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Alt 27.11.2015, 21:28   #1
weiblich McGoldenheart
 
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Standard Der Ritter und die Dame im Mond

Prolog
Der Wanderer erzählt

Einst, in einer fernen Zeit, die heute nur noch in den Träumen der Menschen existiert, trug es sich zu, dass Licht über Dunkelheit siegte, Liebe den Hass vertrieb und einige wenige Worte stärker waren als die schärfste Schwertesklinge…

„Sieh an, sieh an! Reisende zu solch später Stunde? Kommt nur her, setzt euch zu mir ans Feuer und ruht euch aus. Ich weiß so manch eine Geschichte, die euch erheitern und zum Staunen bringen wird! Was sagt Ihr, wovon ich soeben gesprochen habe? Oh, das ist eine gute Frage, aber es ist eine noch bessere Geschichte! Kommt her, kommt her, dann will ich sie Euch erzählen. Ihr fragt nach meinem Namen? Nun, man nennt mich Conan, den Wanderer.“

„Begonnen hat diese Geschichte bereits, als ich selbst noch ein unbescholtener Knabe war und alles, was ich davon weiß, wurde mir nur mündlich zugetragen. So verzeiht Ihr sicherlich, wenn ich das Geschehene nur wage beschreiben kann.“

Man sagt, es geschah in einer hellen Vollmondnacht, als ein Knabe geboren wurde, dessen Schicksal sich einst auf magische Art und Weise erfüllen würde. Doch daran dachte niemand in dieser Nacht, in welcher das Kind das Licht der Welt erblickte, wie es vor und nach ihm tausende Kinder taten. Und doch war es keine gewöhnliche Nacht, denn als der Junge seinen ersten Schrei tat, geschah etwas Merkwürdiges.

Silberner Nebel wog zum Fenster herein und umgab das Kind und seine Mutter. Eine Gestalt hob sich darin ab, und ängstlich versuchte die Frau ihr Neugeborenes in ihren Armen zu verbergen, als eine Stimme erklang. Diese war so sanft und glockenhell, dass die Frau alle Angst verlor und gebannt zusah, wie die Gestalt aus dem Nebel trat. Erstaunen weitete ihre Augen, als sie erkannte, dass kein menschliches Wesen vor ihr stand, sondern etwas, das sie nur aus ihren Träumen kannte. Der Körper glich dem einer Frau, doch prangte das Haupt eines Einhornes darauf. Hände und Füße endeten in gespaltenen Hufen und ein Löwenschweif ragte aus dem Silberglänzenden Kleid hervor, welches das Wesen trug. Der ganze Körper war von Fell bedeckt, welches so weiß war, wie frisch gefallener Schnee. Das Haupt krönten lange, lockige Haare von silberner Farbe, welche bis weit hinab auf den Rücken reichten. Doch weder all diese Pracht, noch das magisch leuchtende Horn, vermochten die Frau so in ihren Bann zu ziehen, wie es die Augen des Wesens taten. Diese waren so blau wie der Himmel beim Hereinbrechen der Nacht und so klar wie es auch das reinste Wasser nicht sein konnte.

„Fürchte dich nicht, gute Frau, denn weder dir noch deinem Kind soll von meiner Hand ein Leid widerfahren.“
Die Gestalt trat auf das Bett zu und dieses Mal wich die Frau nicht zurück.
„Ich habe dir etwas Wichtiges zu verkünden, denn dem Knaben, dem du in dieser Nacht das Leben schenktest, ist ein großes Schicksal vorausgesagt. Denn wenn bereits viele Jahre verstrichen sind, wird die Dunkelheit ihre Finger nach diesem Land und allen, die darin leben ausstrecken. Und dein Sohn allein wird es sein, der das drohenden Unheil abzuwenden vermag!“
„Mein Sohn? Aber… Warum gerade mein Sohn? Er ist mein einziges Kind!“
Panisch richtete sich die Frau auf, und wieder schlug sie schützend die Arme um den schreienden Säugling, so als könnte sie ihn allein dadurch vor seinem Schicksal bewahren.
Das Wesen schwieg, doch fast war es, als würde es lächeln.
„Ich kann dir nicht sagen, warum gerade dieses Kind auserwählt wurde, doch sei unbesorgt. In der Stunde der Not werden ihm treue Freunde und tapfere Weggefährten zur Seite stehen, die ihm helfen werden, sein Schicksal zu erfüllen.“
Plötzlich wurde das Zauberwesen in ein seltsames Licht gehüllt und erschrocken wandte es sich zum Fenster. Draußen kündigte sich bereits das Morgengrauen an und die Gestalt sah mit angsterfülltem Blick zum Mond, der bereits tief über den nahen Bergen hing.
„Mir bleibt nur noch wenig Zeit, also höre gut zu!“

