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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 14.11.2017, 20:33   #1
männlich Erich Kykal
 
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Standard Allumfassender Moment

In einem Augenblick ist mehr, als tausend Leben
erforschen könnten, die du nacheinander lebst.
Was immer du davon vor deine Augen hebst,
mag es dich noch so sehr erfüllen und erheben,

ist Ahnung nur vom großen Ganzen dieser Erde,
darauf du etwas fühlst und atmest und erreichst,
doch ist der eine Weg, von dem du niemals weichst,
nur einer unter ungezähltem Wohl und Werde.

Unmöglich, auch nur das Geringste zu erfassen,
das jetzt geschieht, da deine Augen diese Zeilen
bereisen, ihr Verströmen sich geschehen lassen!

Die Welt entufert sich unsäglich deinen Sinnen,
und nur, worauf die Augen seelenvoll verweilen,
erwächst zu Welt in dir und kann sich dort beginnen.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2017, 10:29   #2
männlich klaatu
 
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Hi Erich!

Beim Lesen dieser Zeilen hatte ich so ziemlich dasselbe Gefühl, das ich habe, wenn ich nachts in den Himmel schaue. Wirklich sehr gelungen!

LG
k
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2017, 11:46   #3
männlich Sonnenwind
 
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Hallo Erich!

Die zwei ersten Strophen genügen. Eigentlich genügt sogar die erste Strophe.
Es muss nicht immer ein Sonett sein!

Du bist, meinem Empfinden nach, religiöser als du es dir selbst eingestehen magst.

LG
Sonnenwind
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Alt 15.11.2017, 11:58   #4
männlich stephanius
 
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Hi Erich,
ist ein Text der auch mich anspricht,
auch wenn ich ihn wieder drei mal lesen
musste um ihn wirklich zu erfassen.
Trotzdem sehr gern gelesen.
Grüße
St.
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2017, 15:30   #5
männlich Erich Kykal
 
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Hi Klaatu, Sonnenwind, Stephanius!

Der Sternenhimmel ist so unendlich viel größer als die Erde, da trau ich mich erst gar nicht drüber, ist doch schon die Gesamtheit des Erdgeschehens viel zu viel für unseren begrenzten Verstand!
Macht man sich Distanzen und Größenverhältnisse mal bewusst, erschauert man nur noch vor der gigantomanischen Platzverschwendung:

Nur als Beispiel: Unsere Sonne ist mittelgroßer Standard, ihr Durchmesser (als anschauliches Exempel) beträgt einhundert Mal die Erde aneinandergereiht. Das heißt, viele ihrer Protuberanzen oder winzigen Sonnenflecken sind größer als unser gesamter Planet. Ginge sie aus, würde es auf der Erde erst ca. acht Minuten später dunkel bei Lichtgeschwindigkeit von etwas weniger als 300.000km pro Sekunde.
Zum Vergleich: Das Licht braucht etwas mehr als eine Sekunde von der Erde bis zum Mond. Bis zu den äußeren Planeten braucht es viele Stunden!
Dennoch ist unsere Sonne ein Zwerg: Die größten bisher gefundenen Sonnen sind größer als unser gesamtes Sonnensystem, unsere Sonne neben ihnen also noch wesentlich kleiner als die Erde im Verhältnis zu ihrer Sonne.
Und Sonnen gibt es 100 Milliarden bis wesentlich mehr pro Galaxis, und bisher schätzt man 100 Milliarden Galaxien im bekannten Universum, obwohl nur ein Bruchteil davon kartografiert ist.
Das ist ähnlich - nur ähnlich - als hätte man nur einmal kurz am Strand ins Wasser geblickt und würde hinterher behaupten, aller Meeresgrund auf der Erde bestünde egal in welcher Tiefe nur aus weißem Sand.

Angesichts dessen wird man rasch bescheiden und relativiert die eigene Bedeutung. Womit auch das Argument von der Religiosität vom Tisch wäre, liebe(r) Sonnenwind. Ich wollte nur eine lyrische Verdeutlichung für die Begrenztheit des "gottgleichen" menschlichen Verstandes schaffen. Die Flucht nach innen in begreifbare, überschaubare und wohlgeordnete Welten ist die logische Konsequenz unserer Begrenztheit nach außen. Deshalb existieren Religionen, die nur erdacht werden, um der eigenen Existenz Bedeutung zu verleihen. Aber wie Goethe schon den Geist der Natur zu seinem Faust sagen ließ, als dieser fragte, ob er, der gottgleich Geschaffene, ihm nicht ebenbürtig wäre: "DU GLEICHST DEM GEIST; DEN DU BEGREIFST - NICHT MIR!"

LG, eKy
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Alt 15.11.2017, 18:00   #6
männlich Sonnenwind
 
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Zitat:
...Das ist ähnlich - nur ähnlich - als hätte man nur einmal kurz am Strand ins Wasser geblickt und würde hinterher behaupten, aller Meeresgrund auf der Erde bestünde egal in welcher Tiefe nur aus weißem Sand.
Das sehe ich auch so. Weswegen es schwierig, wenn nicht gar lächerlich sein dürfte, Behauptungen über das aufzustellen, was den menschlichen Horizont prinzipiell übersteigt.

