Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 02.01.2011, 00:56   #1
männlich Schreiberling 2
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Braunschweig
Alter: 31
Beiträge: 20


Standard Nachts in der Stadt

Kapitel 1

Regen plätschert auf den Boden. Er geht unbeirrt durch die Nacht. Allein. Die Augen stur auf den nassen Boden gerichtet. Was um ihn herum passiert blendet er aus. Das einzige was seine Ohren wahrnehmen sind seine Schritte.

Er greift in seine Hosentasche, nach einigen Sekunden des Suchens, fördert seine rechte blutverschmierte Hand eine Packung "Lucky Strikes" an den klaren nächtlichen Himmel. Zufrieden schaut er die Packung an, lächelt und öffnet sie. Doch zu seinem Missfallen muss er feststellen das sich nur noch ein Stängel in ihr befindet. Er muss sich wohl oder übel eine neue besorgen, denn er hat noch viel vor in der Nacht.

Er nimmt sich die letzte vorhandene Zigarette, führt sie zum Mund, zündet sie an und nimmt einen kräftigen Zug, anschließend lässt er den angesammelten Rauch langsam, in kleinen Wölkchen in den nächtlichen Himmel entweichen. Ein kurzer Blick in den sternenklaren Himmel, dann geht er zu dem Kiosk an der Ecke, legt die nun leere Schachtel zusammen mit einem Schein auf den Tresen und sagt in ruhigem gelassenen Ton: "Einmal, bitte". Der Verkäufer, der sich anscheinend noch im Tiefschlaf befindet, legt die angeforderte Ware begleitet von einem langen Gähner auf den Tresen neben den Schein. Während er sich den Schein nehmen möchte fällt sein Blick auf die blutverschmierte Hand des Kunden. Seine Augen weiten sich schnell, verschlafen wirkt er jetzt nicht mehr. Kleine Schweißtropfen bilden sich auf seiner Stirn.

Scheiße, der Kerl hat Blut an seiner Hand. Ob das sein eigenes ist oder hat er vielleicht jemanden gekillt, bin ich der nächste? Ich wusste das heute sowas passiert, ich wusste es. Der Tag hatte so gut angefangen, so gut verdammt und jetzt, jetzt kommt so ein beschissener Typ mit Blut an seiner Hand in meinen Kiosk. Ganz ruhig. ganz ruhig, bis jetzt ist noch nichts passiert. Vielleicht hab ich ja Glück und mir passiert nichts, vielleicht geht er einfach wieder...

Beide schauen sich in die Augen. Der Verkäufer ist schon komplett durchweicht, als der Mann ihm zuzwinkert, seine Zigaretten nimmt und entspannt vor sich hin pfeifend zur Tür geht. "Schönen Abend noch", ruft er dem Verkäufer zu, kurz bevor er durch die Tür geht. Er blickt sich kurz um, nimmt dann erneut eine Zigarette zündet sie an, holt einen klein zusammengefalteten Zettel aus seiner Jackentasche, entfaltet ihn, schaut kurz drauf, nimmt dann sein Handy zur Hand, wählt die Nummer der Taxizentrale seines Vertrauens und lässt sich ein Taxi kommen.

Eine Viertelstunde und die Hälfte seiner gerade eben neu gekauften Zigarettenpackung später, fährt das Taxi vor. Er setzt sich hinein, gibt dem Fahrer den Zettel und sagt: "Den letzten Kunden auf der Liste muss ich noch besuchen". Der Fahrer gibt ihm den Zettel wieder und fährt los.

Was für ein Abend war das bis jetzt bloß gewesen. Es ist Mittwochnacht und mir wurde schon zweimal das Taxi vollgekotzt, ich wurde schon dreimal von alten Frauen mit ihren Handtaschen geschlagen weil sie mir das falsche Ziel genannt hatten und außerdem droht mir noch eine Anzeige wegen Beleidigung von einem 180 Kilo schweren Mann, nur weil ich ihn gefragt hatte wie er denn vorankommen würde nachdem er es nach einer halben Stunde immer noch nicht geschafft hatte in das Taxi einzusteigen. Und jetzt dieser komische Kerl. Irgendwas an ihm ist merkwürdig finde ich und dann noch diese Formulierung, er will einen "Kunden" besuchen, was meint er bloß damit einen "Kunden" besuchen zu wollen? Es ist 22.30 Uhr, was für eine Art von "Kunde" hat um diese Zeit denn noch was Geschäftliches vor? Naja egal, wir sind ja jetzt da.

