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Alt 24.03.2015, 01:42   #1
männlich Ex-Ralfchen
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Standard Die Allee (Die andere Dimension - Aus dem Stundenbuch Zuek

Die Allee
(Die andere Dimension - Aus dem Stundenbuch Zueklonas der Weltfremden)

Ich stehe am Ende der Allee und blicke hinab an deren Anfang. Es ist als würde ich in eine Narrenschatulle starren. Links und rechts wachsen hohe Bäume von untenwärts, sie ragen, hier mirseits hoch in den dunstigen Morgenhimmel, der darüber nachzudenken scheint, ob er heute ein sonniger oder wolkiger werden soll.

Ich habe die kleine blaugelbgepunktete Halluzinogen-Wetter-Amphibie in meiner Rastkammer zurückgelassen und ich werde zunächst in dieser Ungewissheit verharren. Schaut man - wie soebenerweise ich - nach oben, ist vom Himmel kaum etwas zu sehen.

Die Bäume haben im Laufe vieler Zyklen ihre Spitzen vor dem harschen Wind gebeugt und wie es mir düngt - sanft - da ein wenig mehr und dort ein wenig weniger, zueinander geneigt. Sie bilden einen grünen sich obenseits öffnendeln Dom zum ewig unschlüssigen Firmament unseres Planeten.

Es sind Bäume, die euren irdischen Pappeln sehr ähnlich sind. Wir nennen sie Knerrlyys, was in eure Sprache übersetzt, soviel wie Mammeln heißt.

Ich stehe also hier, betrachte die Allee - nicht unverzagt - und schaue, obwohl vom Lichtvater keine Spur - versonnen in die obersten Wipfel dieser meisteriösen Statiker der Natur.

Dann blicke ich wieder auf das Ende der Allee und bewundere die Perspektive, welche die Baum-Parallele weit unten so drängend eng aussehen lässt, als könne man sich dort an ihrem Ende zwischen den Mammeln kaum noch hindurchzwängen.

Stünde ich dort alleeab, ich nähme - zurückblickend - den gleichen perspektivischen Effekt wahr. Daraus ergibt sich eine Weisheit. Kein Naturgesetz, wohlgemerkt, nur eine Weisheit:

Diese Allee hat weder ein Ende noch einen Anfang. Jedes ihrer Enden ist auch ihr Anfang, abhängig davon, wo man gerade steht. Diese Erkenntnis – typisch für die Denkweise der Wesen meiner Welt – besagt, dass eine Gerade keinen Anfang und kein Ende hat. Auf eurer Welt sagt man solches vom Kreis und vom Photonenstrahl.

So wie man sich in einem Kreisverkehr ewig bewegen kann, ohne jemals an einen Anfang oder ein Ende zu gelangen, geht dies auch auf einer Geraden, wie etwa der Allee, an deren oberen Begende ich mich nun befinde.

Ich schaue rücks und werfe einen vorletzten Blick auf das Gebäude mit seiner eigenartigen Architektur. Es wird euch wahrscheinlich befremden. Es ist eine Art Mausoleum für Krankdenker, in unserer Sprache nennen wir es Aarrryuniss. Eine Übersetzung in eure Sprache und Denkweise führte zu einem völlig sinnlosen Begriff. Was verstündet ihr unter einem Felineum? Kaum etwas, das ein Licht unter den beinernen Karosserien eurer fragilen Denkknollen entfachen würde.

Ich selbst wurde gestern als gesund entlassen und musste in symbolischer Art und Weise, die letzte Nacht auf dem harten Boden meines kleinen Gemaches verbringen. Nun stehe ich hier, mit zwei ziemlich prallen Reisehäuten, die all meine Habseelerlei beherhügeln, endlich: Ein Gesunddenker oder Klarer, wie die meisten auf meiner Welt.

