Ode an die Musik

beschwingten Schrittes läuft er dem Hallentor entgegen
ein kurzer Blick auf die Stechuhr
ja, er darf nun die Rhythmen mißachten,
die ihm in den letzten 7,5h den Takt vorgaben

kraftvoll beginnen ihn die ersten Klänge vom
Maschinenlärm abzutrennen
dann stampft auf einmal ein Stanzapparat für einen Augenblick
im Takt des Liedes
Gedanken über wundersame Angleichung und Harmonie
durchzucken ihn kurz
doch schon wechselt die Rhythmik
der dumpfe Schlag der Maschine aber bleibt
er drückt dreimal auf die Volumen-Plus-Taste,
wirft sein Haar zurück, und geht locker aber schneller weiter
und läßt den Schläger Schläger sein

auf dem Weg nach Hause singt er ein Loblied auf die Musik:
Du läßt mein Blut wallen,
läßt mich spüren "ich bin da"
Du bist ein Ventil aufgestauten Frust abzulassen
Du läßt meinen Geist jubeln
und mein Herz springen vor Freude
Deine Dynamik umgreift mich wie weiche, zarte Arme
und lassen mich fühlen "ich bin zuhause"
Deine Melodien lassen Vergangenes hellwach werden
es ist wie eine Reise in die Zeit
Dein Rhythmus spornt mich an nicht verwerflich zu werden
und vor dem Ende die Hände sinken zu lassen

Ich drücke Stop,
weil ich jetzt zu Mittag esse.
Langsam wie ein Schmerzmittel, das aufhört zu wirken
entschwindet das, was eben noch so wunderbar
Noch fährt das Automobil, dann rollt es,
schließlich steht es.
Stille. Gespenstige Stille.
Einen Augenblick am Brunnen genippt
und nun ist alles vorbei.