Das macht dann 7,75 €, sagt der Taxifahrer. Er gibt ihm einen Zehner und steigt aus. Jetzt würde er es endlich zuende bringen können, denkt er sich und macht sich auf den Weg zu dem Mehrfamilienhaus auf der anderen Straßenseite, indem kein Licht mehr brennt.

Kapitel 2

Der Regen prasselt gegen die Scheiben eines kleinen Kiosks, der an der Ecke einer Straße steht. Ein schwarz haariger Mann mittleren Alters steht hinter dem Tresen, reibt sich die Augen und greift nach seinem Kaffeebecher. Er nimmt einen großen Schluck und stellt den Becher wieder zur Seite.

Der Tag ging gut los für ihn, heute morgen um 4.51 Uhr ist er Vater geworden. Es war der schönste Moment in seinem Leben gewesen, als der Arzt ihm sein Kind überreichte. Er strahlte, er strahlte den Arzt an, er strahlte die Krankenschwestern an, er strahlte seine wunderschöne Frau an, die ihn erleichtert und zufrieden zurück anstrahlte und er strahlte sein Kind an. Sein kleines süßes Mädchen, mit den klitzekleinen Händchen...

Er wird von der Eingangstür, die immer wenn sie aufgeht ein nervendes Geräusch von sich gibt aus seinen Träumen gerissen. Ein Mädchen, nicht älter als 13 steht vor seinem Tresen.

"Eine Schachtel Zigaretten", raunt sie ihm mit ihrer piepsigen Stimme entgegen.

"Aber natürlich", sagt er lächelnd und legt ihr eine Schachtel Schokozigaretten hin.

"Sag mal willst du mich verarschen du Trottel, gib mir gefälligst den richtigen Stoff".

"Das ist der richtige Stoff, sogar der richtig harte, die Zigaretten die da vor dir liegen haben noch nicht mal einen Filter", sagt er ruhig mit einem glucksenden Unterton.

Sie grinst ihn blöd an, streckt ihm ihren Mittelfinger entgegen und stampft wütend aus dem Kiosk. "Immer diese Kinder", murmelt er leise vor sich hin, greift erneut nach seinem Kaffee und nimmt einen großen Schluck.

Plötzlich fliegt die Tür auf und zwei große, kräftig gebaute Schlägertypen mit großen Schnurrbärten stürmen den Kiosk. Der Verkäufer zuckt zusammen als die beiden riesengroßen Kerle sich vor ihm, der relativ klein und schmächtig ist, aufbauen.

"Du Knilch, was glaubst du eigentlich wer du bist", fragt der etwas grimmigere dreinblickende Mann.

"Ich weiß beim besten Willen nicht was Sie beide von mir wollen, Herrschaften", stottert der vor Angst zitternde Verkäufer.

"Du wolltest unserer Gangleaderin keine Zigaretten verkaufen", sagt der zweite der beiden Riesen, der vom Gesicht her wie ein Hells Angel aussieht, sich die Klamotten aber von den Bee Gee´s geklaut hat.

Der Verkäufer bekommt vor Angst keinen Ton mehr heraus, er steht einfach nur so da und guckt die beiden Gestalten an. Die beiden bulligen Mittdreißiger gucken erst den Verkäufer an, dann sich, dann nicken sich beide zu und plötzlich ist es dunkel.

Als er wieder zu sich kommt sind die beiden komischen Typen nicht mehr da. Es gibt nur noch verrückte heutzutage, denkt er sich, da geht die Tür erneut auf. Ein etwas älterer Mann betritt den Kiosk, legt eine Zigarettenschachtel und einen Schein auf den Tresen und sagt: "Einmal, bitte". Während der Verkäufer gähnt, da er sich fühlt als wäre er gerade nach einer durchzechten Nacht in irgendeiner vollgeschimmelten Seitengasse aufgewacht, legt er ihm eine Schachtel "Lucky Strikes" auf den Tresen. Er will gerade den Schein nehmen, da fällt ihm die blutverschmierte Hand des Kunden auf. Seine Augen weiten sich schnell, plötzlich fühlt er sich hellwach, Schweißtropfen bilden sich auf seiner Stirn. Beide schauen sich in die Augen. Der Verkäufer ist schon komplett durchweicht als ihm der Kunde zuzwinkert, seine Zigaretten nimmt und entspannt vor sich hin pfeifend zur Tür geht. "Schönen Abend noch", ruft er dem Verkäufer zu, kurz bevor er durch die Tür geht. Die Tür fällt zu. "Schönen Abend noch", erwidert der Verkäufer leise.

