Für Ottilie: Trotz dem Tod in Trochäen

[Heinz]

(als Antwort auf Ottilies "Bleib Single" gedacht)

Das, du schlaffe Hülle, könnte dir so passen:
Ich, die Seel, hätt ihre Schuldigkeit getan.
Flugs soll ich den ausgebleichten Leib verlassen,
solo paddeln auf dem Styx in Charons Kahn.

Was, sag an, was wärest du denn ohne mich?
Ein Skelett, ein bisschen Fleisch, ein wenig Blut,
Frühlingszauber, Lebensfreude, das bin ich,
bin auch schieres Glück und lebenslange Glut.

Glaube nicht den Mist von Auferstehungsmythen,
du und ich, wir bleiben ewiglich ein Paar,
liebend werden wir im Sternentanz verhüten
Trennung, Leiden, Not und Tod für immerdar.

[Ottilie]

Was, sag an, was wärest du denn ohne mich?
Ein Skelett, ein bisschen Fleisch, ein wenig Blut,
Frühlingszauber, Lebensfreude, das bin ich,
bin auch schieres Glück und lebenslange Glut.


Lieber Heinz,

ja, das wäre ein Traum, wenn man sich nie trennen müsste von dem, was uns eigentlich ausmacht, die einen nennen es Seele, die anderen Lebensgeist... Was genau es ist, wird man wohl nie so richtig erfahren... Ich hoffe, Du behältst recht und sie - die "Seele", die mich fand -, bleibt mir treu, für immer und ganz, bis in den ew'gen Sternentanz...

VG Ottilie

[Heinz]

Liebe Ottilie,
mein "Gedicht" soll zuallererst ein Kompliment für Deine "Vorlage" sein.
Ich bilde mir nicht ein, dass meine Interpretation das Gelbe vom Ei ist. Ich habe in recht kurzer Zeit sechs sehr nahe Freunde/Freundinnen auf ihren letzten Gang begleitet, dreimal war ich bei ihrem Tod dabei und habe jedesmal gestaunt, wie "schön", entspannt und friedlich sie nach ihrem letzten Atemzug aussahen. Ich bin kein religiöser, gläubiger Mensch, bin aber der Überzeugung, dass die geliebten Menschen weiter "leben", solange wir sie in unseren Herzen tragen. (Ich merke schon, ich stehe kurz vor der Beatificatio).
Ich denke, es geht nicht darum, wer am Ende Recht behält, Die eine oder andere Überzeugung ist von Menschen erfunden.
Liebe Grüße,
Heinz