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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 11.11.2012, 11:21   #1
männlich AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

Standard Kinderhospiz

Kinderhospiz

Die Ulmen stehen schmal und schütter,
Das Buntglas filtert Lärm und Licht,
Ein Vater weint im Kreis der Mütter,
Hört wie der Wind in Versen spricht:

Der Körper geht, zerfällt zu Staube,
Weil eine Seele weiter muss,
Doch ist des Menschen Fels der Glaube,
Der Tod nur Gottes erster Kuss.


Die Ulmen stehen breit und schichtig,
Ein Mann schaut fernen Sternen nach,
Und alle Worte scheinen richtig,
Die einst der Wind in Versen sprach.

Geändert von AndereDimension (11.11.2012 um 14:39 Uhr)
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Alt 11.11.2012, 13:41   #2
weiblich simbaladung
 
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Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, A.D.,

wie einfühlsam du an dieses Thema mit deinem Gedicht herangehst! Du findest
(für mich) genau den richtigen Ton und die richtigen Worte ....
besonders schön finde ich die Verse des Windes (inbesondere: ... der Tod nur Gottes erster Kuss) und deinen Schlussgedanken, der diesen Vers nochmal aufgreift.
Großes Kompliment, kommt in meine Favoritenliste!

lg simbaladung
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Alt 11.11.2012, 14:50   #3
männlich AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

Hallo simbaladung

es freut mich, dass Dir der "Ton" gefällt. Ich habe bewusst ein schlichtes, nüchternes Bild gewählt.

Viele Grüße
A.D.
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Alt 11.11.2012, 15:09   #4
männlich AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

Hallo Risiko

vielen Dank für den Hinweis auf meinen Tippfehler, den es nun nicht mehr gibt.

Es ist vollkommen ok, wenn Du nach einem/dem Sinn fragst. Wenn Du nach einem "höheren" Sinn suchst, dann muss ich dich wohl enttäuschen, denn den
kann...darf es nicht geben - sonst würde er für jeden gelten.. Die wenigsten Menschen finden für sich den Sinn des Lebens; mit dem Sinn des Todes wären sie gänzlich überfordert. Solche Fragen versucht uns der Glaube zu beantworten, doch ist jeder Glaube letzendlich nur ein Platzhalter für das Wissen.

Die Sterne müssen nicht als Synonym für etwas anderes herhalten, sie stehen für sich selbst. Viel wichtiger ist Z1 von Vers 3, denn sie steht für vergangene Zeit. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lässt reifen was reifen will.

Wenn eine Seele weiter muss...war mir wichtig...denn sie "muss" ja - hat keine andere Wahl.

Gottes erster Kuss steht für die erste Begegnung, was aber nicht heißt, dass man ihm nicht vorher schon nah war.

Ich bin kein gläubiger Mensch im herkömmlichen Sinne, aber Gott ist für mich auch nur ein Synonym für das was nach dem Tode kommt. Und wenn es nur das "Nichts" ist.

Danke und viele Grüße
A.D.
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Alt 11.11.2012, 18:07   #5
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Ich finde das Gedicht spitzenklasse. Klar könnte man an manchen Bildern mäkeln, aber ist es nicht einfach nur eine Erfahrungssache, bei welchem Lebenseinschnitt man zum erstenmal "Gottes Kuss" spürt?

Der Leser könnte meckern bei der Vorstellung, den Sternen hinterher zu schauen, denn sie bewegen sich für uns scheinbar nicht. In Wahrheit sehen wir aber den Sternenstand einer längst vergangenen Zeit, und wir wissen inzwischen, dass sich seitdem mehr als eine Spielfilmlänge oder ein Interconti-Flug bewegt haben muss.

Das Gedicht will ohne Lamento und Kitsch auf ein Thema eingehen, das im öffentlichen Bewusstsein nicht einmal am Rande wahrgenommen wird. Und ich meine, das ist gelungen.