Räumliche Größe... allerdings könnte, "verglichen" mit geistiger Tiefe, nahezu bedeutungslos sein.

LG
Sonnenwind
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Alt 15.11.2017, 18:30   #7
weiblich marlenja
 
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Beim Lesen dieser tiefsinnigen Worte, dachte ich an eine Zelle, darin das ganze Leben eines Menschen enthalten, und alleine betrachtet so wenig noch aussagt.
marlenja ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2017, 23:47   #8
männlich Erich Kykal
 
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Hi Sonnenwind!

Das hängt vom Standpunkt ab, und wieviel Bedeutung man innerer oder äußerer Welt beimisst. Phantasie hat noch keinen direkt umgebracht, die "reale" Welt hingegen kann durchaus diesbezüglich sehr wirkmächtig sein - das merkst du spätestens, wenn dich ein Hund beißt! Das beschädigt Geist und Körper wesentlich nachhaltiger als die noch so lebensechte Vorstellung von einem Hund, der dies tut!

Andererseits beeinflussen Fantasien seit jeher wesentlich unser Wohl und Wehe - siehe Religionen, politische Systeme oder Brauchtum. Nichts naderes hat so viele Leben beeinflusst und sinnlos zerstört oder ganz genommen wie unsere Vorstellungen, wenn wir begannen, sie als allzu wahr und einzig gültig zu betrachten!


Hi Punktlandung!

Das Komma - die Kommata oder Kommas.



LG, eKy
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Alt 16.11.2017, 10:51   #9
männlich Sonnenwind
 
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Dann sag ich es einmal so, Erich: Wäre ein fühlendes... Wesen, worin auch immer man sein Fühlen begründet sehen mag, körperlich so klein wie die Spitze einer Stecknadel, es wäre dennoch unendlich mal "größer" als alles, was der Kosmos an Ausdehnung, Masse und Zahl zu bieten hat. Wir sind als Menschen nicht "klein", weil die Sonne (räumlich betrachtet) so viel größer ist...

Außerdem blendest du völlig aus, wie heilend Fantasie sein kann. Fantasie ist meinem Verständnis gemäß "Teil" der Realität, da der Mensch mit seinem ganzen Sein Teil derselben ist. Und nicht alles, was sich zunächst nur in unserer Fantasie abspielt, muss nur Fantasie sein oder bleiben.

LG
Sonnenwind


P.S. Als ob es bei dem, was ich "geistige Tiefe" nannte,
nur um Fantasie ginge...

Geändert von Sonnenwind (16.11.2017 um 11:59 Uhr) Grund: P.S.
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Alt 16.11.2017, 11:55   #10
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
[...] wie heilend Fantasie sein kann. Fantasie ist meinem Verständnis gemäß "Teil" der Realität, da der Mensch mit seinem ganzen Sein Teil derselben ist. Und nicht alles, was sich zunächst nur in unserer Fantasie abspielt, muss nur Fantasie sein oder bleiben.
Dem stimme ich vollständig zu, Sonnenwind. Das ist eine sehr logische Betrachtungsweise und abgesehen davon:
Wir müssen schon an die Dinge glauben die nicht wahr sind, wie sonst könnten sie es werden!? (Terry Pratchett)
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2017, 17:08   #11
männlich Erich Kykal
 
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Hi Sonnenwind, MiauKuh!

Ich vergleiche gar nichts, ich sage immer "gemessen an". Und gemessen am Kosmos sind wir bedeutungsloser als ein einzelnes Sandkorn an einem kilometerlangen Strand.

In meinem Gedicht geht es um die Fähgkeit des Ermessens, nicht um Bevorzugung äußerer oder innerer Welten.
Fakt ist allerdings, dass die innere Welt ohne die äußere keinen Input hätte, die äußere aber jederzeit OHNE jegliches Menschen Innenwelt existent ist.

Ausgeklammert wird von mir hier gar nichts, ich schrieb nur eine persönliche Ansicht, der man beipflichten kann oder auch nicht. Grundsatzdiskussion wollte ich keine vom Zaun brechen ...

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2017, 17:45   #12
männlich Sonnenwind
 
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Existenz ist ein schwieriger Begriff. Eine Welt, von der absolut niemand etwas weiß, existiert in meinen Augen nicht wirklich und ist völlig bedeutungslos, egal welche äußeren Ausmaße sie hat.

Eine Welt wird erst dann wirklich geboren, wenn sie Wesen hervorbringt, die sie und sich in ihr zu erkennen vermögen.

Klar vergleichst du. Du vergleichst äußerliche Ausmaße und Mengen... Und aus der Tatsache, dass der Mensch räumlich klitzeklein (und ziemlich blind) ist... folgerst du, dass er praktisch bedeutungslos ist.