Er greift zu seinem Kaffee, trinkt ihn aus, fummelt in seiner Hosentasche nach seinen Schlüsseln für den Kiosk, findet sie, geht zur Tür, macht das Licht aus, schließt die Tür hinter sich ab und sagt erleichtert: "So für heute reicht es, ich habe keinen Bock mehr, ich will jetzt nach Hause", da es ihm für heute reicht, er keinen Bock mehr hat und jetzt nach Hause will.

Er nimmt sich sein Fahrrad das er an die Wand gelehnt hatte, steigt auf und schaut sich nochmal um. Gute 20 Meter hinter ihm steht der Typ von eben, rauchend und telefonierend auf dem Fußweg. Der Verkäufer wendet seinen Blick von ihm ab und tritt in die Pedale. Ungefähr 10 Minuten später ist er Zuhause, da er einige Abkürzungen kennt die man nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß nehmen kann. Er wohnt in einem Mehrfamilienhaus, im dritten Stock.

Er schließt seine Tür auf, knipst das Licht an und atmet tief durch. "Endlich Zuhause", schnauft er. Alles sieht noch genauso aus wie heute morgen als er und seine Frau völlig überstürzt die Wohnung verlassen hatten da ihre Fruchtblase geplatzt war. Morgen könne sie wieder nach Hause hatte der Arzt heute gesagt. Da freut er sich schon richtig drauf. Er schaltet den Fernseher an, nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank, legt sich auf das Sofa und schläft sofort ein.

RUMMS. Mit einem Mal ist er wieder hellwach. "Was zum Teufel war das", fragt er sich leise. Der Krach kommt aus der Wohnung des Nachbarn. Er steht auf, geht zur Wand und drückt sein Ohr fest an sie. Es wird gesprochen, aber er kann nichts verstehen. Der nach diesem Tag eh schon nervlich total am Ende angelangte Verkäufer sinkt zu Boden, fasst sich mit beiden Händen ins Gesicht und murmelt leise etwas vor sich hin.

Nebenan werden die Geräusche immer lauter und lauter. Doch aufeinmal verstummt alles, dann ein klirren, ein Schrei und ein paar Sekunden später ein dumpfer Aufprall. Der Verkäufer richtet sich langsam auf, geht zur Tür, öffnet sie zaghaft und guckt vorsichtig in den Flur. Keine Menschenseele ist zu sehen. Er schluckt, sein Herz pocht so schnell und stark das ihm schlecht wird. Er geht langsam in den Flur, stellt sich vor die Tür des Nachbarn, drückt sein rechtes Ohr an die Tür und versucht angestrengt etwas zu hören. Und tatsächlich er hört etwas, Schritte, er hört Schritte und sie kommen immer schneller auf die Tür zu vor der er steht. Er nimmt die immer näher kommenden Schritte zwar wahr, aber er kann sich nicht bewegen. Er steht wie angewurzelt vor dieser Tür und jetzt öffnet sie sich...

Kapitel 3

Regen prasselt gegen die Frontscheibe eines Taxis, dass sich den Weg durch eine dunkle Nacht bahnt. Am Steuer sitzt ein ungefähr 20 Jahre alter Mann mit kurzen braunen Haaren und einem 3 - Tage - Bart.

Er sieht müde aus, aber auch genervt. Die Müdigkeit ist wohl auf die Schlafstörungen die ihm in der letzten Zeit zu schaffen machen zurückzuführen. Er schläft ein, wacht aber nach gefühlten 5 Minuten schweißgebadet auf und kann sich an nichts erinnern. Er kann sich nicht daran erinnern was er kurz vor dem schlafen gehen getan hat und er kann sich nicht daran erinnern warum er aufgewacht ist. Aber er hat danach immer so ein komisches Gefühl, so als ob ihm bald irgendwas schlimmes passieren würde.