Vielleicht wäre Krawall besser gewesen, denn die Kinderhospize sind in ständiger Geldnot. In meiner Heimatstadt wurden vor drei Wochen stolze 10.000 Euro präsentiert, die man durch einen Basar zugunsten des hiesigen Kinderhospizes zusammengekratzt hatte. Was ist das schon gegen die durch Fensehshows eingesammelten Millionen für irgendwelche Zwecke? Aber vielleicht kommen die auch noch auf das Thema, wenn alle anderen Weiden abgegrast sind.

AnDi hat sich für die sensible Variante entschieden - alles andere wäre nicht sein Stil. Aber vielleicht hat er darauf aufmerksam gemacht, dass es todgeweihte Kinder gibt, dass es sogar viele von ihnen gibt, und - überhaupt - dass es Kinderhospize gibt.

Gut gemacht, AnDi,
LG
Ilka
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Alt 11.11.2012, 19:09   #6
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Daran ist überhaupt nichts seltsam. Dazu wissen wir schon zuviel.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.11.2012, 20:46   #7
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Das Gedicht geht mir nah, weil es nüchtern und ohne Klischees von Schicksalen berichtet, die sich fernab und verborgen von der "normalen" Welt erfüllen.

Jeden einzelnen Vers bzw. jedes Wort möchte ich gar nicht gedeutet bekommen, so wie sie für sich sprechen und auf mich wirken, ist es in Ordnung.

Mein Kompliment, deine Verse sind sehr gelungen.

Liebe Grüße ... Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2012, 16:06   #8
männlich Wolfmozart
 
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Alter: 59
Beiträge: 1.300

Poesie pur!

Kurz und prägnant.

Grüße wolfmozart
Wolfmozart ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2012, 21:13   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ein schönes Gedicht, das mir nah geht, AndereDimension.


LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.12.2012, 13:02   #10
männlich AndereDimension
 
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Dabei seit: 06/2009
Beiträge: 3.325

Auch euch "Nachzüglern" meinen herzlichen Dank"

Gruß, A.D.
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.12.2012, 17:34   #11
weiblich Wortgewand
 
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Dabei seit: 12/2012
Ort: NRW
Alter: 62
Beiträge: 17

Standard Ohne Worte

Lieber AnDi...

puh, da bin ich den 2ten Tag hier im Forum und finde mich mit diesem Thema konfrontiert.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu der weichen Poesie in deinem Gedicht. Die erste und die dritte Strophe gefallen mir sehr. In der Mitte fühle ich mich unwohl.
Meine jüngste Tochter starb mit fünfeinhalb Jahren. Da war nicht der Gedanke an den ersten Gottes Kuss, und der Glaube war nicht mein Fels, eher umgekehrt habe ich einem ungerechten Gott gezürnt, der mir mein Kind genommen hat. Solche Versöhnlichkeit hätte mir fern gelegen.

Meine Tochter starb nicht in einem Hospitz, daher sei mir nicht böse, wenn ich deinen Titel unzutreffend finde. Zum einen, weil er mir für deinen Text grundsätzlich zu sachlich erscheint, zum anderen aber auch, weil es solche Situationen nicht nur in einem Kinderhospitz gibt, sondern globalisierend überall.

Ich finde es trotzdem sehr bemerkenswert, dass du dich einem solch emotional schwierigen Thema gestellt hast.

Herzlich, Wortgewand
Wortgewand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.12.2012, 15:35   #12
männlich AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

Liebe Wortgewand,

ich habe diesen sachlichen Titel gewählt...weil mir der Kontrast zu einem sehr emotionalen Thema wichtig war - und natürlich sterben Kinder nicht nur im Hospiz. Der Tod des eigenen Kindes ist wohl das schlimmste was einem passieren kann - und so tut mir auch der deiner Tochter sehr leid.

Ich weiß es zu schätzen, dass Du dennoch nette Worte für mein Gedicht findest.

Danke und viele Grüße
A.D.
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