Dabei setzt du das, was du beweisen willst, aber von Anfang an unausgesprochen voraus!

LG
Sonnenwind

Geändert von Sonnenwind (16.11.2017 um 19:10 Uhr)
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Alt 16.11.2017, 23:10   #13
männlich Erich Kykal
 
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Hi Sonnenwind!

Denk, was du magst. Ich weiß, wo der Mensch steht im Angesicht des Universums. Da kann er in "unendliche innere Weiten und Größen" flüchten, soviel er will.
Wenn du mit der eigenen Bedeutungslosigkeit nicht leben kannst, such dir einen Guru, einen Gott, einen Heilsbringer, dem du nachlaufen kannst - oder werde selber einer. Dann kannst du dir soviel Bedeutung einreden, wie du nötig hast.

Ich habe selbst eine sehr rege Fantasie, aber ich weiß, wo ich damit rangiere. Klar, von Menschen Erdachtes beeinflusst wesentlich ihre/unsre Welt - aber verglichen mit den Größenverhältnissen im Kosmos sind wir unbedeutend. So weit es mich betrifft, gibt es keine Schöpfungslegende, keinen Gott, keinen hehren höheren Plan. Unsere Existenz ist Zufall und Evolution, weiter nichts. Die Seele (wenn man davon ausgeht, dass sie etwas anderes ist als das allgemeine Bewusstsein, unser "Geist") haben wir erfunden, um uns einreden zu können, dass etwas über unser körperliches Ende hinaus weiterbesteht.
Je länger man darüber nachdenkt, desto abstruser werden die Annahmen für ihre Existenz.

Aber gut, jeder wie er möchte. Verleih deiner Existenz/jener der Menschheit so viel "innere" Bedeutung, wie du magst. Es zählt ohnehin nur für dich, so wie für jeden von uns die eigenen Auffassungen leitend sind. Für mich eben die meinen. Deshalb hat so eine Diskussion auch keinen Sinn.

LG, eKy
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Alt 16.11.2017, 23:45   #14
männlich pathos79
 
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Hallo Erich Kykal,

wenn die Augen die Fenster zur Seele sind, ist dann die Erkenntnis der eigenen winzigen Nichtigkeit die Tür zur zufriedenen systolischen Wahrheit?!
Dein Sonett ist ein Aha-Erlebnis, eine Urknalldarstellung des Wissens, dass man nichts weiss. Beim Lesen kam mir auch Faust in den Sinn: "Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewusst."
Und Deine handwerkliche Schöpfungskunst hat mich umgehauen, da Du eine ansprechende/abstrakte Ebene kreiert hast.

Take care, pathos
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Alt 17.11.2017, 09:58   #15
männlich Sonnenwind
 
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Irgendwie raffst du es nicht. Ich habe nicht gesagt, dass die Bedeutung des Menschen ins Unendliche geht (so etwas lasse ich prinzipiell offen). Ich habe nur versucht deutlich zu machen, dass die von dir geglaubte Bedeutungslosigkeit des Menschen (oder von Bewußtsein überhaupt) nicht belegbar ist - wenigstens nicht mit dem Hinweis auf räumliche Größenverhältnisse und dergleichen.

Ganz egal, ob das Leben, insbesondere die Entwicklung von bewusstem Leben, einen tieferen Sinn hat oder nicht -- es ist nicht deswegen bedeutungsvoll oder nicht bedeutungsvoll, weil es im äußerlich-räumlichen Sinne groß oder klein ist.

Wenn es einen tieferen Sinn hat, speist sich dieser aus einer anderen Quelle. Du verneinst diesen Sinn ausdrücklich, das ist dein gutes Recht. Ich lasse die Sache, nocheinmal, schlicht und ergreifend - offen.

LG
Sonnenwind
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Alt 17.11.2017, 20:31   #16
männlich Erich Kykal
 
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Hi pathos79!

Wir nehmen selektiv wahr, anders ginge es auch gar nicht, weil unser Hirn so viele Eindrücke und Infos gar nicht verarbeiten könnte. Und nur das, was wir von der Welt wahrnehmen, können wir reflektieren und in uns zu eigenen Welten aus- und weiterbauen.
Weil jeder anders und anderes wahrnimmt, sind diese Innenwelten auch so unterschiedlich bis inkompatibel.


Hi Sonnenwind!

