Tillmann

[Ex-Schamanski]

Till wäre gern ein großer Intellektueller.
Der arme Kerl. Was hat er sich gescheucht.
Doch leider hat es nicht so ganz gereicht.
Die andren waren wieder einmal schneller.

Er wär' zu gern ein Intellektueller.
Da hat er sich literaturverseucht,
jetzt hängt er in den Seilen, schlapp und seicht,
und starrt nach oben, aber aus dem Keller.

Er will ins Ideale, ins Geniale!
Dem fühlt er sich mit Haut und Haar verpflichtet,
und scheitert. Schuld daran: das Triviale.

Da sitzt er, unterkühlt und überzüchtet,
und schwadroniert das Ewige, Astrale,
und bleibt stockblind. Nun, bis er drauf verzichtet.

[Ex-Schamanski]

Anmerkungen:

a) Geschrieben 1991. Der hier beschriebene Mensch heißt wirklich Tillmann. Keine Eulenspiegeleien beabsichtigt. Wenn hier jemand ähnlich heißen sollte, ist das Zufall.

b) Über die Reime "verseucht-seicht", "züchtet-verzichtet" kann man durchaus geteilter Meinung sein.

[Ilka-Maria]

Lieber Schamansky,

die unreinen Reime stören mich nicht, die deutsche Sprache ist reich an reimunfähigen bzw. nur sehr eingeschränkt reimfähigen Wörtern, so daß man auf die unreinen Reime gar nicht verzichten kann. Am Ende macht es ja auch die Melodie.

Vom Inhalt her wirkt das Sonett allerdings etwas bemüht, was bei dieser Form nicht verwundert, sie ist nicht einfach. Trotzdem hätte ich mir den Rhythmus weniger schleppend gewünscht.

LG
Ilka-M.

[Thing]

Halli Hallo, Schamansky!


Hut ab!
Das, was Ilka-Maria als schleppend nicht so gefällt, finde ich sehr gelungen. Man sieht und spürt förmlich den Tillmann sich Schritt für Schritt vergeblich weiterschleppend.


Thing