„Einst war ich eine Zauberin, die das Licht auf dieser Welt beschützte und allen Wesen Segen brachte. Doch dort, wo helles Licht erstrahlt, da werden immer auch dunkle Schatten sein. Einer dieser Schatten war ein alter Magier, der seine Kräfte stets nur zu seiner eigenen Freude und zum Leid aller einsetzte. Als er sein Spiel zu weit zu treiben drohte, stellte ich mich ihm, doch alle meine Bemühungen, ihn zum Guten zu bekehren scheiterten…
Es kam zu einem grausamen Kampf, bei dem der böse Magier sein Ende fand. Doch es gelang ihm einen Fluch auf mich zu legen: So muss ich fortan als Einhorn mein Dasein auf dem Monde fristen, fast all meiner Kräfte beraubt und nur in einer hellen Vollmondnacht wie dieser ist es mir gestattet, auf Erden zu wandeln. Doch dies ist nicht alles, was in jener Nacht geschah…
Der Magier schwor noch in seinem letzten Atemzug, dass er einst zurückkehren und die Welt in Dunkelheit stürzen würde. Sein Körper ergab sich daraufhin dem Tode, doch ich konnte spüren, dass seine Seele längst entschwunden war. Ich war voller Trauer und Sorge um diese Welt, doch ein Licht der Hoffnung erschien mir, als ich in einer Vision euren Sohn sah. Er ist es, der die Wiedergeburt des Magiers besiegen und diese Welt vor ihrem Untergang bewahren wird!“
Das Wesen schwieg für einen Augenblick, so als müsse es erst neue Kräfte sammeln. Draußen bahnten sich die ersten zaghaften Sonnenstrahlen ihren Weg über die hügelige Landschaft und der Frau war es, als würde das Wesen mit jeder Minute blasser werden. Auch schien seine Stimme aus weiter Ferne zu kommen, als es weiter sprach.

„Dein Sohn wird zu einem stattlichen Manne heranwachsen und alsbald den Stand eines edlen Ritters erlangen. Viele Frauen werden ihn umwerben und auch er wird dem schönen Geschlecht nicht abgeneigt sein. Doch um sein Schicksal erfüllen zu können… Muss ich eine große Bürde auf ihn legen…“
„Nein! Ich bitte euch! Verschonet meinen Sohn, was immer diese Bürde auch sein mag!“ Aber das Wesen schüttelte den Kopf, doch seine Augen waren voller Trauer, als es sprach: „Es gibt keinen anderen Weg… Denn nur ein einsames Herz kann Einsamkeit verstehen.
Und nur wem verziehen wurde, der kann auch verzeihen.“
Das Horn des Wesens erstrahlte und die Frau musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden. So vernahm sie nur noch die Stimme der Zauberin.

„Kein Herz einer Frau wird je das seine sein und keiner Frau wird er sein Eigenes je schenken können, bis sein Schicksal erfüllt ist. In Einsamkeit wird er auf dieser Erde wandeln und bald wird Grimm sein Herz versteinern. Auch wird Blut fließen und seine Hand wird einem Freund den Tod bringen….“
Die Stimme klang nun aus weiter Ferne, fast war sie nicht mehr zu verstehen.
„Und erst wenn sich sein Schicksal erfüllt hat und nur dann… Wird er sein Glück finden…“

Die Stimme erstarb und die Frau blickte sich im Raume um. Doch von dem Wesen fehlte jede Spur. Schon wollte sie an ihrem Verstande zweifeln, als ihr Blick zum Fenster schweifte. Dort, unter dem steinernen Bogen stand ein silberner Schild von unglaublicher Schönheit, in dessen Mitte das Bildnis eines steigenden Einhorns prangte. Auch lagen ein silberner Helm und ein prachtvolles Schwert daneben und unter dem Fenster stand eine Reichverzierte Truhe, die sicher noch weitere Schätze barg.
Die Frau begann zu zittern und drückte ihr Kind ganz eng an sich, welches nun friedlich in ihren Armen lag und schlief.
„Niemals werde ich zulassen, dass dich dieses Schicksal trifft und deshalb darfst du nie davon erfahren.“
Sie lächelte und drückte dem Knaben einen Kuss auf die Stirn, doch zugleich rannen ihr Tränen die Wange hinab.
„Ein Ritter sollst du meinetwegen werden und auch die Welt sollst du bereisen. Doch vor dem Kummer deines Schicksals werde ich dich bewahren… Uilleam.“
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