Bewiesen ist gar nichts, da hast du recht. Selbst von Naturgesetzen weiß man nicht, ob sie im ganzen Kosmos gültig sind oder nur in unserer Ecke.
Aber man kann Wissen erwerben und evaluieren, man kann nach möglichst objektiven Kriterien gewichten und Wahrscheinlichkeiten schätzen.
Und je mehr ich über das Universum lerne, deto marginaler erscheint mit die Wahrscheinlichkeit von Bedeutung und Schöpfungsplänen.
Basierend auf der sich aus diesem Wissen ergebenden Wahrscheinlichkeit machte ich es mir zur persönlichen Ansicht, dass es keine Götter, Geister, Dämonen oder Teufel gibt, auch keine UFOs oder philosophierende Delphine, keinen höheren Plan und kein hehres Entwicklungsziel für unsere Spezies. Wir werden wie alle Arten existieren, bis wir aussterben, und Ende. Das Universum hat damit nichts falsch gemacht, denn das Universum gibt es ja nicht WEGEN uns!
Was da in den letzten Dekaden seit von Däniken's Irrtümern an esoterischem und pseudointellektuellem Schrott publiziert und in die Welt gehustet wurde, geht ja auf keine Kuhhaut mehr!
All diese athroposophische Hirnwixerei versucht verzweifelt, uns angesichts der ernüchternden Fakten doch noch irgendwie göttliche Größe und Bestimmung anzudichten - weil der Mensch eben so gern glauben MÖCHTE, dass er etwas Besonderes sei und über den Tod hinaus bestehen müsse. Welch eine Hybris - oder welch jämmerlich infantiler Trotz.

Wie gesagt - glaube was du magst. Ich tu es ja auch. Jede Überzeugung ist etwas Geglaubtes, keine Frage. Und mein "Glaube", wenn du es so bezeichnen willst, negiert nun mal jeglichen Sinn hinter der menschlichen Existenz, da naturwissenschaftlich wie kosmologisch betrachtet nichts das Gegenteil beweist - oder auch nur im entferntesten darauf hinweist. Na und? Ich kann damit leben - ich WILL es sogar. Nichts wäre für mich beängstigender und unnatürlicher als ein Universum voller Götter, oder - noch schlimmer - einem EINZIGEN, der tun und lassen kann, was er will!
Nichts wäre für mich demütigender als ein aufgezwungener höherer Sinn, dem ich folgen soll, ob ich will oder nicht. Ich genieße und gestalte meine sinnlose Existenz nach eigenen Maßgaben und Vorlieben, oder lasse es bleiben, ganz nach freiem Willen. Also selbst wenn es einen Sinn gäbe, würde ich ihn ignorieren und mein Leben selbst bestimmen.

Solltest du von vornherein diesen individuell bestimmten Sinn gemeint haben, den jeder selbst dem eigenen Leben verleiht, so haben wir aneinander vorbeigeschrieben, denn ich meinte den religiös oder sozial induzierten Sinn, den sich Religionen/Kulturen seit jeher zu verleihen versuchen. Abstruse Sinnstiftungskonstrukte, erdacht von bronzezeitlichen Wüstenstämmen, die nicht wussten, wie die Welt hinter dem Horizont weitergeht, geschweigedenn ihre eigene Psychologie erahnten! Und die Vernagelten und Verhagelten heutiger Zeit laufen diesem Mumpitz nach wie vor nach und nehmen ihn sogar wortwörtlich, bloß weil irgendein Bekiffter vor 2000 Jahren das so aufgeschrieben hat und irgendein Komplexhaufen im Prachtgewand das später zum "heiligen Buch" erklärte! Was ein geistig unmündiger Schwachsinn!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2017, 12:14   #17
männlich Sonnenwind
 
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Hallo Erich,

natürlich kann man Wissen erwerben und ein Gefühl für Wahscheinlichkeiten entwickeln. Man kann sich dennoch irren, auch auf hohem Niveau. Man kann klarer sehen - und doch in vielerlei Hinsicht im Dunklen bleiben.

Jedenfalls finde ich es schwierig, ausgehend von der Einsicht (siehe dein Gedicht und einige Anmerkungen in einem deiner Kommentare weiter oben), bezogen auf die Gesamtwirklichkeit nahezu blind zu sein, zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass es, vereinfacht gesagt, so etwas wie einen Sinn nicht geben kann.

Es ist und bleibt reine Glaubenssache, ob man einen solchen bejaht oder verneint.

Du wirfst gläubigen Menschen Wunschdenken vor. So lebhaft, wie du in deinem letzten Kommentar aber deine Ängste vor Gott und Göttern schilderst, könnte man dir als Atheisten genau denselben Vorwurf machen. Dein Atheismus hat viel mit Angst zu tun, mit Angstvermeidung. Er ist, wie ich meine, keinesfalls ausschließlich sachliche Einschätzung.

Zitat:
... weil der Mensch eben so gern glauben MÖCHTE, dass er etwas Besonderes sei und über den Tod hinaus bestehen müsse. Welch eine Hybris - oder welch jämmerlich infantiler Trotz.
Warum sollte Glaube unbedingt Hybris sein? Hybris und infantiler Trotz könnte es ebenfalls sein, agressiv gegen die Möglichkeiten anzurennen, die der Glaube zum Inhalt hat.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich meine keineswegs, dass Glaube nicht tatsächlich auch verachtenswert und Unglaube nicht ehrenhaft sein kann, doch es kommt auf die Inhalte an. Ich kenne durchaus Menschen, die in ihrem Glauben restlos alle lebendigen Wesen ehren -- wo, bitte schön, ist da Hybris, wo die hochmütige Ansicht, über den Anderen zu stehen?

