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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 12.08.2016, 23:54   #1
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Der achte Schöpfungstag

Jahwe ruhte, weil er dachte,
alles gut gemacht zu haben:
Licht und Dunkel, Land und Meere,
Fische, Bäume, Gräser, - Tiere,
die auf allen Vieren gehen
und die Menschen. Achtet sorgsam,
was die Bibel weise kündet:
In der besten Schöpferlaune
schuf er sie als Mann und Weib.

Jahwe schlief, doch Lilith wachte,
schaute kritisch in die Runde,
stieß dem Adam in die Rippen,
fragte ihn, ob er nicht spüre,
dass noch dies und jenes fehle.
Adam knurrte: Frau, gib Ruhe!
Alles ist zu unsrem Besten.
Lass die Finger von der Schöpfung,
sei zufrieden, Weib, sei still!

Doch Lilith, das feurige, rastlose Weib,
begann voller Eifer, die Welt zu verschönern.
Was farblos bisher ihre Sinne nicht reizte,
erstrahlte in glühenden, prächtigen Tönen.
Die Bäume ergrünten und rot blühten Rosen,
und safrangewandet bestrahlte die Sonne
mit goldenen Lanzen das Kobalt des Meeres.
Mit Purpur bestäubt sie die eigenen Haare,
betupft auch die Lippen und sieh! Es war gut.

Das Wispern des Windes in raschelnden Blättern
verlieh sie der Stimme für zärtliche Stunden ,
sie lehrte die Lerchen die schönsten Gesänge,
Sitaren erfand sie, Schalmeien und Geigen.
Die Sphärengesänge der Monde und Sterne,
das Zirpen der Grillen im Gras und das Rauschen
der silbrigen Bäche, das Summen der Bienen,
verdanken wir Lilith, dem prächtigen Weibe.
Entsperrt eure Ohren und hört: Es ist gut!

Mit Äpfeln wars leicht für die Eva, die später
des hungrigen Adams Geschmacksnerven reizte.
Gourmets mögen Liliths besondere Küche,
die sonnengereiften Orangen und Feigen,
Filets von gemästeten Ochsen und Fische,
geräuchert im Rauche der duftenden Pinie,
vollendet mit Hebrons gewürzten Getränken
und schwarzen Oliven, zu naschen aus Liliths
verlockendem Schoß. Und sie sprach: Es ist gut!

Wie soll sie den schlummernden Adam bezirzen?
Er hört und er sieht nichts, die leckersten Sachen
verschmäht er und weiß ihre Kunst nicht zu schätzen.
Mit Düften der Myrrhe und Moschus von Hirschen,
mit Ambra und Ölen der Narde versucht sie
vergebens, den Adam im Adam zu wecken.
Die Welt macht sie bunter, Musik und Gesänge
erfreuen die Sinne, die köstlichsten Speisen
hat sie ihm bereitet, - er brummt nur: Is gut.

Nimm Öl von der Narde, ertönet von oben,
und salb ihn, wie später Maria die Füße
des einzigen Sohnes, der je mir vergönnt war.
Doch streich diesen Balsam in andre Regionen,
Vielleicht wird er denken, der Himmel sei nahe
und seufzend dir danken und Gleiches für dich tun.
Hätt ich nur des Adams gebändigte Klugheit
Geahnt, ich vermute, dann gäb es nur Liliths,
Dann könnt ich mir sagen: Ach ICH! Es ist gut.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 00:11   #2
männlich dr.Frankenstein
 
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Ist gut
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Alt 13.08.2016, 00:29   #3
männlich Heinz
 
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Der mundfaule Adam sagte aber "is gut", Gott sagte "es ist gut" - wat denn nu, Doktor Frankenstein, is et jut oder was ist gut?
Gute Nacht!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 08:37   #4
Thing
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Standard Hei, Festival -

Sagen wir mal:
Es ist schön, Sehr bild- und farbenreich, und wir armen Armitschkel erfahren endlich, daß es Öl von Narden und gebratene Ochsen zu Liliths Zeit im bunten Paradies gab.
Und das ist gut.

Thing
mit besten Grüßen
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 09:07   #5
wortscharmützel
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iss gut
schmeckt
flutscht runter wie Öl
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Alt 13.08.2016, 09:07   #6
männlich Heinz
 
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Standard Der achte Schöpfungstag

Liebe Thing,
ich danke für Dein positives Urteil!
Nu, warum sollte es kein Nardenöl im Paradies gegeben haben? Da gab es ja auch eine sprechende Schlange und etliche Seiten weiter geblättert, finden wir eine fast Hundertjährige, die schwanger wird und ein Kind bekommt.
Der Ochse - das muss ich Dir doch nicht sagen - Ochsen gab es schon immer und in großer Zahl. Außerdem war das meine kleine Rache für den geopferten Widder - Du weißt, ich bin selbst einer. Einen Ausdruck, den ich nicht kenne, ist "Armitschkel".
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 09:10   #7
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Der achte Schöpfungstag

Guten Morgen, Wortscharmützel,
knapp aber willkommen Dein Lob.
Schönes Wochenende!
Heinz
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Alt 13.08.2016, 09:54   #8
wortscharmützel
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Beiträge: n/a

sei glücklich überhaupt Feedback zu bekommen. Manch einer geht ständig leer aus ;-)

Schönes Ende in der Woche auch dir...schreib weiter , isT echt gut.
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Alt 13.08.2016, 10:45   #9
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Der achte Schöpfungstag

Hallo, wortscharmützel
es hat schon mancher sich entleibt,
weil niemand einen Kommi schreibt.
Er stierte, als er noch am Leben,
und dachte: Einen muss es geben,
der meine Kunst zu schätzen weiß!
Die andern posten jeden Scheiß
und sammeln, welch ein Hohn,
den schönsten Dichterlohn.
Die Lorbeerkränze stapeln sich,
verzweifelnd denkt er: Nur an mich
hat keiner je ein Wort geschrieben,
wo sind die Hymnen denn geblieben,
die meinem tollen Werk gebühren?
Ich sag dir, solche Fragen führen
direkt und schnell zum Suizid.
Der Ausweg: Schreib ein neues Lied
und warte mit unendlicher Geduld
auf Lesers Gunst und Lesers Huld.

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 10:48   #10
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe Thing,
Einen Ausdruck, den ich nicht kenne, ist "Armitschkel".
Liebe Grüße,
Heinz
Hab einen Tippfehler drin.
Muß "Armitschkerl" heißen und bedeutet "armes, unwissendes Kerlchen".

Liebe Grüße
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 11:04   #11
männlich Heinz
 
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Merci! Wieder was dazu gelernt.
Liebe Grüße,
Dein Armitschkerl
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 12:34   #12
wortscharmützel
Gast
 
Beiträge: n/a

Na ich werd nicht gleich zu grabe hüpfen ,
lieber in die rolle schlüpfen
Nackt und lieblich unzensiert
In des akrobaten liederwerk
Ewig neue töne mir ergründen.
Wer wär ich denn,
Wenn lob und gunst mich nur verkünden?
Wahrlich summ ich deine worte
Zieh mich zurück zu meiner sorte
Und dank, ich heb die mütze.
Sei geduld uns stets die stütze.
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Alt 13.08.2016, 13:58   #13
männlich Heinz
 
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Jau, so isses!
Heinz
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