Ein Reisefrage bewegt mich nun und ich beginne zu zaudern, weil mich dabei sofort eine abgrundtiefe Unsicherheit erfasst: Werde ich den Endfang dieser Allee (oder schon ein wenig davor) mit meinen Reisehäuten passieren können? Seit siebzehn Zyklen stehe ich immer wieder vor demselben Problem: am Ende jedes dieser Zyklen wurde ich als Gesunddenker – also als Klarer - entlassen, drehte allerdings jedes mal auf halbem Weg zum Anfang der Allee um und kehrte zum Ende, oder Anfang - wie Sie wollen - zurück.

Retour in die Sicherheit meiner schleimigen kleinen Wabe. Nein: dieses Mal werde ich die Unsicherheit nicht auf mich nehmen.

Die rätselvolle Undenkerin steht auf dem letzten Schrittheber zum Emporium des Felineums. Sie trägt ein pelarrotes langes Kleid aus einem feinen glitzernden Material, ähnlich jenen Dressen, die eure Feminen auf Festveranstaltungen anlegen. Der weiche zarte Textus flöchelt zitternd in den warmen Morgenströmungen. Ihre hellblonden Schutzsträhnen flattern zausig - fast höre ich deren weiches Sanften um ihren makellosen Hals - und verdecken ihr schönes Physiognom.

Sie winkt mir rückladend zu. Ich lasse ein weiches Seufzen aus meinem Rippengeflecht: Immerdar werde ich ihr Besitztum sein: ein gefallener Trüber - im Besitz aller Unwahrheiten.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2015, 19:06   #2
Thing
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Die Allee
(Die andere Dimension - Aus dem Stundenbuch Zueklonas der Weltfremden)

Ich stehe am Ende der Allee und blicke hinab an ihren Anfang. Es ist als starre ich in eine Narrenschatulle . Links und rechts wachsen hohe Bäume von untenwärts, sie ragen, hier mirseits hoch in den dunstigen Morgenhimmel, der darüber nachzudenken scheint, ob er heute ein sonniger oder wolkiger werden soll.

Ich habe die kleine blaugelbgepunktete Halluzinogen-Wetter-Amphibie in meiner Rastkammer zurückgelassen und ich werde zunächst in dieser Ungewissheit verharren. Schaut man - wie soebenerweise ich - nach oben, ist vom Himmel kaum etwas zu sehen.

Die Bäume haben im Laufe vieler Zyklen ihre Spitzen vor dem harschen Wind gebeugt und wie es mir dünkt - sanft - da ein wenig mehr und dort ein wenig weniger, zueinander geneigt. Sie bilden einen grünen sich obenseits öffnenden Dom zum ewig unschlüssigen Firmament unseres Planeten.

Es sind Bäume, die euren irdischen Pappeln sehr ähnlich sind. Wir nennen sie Knerrlyys, was in eure Sprache übersetzt, soviel wie Mammeln heißt.

Ich stehe also hier, betrachte die Allee - nicht unverzagt - und schaue, obwohl vom Lichtvater keine Spur - versonnen in die obersten Wipfel dieser meisteriösen Statiker der Natur.

Dann blicke ich wieder auf das Ende der Allee und bewundere die Perspektive, welche die Baum-Parallele weit unten so drängend eng aussehen lässt, als könne man sich dort an ihrem Ende zwischen den Mammeln kaum noch hindurchzwängen.

Stünde ich dort alleeab, ich nähme - zurückblickend - den gleichen perspektivischen Effekt wahr. Daraus ergibt sich eine Weisheit. Kein Naturgesetz, wohlgemerkt, nur eine Weisheit:

Diese Allee hat weder ein Ende noch einen Anfang. Jedes ihrer Enden ist auch ihr Anfang, abhängig davon, wo man gerade steht. Diese Erkenntnis – typisch für die Denkweise der Wesen meiner Welt – besagt, dass eine Gerade keinen Anfang und kein Ende hat. Auf eurer Welt sagt man solches vom Kreis und vom Photonenstrahl.

So wie man sich in einem Kreisverkehr ewig bewegen kann, ohne jemals an einen Anfang oder ein Ende zu gelangen, geht dies auch auf einer Geraden, wie etwa der Allee, an deren oberen Wegende ich mich nun befinde.