Ich persönlich kann nicht eindeutig von mir sagen, ob ich gläubig oder ungläubig bin, aber ich habe Hoffnungen, die ich mir so schnell nicht nehmen lasse. Na und? Heißt das, dass ich Fundamentalist bin oder starrköpfig? Nein!

Auch wenn man sich darüber im Klaren sein muss, dass in Glaubensangelegenheiten extrem viel Kindisches, sogar boshaft Kindisches und ausgewachsen Boshaftes und jede Menge Zweifelhaftes zu finden ist, kann es dennoch allein von der Logik her nicht bedeuten, dass Glaube so sein oder bleiben muss.

Ich finde es gut, dass du zu dem stehst, was du für richtig hälst. Allerdings wünschte ich mir zeitweise etwas mehr Gelassenheit und weniger Agressivität im Umgang mit diesem Thema.

LG
Sonnenwind
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Alt 20.11.2017, 12:43   #18
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Und die Vernagelten und Verhagelten heutiger Zeit laufen diesem Mumpitz nach wie vor nach und nehmen ihn sogar wortwörtlich, bloß weil irgendein Bekiffter vor 2000 Jahren das so aufgeschrieben hat und irgendein Komplexhaufen im Prachtgewand das später zum "heiligen Buch" erklärte! Was ein geistig unmündiger Schwachsinn!
Hi Erich,

die Debatte über Religion und Glaube ist kompliziert und das seit Jahrtausenden und sie wird es wohl auch immer bleiben. Was ich aber aus ihr mittlerweile entnehme, ist, dass viele Glaubensrichtungen eine Lebensweise und eine Moral vorgeben, nach der sich Menschen orientieren können. Denen muss ja niemand Folge leisten, nur hat sich eben auch gezeigt, dass es durchaus funktionieren kann an ein moralisches System zu glauben. Das christliche Moralsystem zum Beispiel ist, soweit ich das bisher verstehe, von Nächstenliebe geprägt. Ebenso gibt es noch einige andere Vorschriften, an die man sich halten kann. Ob man da nun zum Teufel oder zu Gott kommt, wer weiß? Aber die Tatsache das es eine Art ethisches System, eine Moralsystem gibt, das finde ich im Prinzip gut an diesen ganzen Glaubensdingen.

Deswegen würde ich es aber nicht mehr als völligen Schwachsinn sehen und finde diese Tonart auch unangemessen. Zu sagen: "Boah, ihr seid doch alle bescheuert!" ist doch auch kein Ausweg, denn letztlich sind Menschen Gemeinschaftswesen und wir haben ein moralisches System, nach dem wir uns richten sollten, sonst gibt es Ärger vom Staat, ausserdem klappt ein Moral-Loses-System gar nicht.

Deswegen finde ich diesen Teil an Religionen gut, dass sie ein moralisches System haben.

Ich zitiere dich hier mal:
"Abstruse Sinnstiftungskonstrukte, erdacht von bronzezeitlichen Wüstenstämmen, die nicht wussten, wie die Welt hinter dem Horizont weitergeht, geschweigedenn ihre eigene Psychologie erahnten!"

Als wären die Menschen früher alles Hinterwäldler im Vergleich zu den Menschen von Heute gewesen.
Erich: ihre Gehirne waren größer als die Gehirne, die wir Menschen heute haben. Die Menschen aus der Bronzezeit mussten ideenreicher und denkfähiger sein, um zurecht zu kommen und selbst du bist ein Produkt ihrer früheren Wesen. Sie haben, egal warum es funktioniert hat, und Glück alleine war es nicht: sie haben dafür gesorgt, dass es uns alle heute gibt, mit all ihren System und Ideen, von denen es sogar einige bis heute geschafft haben.
Irgendetwas ist gut an diesen Dingen, vielleicht weil ein großer Teil der Menschen Konstrukte wir Religion einfach braucht, weil wir nun halt doch Herdentiere sind, gelenkt werden müssen und es so einfach funktioniert.

Was übrigens nicht funktioniert ist Einsiedlertum. Denn das ist die Entscheidung gegen eine Gesellschaft, also ist das Urteil eines Einsiedlers über eine Gesellschaft gesellschaftlich belanglos, zumindest so lange, wie er die gesellschaftlichen Normen und Systeme meidet und nicht mit der Gesellschaft agiert.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2017, 12:24   #19
männlich Erich Kykal
 
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Hi Sonnenwind!