Das er genervt ist, liegt aber eindeutig am Fahrgast, denn sie fahren nun schon knapp eine Stunde im Kreis da der Fahrgast annimmt, den Weg besser zu kennen und deswegen vor jedem Abbiegen einen spitzen Schrei ausstößt. Eigentlich sollte er sich darüber freuen denn länger fahren bedeutet bei seinem Job auch mehr Geld, aber in seiner momentanen Situation würde er jetzt auf der Stelle sogar seinen nervenden Fahrgast bezahlen damit er aussteigt und zwar sofort. Aber da es so nicht läuft und er sich sowieso nicht leisten könnte den Fahrgast rauszuschmeißen, erträgt er ihn einfach und hofft das sich Gott bald gnädig stimmt und ihn erlöst. Und da endlich nach 20 weiteren nervtötenden Minuten kann er endlich das lang ersehnte Ziel sehen. Das sein Fahrgast ihm beim bezahlen auf die Schulter klopft und sagt: "Ja ja die Masche der Taxifahrer immer einen Umweg nehmen um mehr Geld zu bekommen", ignoriert er gekonnt.

Als der Fahrgast endlich weg ist, atmet er erleichtert durch, steigt aus seinem Taxi und zündet sich eine Zigarette an. Die hat er sich nach diesem Stress echt verdient, denkt er sich und zieht danach so heftig an seiner Zigarette, dass er husten muss. Es ist mittlerweile schon 22 Uhr und noch lange kein Ende in Sicht seine Schicht geht noch ein paar Stunden. Während er noch ein paar mal an seiner Zigarette zieht denkt er darüber nach wie sein Leben wohl verlaufen wäre wenn seine Eltern nicht gestorben wären als er noch ein Baby war und er dann auch nicht ins Kinderheim gemusst hätte, wo er die schlimmste Zeit in seinem Leben verbracht hatte.

Ein lautes Knacken der Funkanlage in seinem Taxi reißt ihn aus seinen Gedanken. Es ist der Koordinator der Taxizentrale für die er arbeitet, der ihm einen neuen Fahrgast aufhalst. Der Taxifahrer schmeißt seine Zigarette auf den Boden, tritt sie aus und steigt in sein Taxi. Um ca. 22.30 Uhr erreicht er sein Ziel, sein Fahrgast steht schon an der Straßenseite. Ein etwas älterer Mann, mit kurzen schwarzen Haaren gut eingepackt in einen langen grauen Mantel. Der Fahrgast steigt in das Taxi und reicht dem Fahrer ein Zettelchen und sagt: "Den letzten Kunden auf der Liste muss ich noch besuchen". Der Taxifahrer guckt kurz drauf, nickt, gibt es ihm wieder und fährt los. In der ganzen Viertelstunde die sie unterwegs sind, sagt der Mann auf der Rückbank kein Wort, er sitzt einfach nur so da und guckt in die dunkle Nacht und trotzdem strahlt er irgendwas bedrohliches aus.

Um ca. 22.45 Uhr treffen sie am gewünschten Ziel ein. "Das macht dann 7,75 €", sagt der Taxifahrer. Sein Fahrgast gibt ihm einen Zehner, steigt aus und macht sich direkt auf den Weg zu dem Mehrfamilienhaus auf der anderen Straßenseite wo kein Licht mehr brennt. Der Taxifahrer guckt ihm noch einen Moment hinterher, irgendwie kommt der Typ ihm bekannt vor, jetzt wo er genauer darüber nachdenkt. Und auch diese Gegend hier kommt ihm bekannt vor. Er ist hier zwar auch schon oft lang gefahren, aber irgendwie kommt ihm diese Gegend hier anders bekannt vor. Als ob er...... als ob er......., ihm fällt es nicht ein.Nur dieses komische Gefühl manifestiert sich immer mehr. Er beschließt noch ein bisschen zu warten, vielleicht passiert ja irgendwas was ihm weiter hilft.

