische Präsidenten sind keine Unschuldsengel und die ersten Atombomben sind von amerikanischen Präsidenten über Japan abgeworfen worden....
Jetzt kommst Du gleich um die Ecke und salbaderst möglicherweise von den Kreuzzügen oder den Verbrechen in Syrien, den mittelalterlichen Hexenverbrennungen, übergehst geflissentlich den Völkermord der Neutürken an den Armeniern und die deutsche Mitverantwortung.
Relativieren kann man versuchen, führt aber nie zu befriedigenden Ergebnissen. Denn Kriege werden nie aus nur einem Motiv vom Zaun gebrochen, und jeder Krieg nimmt einen anderen Verlauf.

Deshalb gibt es für die Entstehung des Ersten Weltkriegs fast genauso viele Erklärungen, wie es darüber Bücher und Zeitungsartikel gibt, sprich: Jeder hat eine andere Version.

Den Fingerzeig auf die U.S.A. kann man sich sparen. Präsident Bush wird als Kriegsverbrecher angesehen, weil der Irak-Krieg angeblich aufgrund einer Lüge geführt wurde und weil Zivilisten ums Leben kamen. Aber so einfach ist das nicht. Wenn es stimmt, was ich gelesen habe, hängen wir mit drin, denn Bush hatte sich Husseins angebliche Waffenlager nicht ausgedacht, sondern auf seine Berater und die Geheimdienste gehört, und da kamen Hinweise über derartige Waffen auch von Deutschland. Bekanntlich arbeiten der deutsche Geheimdienst und die CIA nämlich zusammen. Außerdem musste jedem klar sein, dass die Amerikaner den Angriff auf das WTC und andere Ziele nicht in aller Demut hinnehmen konnten. Weiterhin wird vergessen, das Hussein vor dem Krieg gegenüber den ausländischen Untersuchungstrupps nicht mit offenen Karten gespielt, sondern ohne jede Not Geheimniskrämerei betrieben hat. Ich bin sicher, dass die Amerikaner eine andere Strategie angewendet hätten, wenn vorauszusehen gewesen wäre, wie sich die Lage im Osten nach Husseins Tod entwickeln würde. Aber warum sollte es Bush mit seinem Beraterstab besser ergangen sein, als es Putin jetzt ergeht? Nebenbei gesagt, hätte Hussein nicht sterben müssen, wenn er nicht von den Rechtsvertretern seines eigenen Volkes zum Tode verurteilt worden wäre. Dafür sahen sich die Amerikaner nicht in der Verantwortung.

Auf jeden Fall gibt es aber einen deutlichen Unterschied in puncto Kriegsmotiven. In der Regel handelt es sich um die Ausweitung von Einflusszonen aus Gründen der Wirtschaft und der Schaffung militärischer Stützpunkte. Im Gegensatz zu den Amerikanern, die nie die Absicht hatten, die Länder dieser Erde zu amerikanisieren, strebt Putin im Sinne eines russischen Irredentismus die Vorherrschaft über ganz Europa an, und das heißt im Klartext: über das Europa, das im Westen von Moskau liegt. Dort spielt nämlich die Musik, nicht im kalten, weithin nicht zu regierenden Osten.

Der Krieg, den Putin führt, ist – bis jetzt - vergleichbar mit dem Sezessionskrieg der U.S.A.: „Brudervölker“ stehen sich feindselig gegenüber, töten einander und schaffen ein Trauma, das Jahrhunderte nachwirken wird. Dieser Krieg tötet Frauen, Kinder und junge Soldaten und löscht die Lebenserfahrung der Alten aus, bringt zwei Länder also um das Wertvollste, das sie für die ihre Zukunft gehabt haben. In Putins Krieg wird systematisch die gesamte Infrastruktur der Ukraine zusammengeballert, Millionen Menschen werden vertrieben, und man muss davon ausgehen, dass danach die nächsten Länder an der Reihe sind. Im amerikanischen Sezessionskrieg traf man sich noch auf den Schlachtfeldern, denn da ging es nicht um Gesichtswahrung, Narzissmus oder die Ausweitung des Landes (ausgenommen die Besiedelung des Westens), sondern es ging um den Zusammenhalt des Staates, der im Norden eine kapitalistische Entwicklung nahm, während der Süden am Feudalismus festhalten wollte. Gleichwohl wirkt das Trauma dieses Krieges bis heute in der amerikanischen Gesellschaft nach.

Diese panslawistische Idee ist die Pest. Sie spielte schon in den zehn Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die tragende Rolle, nur ging es damals nicht von Russland, sondern von Serbien aus. Der Gegenruck war Hitlers arische Ideologie. Und jetzt? Hört euch Putin und seinen Außenminister an: Der Westen ist dekadent, geradezu bis ins Mark verkommen, völlig verweichlicht und verblödet. Aus der Sicht der Russen sind wir jetzt die „Untermenschen“. Richtet euch darauf ein.
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Alt 31.03.2022, 21:54   #8
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Liebe Ilka-Maria,
in vielerlei Hinsicht stimme ich Dir zu, bin aber, was Putins Ziele angeht, etwas optimistischer als Du. Mit Genugtuung registriere ich das Verhalten der großartigen Sängerin Netrebko. Alle kann Putin (und ich gehe davon aus, dass es noch viele andere Prominente gibt, die sich erschreckt von ihm distanzieren) mit seinen Ideen wohl doch nicht begeistern.
Gruß,
Heinz
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Alt 31.03.2022, 22:12   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... och viele andere Prominente gibt, die sich erschreckt von ihm distanzieren) mit seinen Ideen wohl doch nicht begeistern.
Die Realität sieht anders aus: Der Großteil der russischen Bevölkerung steht hinter Putin, weil sie seit mehr als einem Jahrzehnt gehirngewaschen ist.

Dass Putin aus den eigenen Reihen elimiert wird, bleibt deshalb ein frommer Wusch. Der sitzt so fest im Sattel wie ein Hunne, der lieber auf seinem Pferd schläft, als jemals den Boden zu berühren.
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Alt 31.03.2022, 22:26   #10
männlich Heinz
 
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der Hunne - das kommt gut an. Sein (Putins) Verhalten ist in meinen Augen auch mehr hunnenmäßig als es sich für einen gebürtigen St. Petersburger ziemt. Aber: Aus dieser Stadt kommt (neben anderen vielen bedeutenden Menschen) auch Mussorsky und vor ein paar Minuten hatte ich noch eine CD eingeschoben und mir "Das große Tor von Kiew" (aus "Bilder einer Ausstellung) angehört und wieder einmal festgestellt, dass ich doch zu nahe am Wasser gebaut habe.
Dass die Mehrzahl der Russen, könnten sie morgen wählen, für Putin stimmen würde, ist mir klar. Aber Tausende Fliegen finden Kuhscheiße auch schön.
Ich habe mehr Zutrauen in die Kultur und glaube tatsächlich, dass es bald ein bisschen anders auf der politischen Landkarte aussehen wird. Ich bin halt ein unverbesserlicher Optimist.
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.03.2022, 22:29   #11
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich habe mehr Zutrauen in die Kultur
H.
Ich nicht.

Kultur spielt in einem Krieg keine Rolle - oder in gewissem Siinne doch. Sie wird plattgemacht. Das gehört zur Strategie: Zerstöre einem Volk die Kultur. Damit nimmst du ihm die Identität.

Dir Kultur ist das schwächste Glied, das in einm Krieg bestehen kann. Nur mit Waffen kann sie verteidigt werden. Das ist die bittere Realität.
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