Ich werfe den unreflektierend Gläubigen nicht nur die mangelnde Objektivität gegenüber bekannten Wahrscheinlichkeiten vor - da kann man auch irren, wie du richtig sagst.
Ich werfe ihnen ebenso ihren Willen und Hang zu völliger Unterwerfung, Hingabe und Anbetung vor. Bei psychopathischen Potentaten wie Hitlerm Stalin oder Mao empfinden wir Abscheu vor jenen, die sie bedingungslos anhimmelten und ihnen in jegliches Verderben folgten - oder sich bereitwillig schicken ließen!
Bei einem "Gott", und sei er behaupteterweise auch noch so gut, edel, allwissend und gnädig, ist das dann aber plötzlich nicht nur willkommen, sondern soll Usus sein!?
So nach dem Motto: Wenn's in einem "heiligen" Buch steht, stellen wir sofort alle höheren Hirnfunktionen ein und schalten auf Anbetung und Huldigung um! Das ist in meinen Augen freiwilliges Sklaventum!
Selbst WENN es einen Gott gäbe und seine Existenz erwiesen wäre - warum sollte ich ihn lebenslang anbeten und ihm devot und unterwürfig (die Glaubenden nennen es andächtig und ehrerbietig) huldigen, zu ihm beten und seine Größe preisen? Und vor allem: Was ist das für ein Gott, der das VERLANGT!?
Wie mag es wohl um seinen Charakter bestellt sein, wenn er es nötig hat, sich täglich von seinen Schäflein preisen zu lassen? Wollen Väter nicht, dass ihre Kinder erwachsen, eigenständig und selbstbewusst werden? Götter verhalten sich da eher wie eifersüchtige Divas ("Du sollst keine Götter haben neben mir! Schlachtet hin all jene mitsamt Weibern und Kindern, die mir nicht folgen wollen!")

Jaja - gleich erzählst du mir davon, dass man die alten Schinken nicht wortwörtlich nehmen darf, das man sie transzendieren müsse usw - erklär das mal den hinterwäldlerischen Bibelfritzen im amerikanischen Mittelwesten, oder noch besser, einem Rudel IS-Kämpfer, am besten als Frau verkleidet!

Also nichts für ungut, wenn ich dabei bleibe, dass Religionen seit Jahrtausenden die Menschheit verscheißern, nur als sozialer Kitt dienen, und um die Leutchen einzuschüchtern und bei der Stange zu halten. Religion ist nichts als eine besonders verwerfliche politische Methode der Machterhaltung, die mit Ängsten, Hoffnungen und Wundersehnsucht ungebildeter Massen spielt, wenn man es so formulieren will.

Nichts hat im Verlauf der Menschheitsgeschichte zu so vielen Kriegen und Toten, ja ganzen Genoziden geführt wie die behauptete Berechtigung von Religionen, Ungäubige straflos hinmetzeln oder unterjochen zu dürfen! Das gipfelt in unserem "zivilisierten" Zeitalter mit priesterlichen Waffensegnungen bei Auszug der Kompanie ins Gefecht, und das im Namen eines sog. gütigen Gottes der Liebe! Perverser geht es kaum!


Hi MiauKuh!

Für die Moral sollten wir selbst verantwortlich zeichnen, nicht sie einem vorsintflutlichen Gebotekanon überlassen! sonst passiert rasch mal sowas wie mit den Islamisten und ihrer "heiligen" Scharia, nach der selbst Kindern unter 10 die Hand abgehackt wird, wenn man sie beim Stehlen erwischt, und sei es nur ein Kilo Zwiebeln gewesen!
Steht ja so im den "heiligen" Gesetzen, also was soll's! Gott wird schin wissen, was er tut! Was für eine abgefeimte Feigheit! DAS ist Amoral in Reinkultur!
Wir haben das BGB, und das sollte genügen, um gesellschaftliche Reibereien zu regeln! Religionen haben sich die Legislative und die Exekutive im Lauf der Jahrhunderte angeeignet, und in Ländern, in denen es nie eine Renaissance gab und somit keine Trennung von Staat und Kirche, ist es heute noch so - und die gültigen Gesetze sind dank glaubenstreuer Persistenz heute abartig grausam und mittelalterlich ungerecht!
Auch so kann man Unterwerfung erzwingen.

Meine "Tonart" war nie beleidigend oder ausfällig. Ich habe mein Recht als in einem freien Land Lebender in Anspruch genommen, frei meine Meinung äußern zu dürfen. Du kannst gern anderer Ansicht sein, aber überlege dir mal, warum du dich durch meine Aussage offenkundig gekränkt gefühlt hast!
Schlummert da nicht auch in dir ein Zweifel, der heraus möchte? Wehrt sich dein Glaube (oder dein hehres Toleranzprinzip) etwa innerlich leise gegen allzu scheuklappiges Gutmenschentum? Ich meine klaren Ansichten könnten da was freisetzen, was du so nicht ins Bewusstsein tragen wolltest ... - nur eine Möglichkeit von einigen, keine Unterstellung. Nur mal objektiv drübergrübeln ...

