Prälunar und präfrontal, über Stock und Stein

[Landstreicher]

Prälunar

Drei Tage vor Vollmond
graben sich die Steine aus der Erde.
Drei Tage vor Vollmond
dehnt sich die Luft und geht auf wie Hefeteig.
Drei Tage vor Vollmond
strömen die Erdsäfte in die Gräser.
Drei Tage vor Vollmond
blühen die Engelsblüten leuchtend weiß.
Drei Tage vor Vollmond
versammeln sich Rotstein, Grünstein und Weißstein.
Drei Tage vor Vollmond
quillt die Erde auf und schwitzt.
Drei Tage vor Vollmond
leuchtet und strömt die lebendige Welt empor.
Drei Tage vor Vollmond
badet die Nachtwelt in elektrisierendem Licht.



Präfrontal

Die Sonnenwinde
und die Mondwinde
lassen das Himmelsgrau
zerbröseln.
Tanne und Fichte
zischen in milden Ostwindböen.
Der Vogel testet
die Luftfeuchtigkeit
und teilt das Ergebnis laut mit.
Der Ahorn
faucht und rauscht
nervös am Basaltfels.




Über Stock und Stein

Das Mondlicht zieht
die Mondsteine aus der Feuererde.
Das Sonnenlicht zieht
die Sonnensteine aus der Wassererde.
Durchs Waldtor
geht es in die nächste Welt:
Moderholz
in grünleuchtenden Zweigwelten,
Pilzduft
in braunschattigen Nadelwelten.
Weicher, federnder Waldboden.
Nasspflanzen und Plätschergraben.
Dann die Tautropfenwelt,
die Oberwasser zeigen sich.
Am Quellplatz
Zertretenes, Spiegelndes,
Pulsierendes, Wellendes.
Die Luft im Unterwald
gesättigt von Holz und Wasser,
von Erde und Rost.
Schädel und Baumschwamm
leuchten aus der Schattenwelt.
Der Pfad des toten Schuhs.
Weiter oben
am Ende des vergessenen Wegs,
der Schleier der Grossen Grünen.
Die Pforte von der Eichenwelt
der trockenen, lichten
in die Graswelt,
die nasse, helle.
Die Landschaft
zieht sich zusammen
und dehnt sich aus,
atmet Wolken.
Die Erde schwitzt
Edelsteine ans Tageslicht.








Liebe Grüsse