Abend. Sonnen. Blut.

[Walther]

Abend. Sonnen. Blut.

Es ist nicht Babel, doch Türme hoch gebaut
Sind dieser Stadt ins Angesicht gemeißelt:
Ganz grau in grau, denn niemand hat geweißelt,
Den Farbtopf ausgeschüttet und geschaut,

Dass Farbe in das Spiel kommt, dass sie spielen.
Und doch: Die Sonne malt sich auf die Fenster;
Die Wolken huschen drüber und Gespenster
Verstecken sich in Schatten, die grazilen

Und feinsten Vogelflügelstrichen weichen.
Das Leben spiegelt sich und ist die Sprache
Aus Worten, die sich immer wieder gleichen.

Es ist nicht Babel, nein: Es ist die Rache,
Nie zu genügen, nie die Hand zu reichen:
Die Abendsonne blutet aus zur Lache.

[Faber]

Hallo Walther,

beim Lesen habe ich graue, sterile Bürotürme einer Großstadt vor mir. Dort bleibt man anonym und arbeitet als moderner Sklave am Schreibtisch. Eine triste und trostlose Szene, nur die Abendsonne bringt etwas Farbe. Der letzte ist sehr poetisch!

LG Faber

[Walther]

Zitat von Faber

Hallo Walther,

beim Lesen habe ich graue, sterile Bürotürme einer Großstadt vor mir. Dort bleibt man anonym und arbeitet als moderner Sklave am Schreibtisch. Eine triste und trostlose Szene, nur die Abendsonne bringt etwas Farbe. Der letzte ist sehr poetisch!

LG Faber

Hey Faber,
der Moloch Stadt in grau gewandet. in seinen vielen augen aber spiegeln sich doch farben.
danke fürs lesen und bedenken!
lg W.

[Ilka-Maria]

Zitat von Walther

Abend. Sonnen. Blut.

...
...
Die Wolken huschen drüber und Gespenster
Verstecken sich in Schatten, die grazilen

Und feinsten Vogelflügelstrichen weichen.
...
...

Das muss sich ein Lyriker trauen, bei einem Enjambement die Strophen zu wechseln, und das obendrein innerhalb eines Sonetts vom Vierzeiler zum Dreizeiler! Großartig!

Als Stadtkind gefällt mir dein Großstadtbild. Man kann über Hochhäuser geteilter Meinung sein, aber mir gefällt die Frankfurter "Mainhattan"-Kulisse. Mit solchen Gebäuden fängt eine Stadt erst richtig an.

LG
Ilka

[Walther]

Zitat von Ilka-Maria

Das muss sich ein Lyriker trauen, bei einem Enjambement die Strophen zu wechseln, und das obendrein innerhalb eines Sonetts vom Vierzeiler zum Dreizeiler! Großartig!

Als Stadtkind gefällt mir dein Großstadtbild. Man kann über Hochhäuser geteilter Meinung sein, aber mir gefällt die Frankfurter "Mainhattan"-Kulisse. Mit solchen Gebäuden fängt eine Stadt erst richtig an.

LG
Ilka

Lb Ilka,
danke fürs reinlesen und kommentieren. du weißt doch: frechheit siegt. ich mache so etwas öfter, weil es manchmal gelingt, die sprache in form zu betten, ganz sanft, also nicht zu zwingen. mühelos eben. leider klappt das nicht immer - aber mit der übung immer öfter.
das urteil liegt dem autor fern. aber die nüchterne beschreibung tut es ihm an. drei davon gibt es. das vierte ist im werden.
lg W.