Ich weiß nicht, woher du das Postulat nimmst, antike Menschen hätten größere Gehirne gehabt und wären ideenreicher gewesen. Nun, selbst wenn - die Hirngröße sagt noch nichts über den Vernetzungsgrad aus. Elefanten haben VIEL größere Gehirne als wir, aber über Quantenphysik würde ich nicht mit ihnen zu diskutieren versuchen!
Und "ideenreicher" heißt eigentlich nur, dass sie manipulationsanfälliger waren, weil es Forschung und Wissenschaft, Kenntnisse über Physik und Wirkweise des Kosmos noch nicht gab. Darum sind religiöse Welterklärungsmodelle ja auch so vielfältig absonderlich für jeden, der dieses Wissen erworben hat. Sich dem Erwiesenen allerdings bewusst zu verweigern, um weiter glauben zu können - das ist Feigheit im Namen sozialen Zusammenhalts um jeden Preis, Realitätsflucht und freiwilliges kognitives Sklaventum!


LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2017, 12:56   #20
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Hi Erich,

Punkt für Punkt:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Meine "Tonart" war nie beleidigend oder ausfällig.
Das weiß ich und ich habe das auch nie gesagt, ich finde diese Tonart allerdings unangemessen gegenüber unseren Vorfahren. Das darf ich genau wie du auch einfach so äußern.

Zitat:
Du kannst gern anderer Ansicht sein, aber überlege dir mal, warum du dich durch meine Aussage offenkundig gekränkt gefühlt hast!
Ich fühle mich nicht gekränkt, ich finde es halt einfach Arrogant gegenüber den Vorfahren wenn du sagst: früher waren alle unfähig und ahnungslos.

Zitat:
Abstruse Sinnstiftungskonstrukte, erdacht von bronzezeitlichen Wüstenstämmen, die nicht wussten, wie die Welt hinter dem Horizont weitergeht, geschweigedenn ihre eigene Psychologie erahnten! Und die Vernagelten und Verhagelten heutiger Zeit laufen diesem Mumpitz nach wie vor nach
Das liest sich wie: "Früher waren alle bescheuert und bekloppt."
Ich halte deine Äußerungen für arrogant. Vielleicht kannst auch du ja mal in dich gehen und darüber nachdenken, was du so über deine eigenen Vorfahren schreibst?

Zitat:
Schlummert da nicht auch in dir ein Zweifel, der heraus möchte? Wehrt sich dein Glaube (oder dein hehres Toleranzprinzip) etwa innerlich leise gegen allzu scheuklappiges Gutmenschentum? Ich meine klaren Ansichten könnten da was freisetzen, was du so nicht ins Bewusstsein tragen wolltest ... - nur eine Möglichkeit von einigen, keine Unterstellung. Nur mal objektiv drübergrübeln ...
Ich bin Physiker und ich bin nicht gläubig und abgesehen davon habe ich keine Ahnung was du mir sagen willst, oder was du möchtest worüber ich nachdenke? Meine Meinung zum Thema Gott ist mir selber bekannt.
Von welchem Zweifel du sprichst, weiß ich nicht, denn für mich geht es in diesem Diskurs grade nicht um Zweifel an irgendetwas, sondern um moralische Systeme und den Sinn und Unsinn von Religionen mit ihren moralischen Systemen. Oder meinst du, ich sollte Zweifel an der Existenz von der Sinnhaftigkeit von Moralsystemen entwickeln? Möchte ich aber nicht, mir gefällt nämlich die Vorstellung, dass wir uns alle einem ethischen Prinzip unterwerfen. Die Gesellschaft funktioniert so einfach besser, diese Meinung habe ich. Da zweifele ich aber nicht dran, weder subjektiv, noch objektiv.

Zitat:
Ich weiß nicht, woher du das Postulat nimmst, antike Menschen hätten größere Gehirne gehabt und wären ideenreicher gewesen.
Es ist kein Postulat, es ist eine wissenschaftliche Erkenntnis, google mal im Internet nach den Neandertalern und ihrer Gehirngröße. Allerdings waren sie wohl nicht grade klüger deswegen, es hatte alles seine Gründe.. denn:

Zitat:
Nun, selbst wenn - die Hirngröße sagt noch nichts über den Vernetzungsgrad aus. Elefanten haben VIEL größere Gehirne als wir, aber über Quantenphysik würde ich nicht mit ihnen zu diskutieren versuchen!
Und "ideenreicher" heißt eigentlich nur, dass sie manipulationsanfälliger waren, weil es Forschung und Wissenschaft, Kenntnisse über Physik und Wirkweise des Kosmos noch nicht gab.
die Gehirngröße sagt allein nicht viel aus, da stimme ich dir zu, aber vielleicht bildest du dir ja ein "besser" zu sein, als der von dir angegebene Elefant? Doch du bist nur anders als der Elefant, nicht besser und nicht schlechter, denn das gibt es in der Natur nicht. Eines passt hier hin, das Andere dahin.
Und nichts ist besser, nur weil es größer ist.
Woher ich das nehme? Das ist rein Objektiv. Das doch zu denken ist arrogant.