Ich schaue rücks und werfe einen vorletzten Blick auf das Gebäude mit seiner eigenartigen Architektur. Es wird euch wahrscheinlich befremden. Es ist eine Art Mausoleum für Krankdenker, in unserer Sprache nennen wir es Aarrryuniss. Eine Übersetzung in eure Sprache und Denkweise führte zu einem völlig sinnlosen Begriff. Was verstündet ihr unter einem Felineum? Kaum etwas, das ein Licht unter den beinernen Karosserien eurer fragilen Denkknollen entfachen würde.

Ich selbst wurde gestern als gesund entlassen und musste in symbolischer Art und Weise die letzte Nacht auf dem harten Boden meines kleinen Gemaches verbringen. Nun stehe ich hier, mit zwei ziemlich prallen Reisehäuten, die all mein Habseelerlei beherhügeln, endlich: Ein Gesunddenker oder Klarer, wie die meisten auf meiner Welt.

Ein Reisefrage bewegt mich nun und ich beginne zu zaudern, weil mich dabei sofort eine abgrundtiefe Unsicherheit erfasst: Werde ich den Endfang dieser Allee (oder schon ein wenig davor) mit meinen Reisehäuten passieren können? Seit siebzehn Zyklen stehe ich immer wieder vor demselben Problem: am Ende jedes dieser Zyklen wurde ich als Gesunddenker – also als Klarer - entlassen, drehte allerdings jedes mal auf halbem Weg zum Anfang der Allee um und kehrte zum Ende, oder Anfang - wie Sie wollen - zurück.

Retour in die Sicherheit meiner schleimigen kleinen Wabe. Nein: dieses Mal werde ich die Unsicherheit nicht auf mich nehmen.

Die rätselvolle Undenkerin steht auf dem letzten Schrittheber zum Emporium des Felineums. Sie trägt ein pelargonienrotes langes Kleid aus einem feinen glitzernden Material, ähnlich jenen Dressen, die eure Feminen auf Festveranstaltungen anlegen. Der weiche zarte Textus flöchelt zitternd in den warmen Morgenströmungen. Ihre hellblonden Schutzsträhnen flattern zausig - fast höre ich ihr weiches Sanften um ihren makellosen Hals - und verdecken ihr schönes Physiognom.

Sie winkt mir rückladend zu. Ich lasse ein weiches Seufzen aus meinem Rippengeflecht: Immerdar werde ich ihr Besitztum sein: ein gefallener Trüber - im Besitz aller Unwahrheiten.

Lieber Ralfchen,

ein feiner Text!
Ich habe ein paar Fummelwinzlinge dagelassen.
Mit den Relexivpronomen scheinst Du noch auf Streitfüßlein (noch nicht Kriegsfuß) zu stehen.
Habs gern gelesen!
Mein Titel-Favorit wäre:
Entlassen

Busserls
v.
Thing
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Alt 24.03.2015, 22:17   #3
männlich Ex-Ralfchen
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danke liebling - nur düngt wäre richtig nur ich wollte eine weiche endung...hhhhhhhhh
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Alt 24.03.2015, 22:21   #4
Thing
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ach, mein Liebchen -

aber ich habe keinen Dünger gerochen oder gesehen!
Insofern ist es kein sehr geglückter Ralfismus.

Nicht grollen!


Bussi!!
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Alt 24.03.2015, 22:30   #5
männlich Ex-Ralfchen
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neiiiiiiiiiiiiiiinnnn...schatz nich grolle nicht, ich DÜNGE meine memoridien......
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2015, 22:46   #6
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Alt 27.03.2015, 00:03   #7
männlich Ex-Ralfchen
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hm ja wir müssen düngen und dünkt auf eine niveau stellen. düngen heisst die fruchtbarkeit einer sache zu eruieren. und dünkt ist das rätsel dass wir dabei haben - wir sie wachsen: mir dünkt, dass das düngen erfolreich sein könnte...
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
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