Wenn die Zeit still steht und das Herz pulsiert...

[Ayatollah]

...ist Liebe nicht immer der Ausloeser.

Angst war mein Begleiter, an einem Tag, der sich haette gestern ereignen koennen, oder auch vorgestern, oder vor einer Woche. Ich bin aber nicht sicher, ob es Angst war, oder doch...ein anderes Element.

Mein Fahrer hielt an vor der Bank; Akmad schnappte sich seinen Krueckstock und eilte in seiner unbeholfenen Art und Weise zum Geldautomaten. Joseph, der Fahrer, folgte ihm, um zu helfen. Ich verpasste den Moment, da ich Akmad auch gern habe, und ihm immer helfen will. Vor allem jetzt, da er ein Neugeborenes hat. Seine Frau schien nett, zumindest auf den Facebook-Bildern. Gewelltes Haar, Augen wie eine burmesische Prinzessin.

So fand ich mich allein im Wagen. Und dann merkte ich erst, wo ich ueberhaupt bin. Ich schaue nach links, und sehe vier hungrige Maeuler. Mir wird schlecht. Ich schaue nach rechts, und eine Gruppe Maenner raucht draussen vor den Geschaeften. Sie tragen T-Shirts und Jogginghosen. Ich fuehle mich fast wie in der Heimat, nur dass der Ausdruck in ihrem Gesicht ganz andere Wirklichkeiten aussendet.

Langsam fange ich an zu glauben, dass einer von ihnen die Scheibe einschlagen wird, und mich entfuehren wird, hier, in der Stadt, wo Verbrecher im Rathaus sitzen.

Ich weiss wie es sich liest, dramatisch, mit latentem Hass versehen. Ich schaue nach vorn. Hunderte von Menschen laufen entlang der Strassen. Verkehr, Staus; in meinem Kopf summt eine Bossa Nova Melodie. Ich versuche sie zu verjagen, aber sie bohrt sich in meinem Kopf fest. Meine Angst waechst. Die Frauen tragen Kopftuecher, aber auf so verschiedene Arten. Ganz und gar nicht aggressiv. Hoechstens ihre Schoenheit, oder die Kurven unter den Kleidern.

Dennoch fuerchte ich mich. Ich weigere zu schlucken, und stelle mir vor, wie es wohl waere mit den Maenner draussen Spuckwettbewerbe zu organisieren. Ich entgegne Blicke, und weiss, dass ich nicht der Freund der Kultur bin, wie ich immer dachte. Oder doch?

Eine alte Frau ueberquert die Strasse und schaut mich sorgenvoll an. Ich frage mich, ob Akmad und Joseph um mich trauern werden, wenn ein Verrueckter in einer Baklava mich einfach so umnietet. Zum Glueck bin ich kein Chinese oder Japaner. Und noch macht es kein kabumm.

Dabei will ich es vielleicht, eigentlich. Und was ich noch mehr will, ist es Akmad seine Kruecken wegzunehmen, und ihn damit zu schlagen. Ich moechte ihn verhauen, und sein kaputtes Bein endgueltig zerschlagen, und am Besten auch seine Huefte brechen. Ich will ihn leiden sehen; schliesslich hat sein Volk Erfahrung damit.

Wenn ich das schaffe, koennen sich mich auch entfuehren, kidnappen, oder was weiss ich. Vielleicht ergibt sich ja etwas. Ich kann gut mit diesen Leuten...heute denke ich mit Genuss an diesen Tag zurueck, der sich irgendwann ereignete. Meine Zeit wird immer stillstehen, und mein Herz immer rasen.

[Thing]

Woher diese Angst und Aggression?
Vom Fremden? (Andere Wirklichkeiten).
Rätselhafte Gedanken.

Bedrückend.

[Ayatollah]

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist eine bestimmte Perspektive rueberzubringen. Ich persoenlich bin ganz und gar nicht so.

Aber ich beobachte an manchen Orten (ich bin momentan unterwegs und manchmal hier und da stationiert), und ich sehe Menschen, die solche Gefuehle entwickeln koennen.

Fuer mich war der Text gedacht als expressionstisches Kurzwerk oder so...ich hoffe mir ist es gelungen eine Stimmung zu schaffen, die zum Nachdenken anregt, bzw. Fragen aufwirft, und fuer den Leser lesenswert ist...

[Thing]

Was Dir, wie Du siehst, gelungen ist.
Der Text ist verstörend.