Er wartet über eine halbe Stunde, gerade als er beschließt wieder loszufahren hört er plötzlich ein klirrendes Geräusch und einen langgezogenen Schrei. Er schaut zur Seite und sieht gerade noch wie etwas, dass einem kleinen Körper ähnlich sieht, mit einem lauten Klatschen auf dem Boden aufkommt. Er springt sofort aus seinem Taxi und hechtet dem auf den Boden geklatschten Etwas entgegen. Es ist ein, es war ein Mann. So wie es aussieht hatte man ihn an einen Stuhl gefesselt. Und jetzt ist er tot. Der Taxifahrer merkt wie ihm schlecht wird, er dreht sich zur Seite und übergibt sich. Als er sich sein Erbrochenes genauer ansieht fällt ihm plötzlich alles ein. Genau hiervon hatte er die ganzen letzten Monate geträumt, genau von dieser Situation. In seinem Kopf schießen nur so irgendwelche Gedanken umher. Er ist aufgeschmissen, er weiß nicht was er tun soll. Er ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Gerade eben war er noch ruhig, doch je mehr Gedanken ihm durch den Kopf schießen desto mehr Panik bekommt er.

Er geht zurück zu seinem Taxi um sein Handy zu holen und die Polizei zurufen. Die wird ja wohl wissen was man in so einem Fall macht, denkt er sich während er krampfhaft überlegt welche Notfallnummer man wählen muss um mit der Polizei zu sprechen. Gerade als ihm die Nummer wieder einfällt und er sie eintippen möchte, hört er eine Stimme hinter sich. "Nett das du auf mich gewartet hast, aber das Handy solltest du lieber weglegen", ruft die Stimme. Der Taxifahrer dreht sich erschrocken um und schaut direkt in die Augen von...

Kapitel 4: Das Finale

Schweißgebadet wacht er auf.

Er hört wie der Regen gegen das Fenster seiner Wohnung prasselt. Sein Herz schlägt schnell. Von was hatte er nochmal gerade eben geträumt? Und hatte er nicht auch ein Geräusch gehört? Er weiß es nicht mehr.

Nun sitzt er kerzengerade und mit schnell pochendem Herzen in seinem Bett und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Er schaltet seine Lampe, die auf dem Nachttisch steht, an, steht auf, geht in die Küche und nimmt sich ein Glas und eine Flasche Skotch. Ein altes Familienrezept gegen nächtliche Beschwerden. Nachdem er sein Glas mit Skotch ausgetrunken hat stellt er es in die Spüle, macht das Licht in der Küche aus und geht wieder ins Schlafzimmer.

Gerade als er die Schlafzimmertür schließen will hört er hinter sich ein lautes Krachen. Erschrocken dreht er sich um, doch es ist nichts zu sehen. Er atmet einmal tief ein und wieder aus um sich zu beruhigen, doch es hilft nichts, sein Herz rast. Er legt sich wieder in sein Bett, schaut kurz auf seinen Wecker, es ist erst 21.30 Uhr. Diese Schlafstörungen verfolgen ihn schon seit geraumer Zeit. Er kann sich aber nicht erklären was die Ursache dafür ist. Aber er hat danach immer so ein Gefühl das ihm bald irgendwas passiert. Er hat deswegen schon einen Psychiater aufgesucht, aber so eine Behandlung dauert immer lange und solange muss er damit klarkommen. Was ihm nach 3 Monaten nicht unbedingt leichter fällt.

Plötzlich wieder ein Geräusch, er zuckt zusammen und blickt sich verängstigt um. "Vermutlich nur eine Katze, die eine Mülltonne umgeschmissen hat", versucht er sich selber zu beruhigen. Er atmet wieder tief durch und verkriecht sich unter seiner Decke wie er es als kleines Kind nach einem Alptraum getan hat, als er noch zu jung für Skotch war.

Nach einiger Zeit schaut er wieder auf seinen Wecker, mittlerweile ist es schon 22.47 Uhr. Er fasst sich ins Gesicht und beschließt sich ins Wohnzimmer zu setzen, um ein bisschen fern zusehen, vielleicht beruhigt mich das ja ein bisschen, denkt er sich, während er sich seinen Bademantel überstreift. Als er sich gerade auf seinem Sofa niederlassen will hört er plötzlich wieder ein Geräusch, diesmal aus Richtung seiner Eingangstür.