Zitat:
Darum sind religiöse Welterklärungsmodelle ja auch so vielfältig absonderlich für jeden, der dieses Wissen erworben hat. Sich dem Erwiesenen allerdings bewusst zu verweigern, um weiter glauben zu können - das ist Feigheit im Namen sozialen Zusammenhalts um jeden Preis, Realitätsflucht und freiwilliges kognitives Sklaventum!
Zu glauben Gott wohnt im Himmel ist das Eine, zu glauben es gibt einen Gott ist das Andere.
Warum grade du hier pauschalisierst und meinst "jeder" sehe das so, verstehe ich nicht. Ausserdem finde ich das auch nicht "Feige", denn Feigheit heißt vor allem, dass man keinen Mut hat, weil man vor einer Entscheidung steht und sie nicht für, sondern gegen sie stellt.

Auch mit Realitätsflucht hat das nichts zu tun, denn diese Flucht vor einer Realität, die zunächst einmal du für gegeben hälst, setzt von dir etwas voraus was du schlicht nicht beweisen kannst, weil du es eben ... glaubst:
Das es keinen Gott gibt.
Wodurch du in der Realität die du empfindest, alle Religionen die an einen Gott glauben für Schwachsinn erklärst.

Ausserdem finde ich den kollektiven Zusammenhalt für das Wesen Mensch unabdingbar. Menschen die nicht mit der Masse zusammen sein wollen, sind Einzelwesen, die große, breite Masse möchte in einer Gemeinschaft leben.
Das du das vielleicht nicht möchtest, ist das eine, das die breiteste Masse der Menschheit das aber sehr wohl möchte, ist das andere.

Es ist wohl auch das Einsiedlertum was dir, Erich, liegt, denn da passen all diese kleinen Puzzlestückchen über deine Weltansicht und Menschenansicht, Gesellschaftsgedanken, die neutrale, ja fast kalte Art und Weise in der du, wie ich finde, deine Gedichte schreibst, hinein.

Das ist völlig in Ordnung für mich und ich akzeptiere das du so denkst, ich toleriere es auch. Es zeichnet dich eben aus so zu sein.

Meine Meinung zu dieser ganzen Thematik habe ich ja nun auch dargelegt und ich finde es schön, darüber mit dir ein wenig diskutieren gedurft zu haben.
Für mich hat sich damit endlich (durch die Schreiberei hier grade) ein Bild von dir zusammengesetzt, mit dem ich umgehen kann und das ich in das Bilderalbum der Autoren die ich so lese recht gut einsortieren kann.

Liebe Grüße!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2017, 21:22   #21
männlich Erich Kykal
 
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Hi MiauKuh!

Die eigentliche Frage, die sich jeder stellen sollte, ist: Warum MÖCHTEN viele Menschen so gerne, dass es einen Gott geben SOLL?

Andächtige Unterwerfung, Trost, Führung, Gemeinschaftssinn, Jenseitshoffnung, eigene Größe ... - und viele Gründe mehr, Unbewiesenes und Unbeweisbares als gegeben zu behaupten und alle, die abzulehnen oder auch nur zu zweifeln wagen - und es aussprechen - in soziale Geiselhaft oder gesellschaftliche Ächtung zu stellen - oder gleich auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen (oder was an derlei Zärtlichkeiten die Kulturen mit ihren Göttern der "Gnade" sonst noch hervorbrachten und teilweise bis zum heutigen Tag anwenden ...)!

Und selbst WENN es einen Gott gäbe: Warum sollte ich ihn anbeten wollen? Bloß weil er mächtiger ist als ich und alles erschaffen hat? Was ist das für ein "Vater", dem ich lebenslänglich tagtäglich für meine Existenz danken soll und dass er mich nicht einfach auslöscht, weil ihm eben mal gerade so danach ist!?

Nein: Für mich sind Götter erdachte Diktatoren, und die Kirchen ihre Erfüllungsgehilfen.
Ich baue mir meine Weltbilder selber, vielen Dank auch.

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2017, 21:26   #22
männlich MiauKuh
 
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Naja, Erich,

ich könnte ja auch meinen: Die Natur selbst ist Gott.

Wozu also sie "anbeten"? Weder will sie das von mir, noch fühle ich mich als sollte ich es. Wo diktiert mir das irgendetwas? Was wäre daran in deinen Augen falsch, so zu denken?

Die Idee, dass die Natur das ist, was uns gemacht hat, ist doch auch ein schöner Glaube, denn damit funktioniert sie so, wie sie soll und alles ist in Ordnung.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2017, 22:46   #23
männlich Erich Kykal
 
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Beiträge: 876

Dass es die Natur ist, die uns "gemacht" hat, muss ich nicht glauben - das WEISS ich, weil es bestätigtes und beweisbares Wissen ist.

Wie gesagt, ich brauche keinen "Glauben", um mir das Universum zu erklären. Bis 150.000 Jahre nach dem Urknall können wir schon zurückschauen, und der Rest wird irgendwann folgen. Wunder ist nur, was noch nicht erforscht/erkannt wurde.
Magisch ist nur das Unbekannte.

Mir genügt das. Ich brauche kein "Geheimnis".

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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