Frühling, ich warte

[Heinz]

Heute ging ich durch den Wald,
suchte nach den Hexenblümchen,
die mir jedes Jahr recht bald
künden, dass nun Frühling ist.

Keines dieser weißen Sternchen
hat die Blüten schon geöffnet,
und betrübt ging ich nach Hause,
flehte himmelswärts zur Sonne,

bat sie flehend um mehr Wärme,
um recht bald den Blütenflor
in den Buchenwald zu zaubern
und den Boden zu bedecken.

Baldur hat erhört mein Flehen,
ein Zitronenfalter schwebte
flügelschlagend dicht vorbei.
„Lenz, da bist du ja,“ du Lieber,

„sag mir bitte, was den Falter
treibt, Zitronen uns zu falten!“
Baldur sprach: „Hör zu, mein Alter,
freu dich lieber, dass den kalten

Tagen nun die warmen Zeiten
folgen. Warte nur ein Weilchen,
dann begrüßen zarte Veilchen
dich, um Lust dir zu bereiten.


Damit es nicht zum Rätselraten kommt wie bei den Purpurglöckchen:
Hexenblümchen werden die Buschwindröschen genannt. Sie sind eine Pflanzenart aus der Gattung der Windröschen in der Familie der Hahnenfußgewächse. Bitte nicht essen, sie sind giftug.

[Georg C. Peter]

Lieber in dichterischer Anmut umhertänzelnder Heinz,

Deine zarten Zeilen beschreiben mit Hingabe die zarten Knospen des Frühjahrs.

Fast möchte man sich an dem Reigen beteiligen
und leicht bekleidet auf flotten Sohlen dahinschweben.

Aber meine Figur macht mir einen Strich durch die Rechnung...

Also tänz'le ich im Geiste und pfeife mir ein Frühlingsliedchen.

Liebe Grüße von Georg

[Heinz]

Lieber Georg,
ich habe das kleine Gedichtlein tatsächlich zwei Tage zu früh geschrieben.
Heute fuhr ich durch den Buchenwald, der fast bis vor meine Haustür reicht, und ich traute meinen Augen kaum: Baldur hat meine Bitte erhört und hat sozusagen über Nacht Tausenden, Millionen weiße Blüten der Hexenblümchen geöffnet. Was so ein heidnischer Gott doch bewirken kann, wenn msn ihn nur recht lieb bittet.
Für Deine Zeilen - tausend Dank!
Liebe Grüße,
Heinz