Langsam geht er den Geräuschen entgegen, sein Herz, dass sich gerade ein wenig beruhigt hatte fängt wieder an schnell zu pochen. Plötzlich ein lauter Knacks, die Tür öffnet sich mit einem Quietschen und ihm gegenüber steht ein relativ alter Mann in einem langen grauen Mantel. Er möchte schreien, doch kein Ton kommt aus seinem Mund, er steht einfach so da mit offenem Mund und bewegt sich kein Stück. Der Mann im Mantel lächelt ihn an, geht langsam auf sein zitterndes Opfer zu, bis der Abstand zwischen beiden nur noch wenige Millimeter beträgt. Beide schauen sich direkt in die Augen. Der Mann im Mantel ballt seine rechte Hand zu einer Faust und schlägt seinem am ganzen Körper vor Angst zitternden Gegenüber mit voller Wucht in seine Magenkule. Er sackt zusammen, Tränen schießen ihm aus seinen Augen.

Der Mann packt ihn am Kragen zerrt ihn zu einem Stuhl, setzt ihn darauf, knebelt ihn mit einem alten modrigen Taschentuch und bindet ihn am Stuhl mit einer Hundeleine fest. Der Mann auf dem Stuhl verucht zu schreien, doch das Taschentuch lässt kaum einen Laut durch. "Sei still", brüllt der Mann im Mantel während er dreimal auf das Gesicht des Gefesselten einschlägt. Er greift in eine seiner Manteltaschen, holt ein Messer heraus, bewundert es kurz und streift dabei sanft mit seinen Fingern über die Klinge. Dann macht er einen Satz auf den Gefesselten zu, hält ihm sein Messer ganz nah an sein linkes Ohr, sodass er die kalte Klinge gut spüren kann. Geht dann ganz nah an sein rechtes Ohr ran und brüllt dann: "Du hast es verdient, du hast alles was jetzt mit dir passiert verdient". Während er ihn anbrüllt funkeln seine Augen wie die eines Gestörten.

Er setzt die Messerseite direkt an seine Schläfe an, dann streicht er ganz langsam mit der Seite an seiner Haut entlang bis sein Ohr dem Messer in die Quere kommt. Die Schneide berührt nun genau den Teil, der Kopf und Ohr verbindet. Er umschlingt sein Messer nochmal richtig, dann fängt er an zu schneiden, langsam an zu schneiden. Dem Mann auf dem Stuhl schießen die Tränen nur so aus den Augen, er will schreien, doch das Taschentuch hält dicht.

Nach wenigen Minuten ist es vorbei und der Mann im Mantel hält das Ohr triumphierend in die Höhe. Ein lautes Lachen kann er sich nicht verkneifen als er in das Gesicht seines Opfers schaut. "Und nun kommen wir zum Höhepunkt des heutigen Spektakels", ruft er gut gelaunt. Er schiebt den Stuhl direkt vor eines der Panoramafenster, nimmt dem Mann auf dem Stuhl das Taschentuch aus dem Mund, mit der Begründung, er würde vor dem Abschied nochmal gerne seine Stimme hören.

"Sie sind doch krank im Kopf", sagt der Gefesselte in jammerndem Tonfall.

"Du hast es verdient", erwidert sein Peiniger mit einem lauten Lachen, dann schubst er den Mann mitsamt des Stuhls durch das Fenster.

Ein lauter Schrei, ein dumpfer Aufprall. "Und wieder einer weniger", sagt er fröhlich. Er nimmt sich ein anderes Taschentuch aus einer seiner Manteltaschen und wischt damit das Blut von seinem Messer. Dann macht er sich auf den Weg zur Tür. Er will sie gerade öffnen da hört er ein Geräusch vor der Tür. Er zückt sein eben gesäubertes Messer und öffnet langsam die Tür. Ein lauter Schrei.

"Was machen Sie denn hier", stammelt der Verkäufer aus dem Kiosk dem die Angst nun wieder ins Gesicht geschrieben steht, vor allem nachdem er das Messer entdeckt hat, was der Mann im Mantel fest umschlungen in seiner Hand hält.

"Nur meine Arbeit", antwortet er.

Dann holt er aus und knockt den Verkäufer mit einem gezielten Schlag an den Kopf aus. Er sackt zu Boden und bleibt regungslos liegen. Der Mann im Mantel steckt sein Messer wieder ein und geht nun mit großen Schritten die Treppe hinunter.

Als er gerade durch die Eingangstür stürmt, sieht er wie der Taxifahrer hektisch in seinem Taxi rumfummelt. Blitzschnell zückt er sein Messer und ruft ihm zu: "Nett das du auf mich gewartet hast, aber das Handy solltest du vielleicht lieber weglegen". Der Taxifahrer dreht sich erschrocken um und schaut direkt in die Augen von dem Mann im Mantel.

"Los steig ein und bring mich hier weg, dann verschone ich dich, eventuell".

Was, was haben Sie getan", stammelt der Taxifahrer während er mit seinem Zeigefinger auf die Leiche zeigt.

"Nur meine Arbeit, erwidert der Mantelträger, und jetzt steig ein und fahr".

"Nein, ich werde Sie nicht fahren", brüllt der Taxifahrer ihm fast überzeugend entgegen.

"Okay, dann nicht, murmelt der Mantelträger und geht mit großen Schritten und gezücktem Messer auf den Fahrer zu, aber dann brauche ich dich auch nicht mehr".

Der Mann im Mantel will gerade zustechen, als etwas Baseballschlägerartiges ihn so hart am Kopf trifft das er zur Seite fliegt. Er will sich gerade wieder aufrichten, als der Verkäufer nochmal zuschlägt und nochmal und nochmal, bis der Mann sich nicht mehr bewegt. Der Verkäufer beugt sich runter, fühlt den Puls, guckt dann den Taxifahrer an und schüttelt den Kopf. Der Taxifahrer sinkt erleichtert auf den Boden. "Danke", stammelt er dem Verkäufer entgegen.
Schreiberling 2 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2011, 20:43   #2
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278


So - ich antworte jetzt einfach ganz ehrlich:

Ich wollte deinen Text erst gar nicht lesen, weil er so lang ist - liegt an meiner Faulheit. Hab dann einfach aber ein paar Zeilen gelesen, irgendwo im zweiten Kapitel. Als ich die blutverschmierte Hand sah, dachte ich, ich sollte vll doch besser von Anfang an lesen. Das hab ich dann also getan und als ich dort die gleiche Szene nochmal weiter oben las, war ich einfach nur noch interessiert.

Die Verstrickung der einzelnen Szenen und Personen, wie Szenen wieder von Neuem beginnen aus einem anderen Hintergrund heraus, finde ich sehr gelungen und spannend - hab deine Geschichte also bis zum Ende gelesen.
Das ist das Besondere an deiner Geschichte und das gefällt mir außerordentlich.

Sprachlich habe ich bemerkt, dass der Text von Kapitel zu Kapitel schwächer wird, was Rechtschreibung und vor allem Zeichensetzung angeht. Diese Fehler sollten auf jeden Fall verbessert werden.

Das Ende hat mich - ehrlich gesagt - ein wenig enttäuscht. Es kommen zwar plötzlich alle Personen an einem Platz zusammen, es ist nur noch eine Szene - was gut ist und deine anfänglichen Ideen vervollständigt - dennoch finde ich den letzten Abschnitt zu schnell. Das Ende ist abrupt und eigentlich zu konstruiert und perfekt im Sinne von abgeschlossen. Mehr Offenheit hätte der Geschichte vielleicht besser getan. Womöglich ist es auch nur mein Geschmack. Ich mag weniger "runde" Enden.

Also - zusammengefasst: gern gelesen! Das Ende lass ich da mal weg...
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2011, 17:41   #3
männlich Schreiberling 2
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Braunschweig
Alter: 31
Beiträge: 20


Also erstmal, vielen Dank für deine Offenheit.

Wegen der Rechtschreibung bin ich ehrlich gesagt etwas verwundert, da ich die Geschichte einem Freund zum durchsehen gegeben habe der eigentlich sehr gut in so etwas ist, naja wohl doch nicht so gut wie ich dachte.

Ich denke das mit dem Ende ist wirklich geschmackssache, da ich von einer Freundin gehört hatte das sie das Ende als viel zu offen empfindet.
Schreiberling 2 ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Nachts in der Stadt



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Des Nachts philosopher Liebe, Romantik und Leidenschaft 2 11.04.2010 20:14
Nachts in der Stadt Hamilkar Barkas Gefühlte Momente und Emotionen 5 07.01.2008 02:41
nachts Lovely Düstere Welten und Abgründiges 0 05.09.2007 15:30
Nachts David Sonstiges Gedichte und Experimentelles 0 19.01.2007 10:00
In der Stadt, aber immer Stadt Felix Sonstiges Gedichte und Experimentelles 4 09.11.2006 15:59


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.