Farben

[Agstc]

Farben



Gelb ist meine Lieblingsfarbe
ich kenne sie schon ziemlich lange
doch erst vor einer kurzen Weile
war Gruen in meiner ersten Reihe.


Rot, Braun und Blau
all sie waren dabei
auch Schwarz, Weiss und Grau
gehoeren zur Malerei.


Und kann man seinen Gefallen
auch an Schwarz, Weiss und Grau finden
in welcher Farbe spiegelt man sein Dasein
welche Farben will man mit sich verbinden?


Doch hoert man sie Tagtaeglich sagen
die Welt muesse bunter sein.
Wieso gleich die Welt verklagen?
Schaut erst in eure Appartments rein.


Weisse Waende, weise Blicke
Farbe -, die Eleganz hervorhebt
Am Ende nicht mehr erkennbar
Ob gespielt oder gelebt.


Um dazu zu gehoeren
fangen Menschen an
auf Menschen zu hoeren.
Sie hoeren nicht auf ihren Verstand
ihr Herz und Gefuehle.

Keiner von ihnen wird gluecklich sterben
irgendwann wirds des Spaeten
gesteuert von Worten
unsichtbaren Faeden
als waeren sie Marionetten.


Eigentlich sollte doch jeder,
jede Farbe nehmen koennen
sich etwas goennen,
seine Wand damit streichen
sich mit niemand' vergleichen,
seinen eigenen Weg gehen
beliebige Farben waehlen
sie mischen und verlaufen lassen -

oder man hoert eben weiter auf die Massen.


Ein kleines Beispiel
nur auf die Farben bezogen
wie abhaengig Menschen
von Meinungen Anderer sind
betrogen und belogen
rennen sie den Anderen nach,
lose Blaetter, getrieben vom Wind.

[Sonja]

Ein echt tolles Gedicht.

Wer sagt denn bitte, dass die Welt bunt sein muss?
Sie ist es einfach, zumindest, wenn man von optischen Farben ausgeht.

Wieso glaubst du keiner von ihnen wird glücklich sterben?
Kann man sowas verallgemeinern?

Es ist irgendwo einfach in dem Menschen verankert auf die Masse zu hören, aber in einer gewissen Art und Weise, hören sie doch blos auf sich selbst, auch wenn man es nicht immer sieht.

Sind Menschen, die anderen Menschen hinterlaufen, wie vom Wind getriebene Blätter denn etwas schlechtes?
Naja, sicher ist es nicht immer gut für sie, aber sind sie damit auch gleich schlechte, oder dumme Menschen?
Manchmal mag es sicher sein, dass sie dumm sind, wenn sie jemanden hinterherlaufen, aber kommt es da nicht darauf an, wen sie hinterherlaufen, und auch warum sie es tun?

Naja, wie gesagt, dein Gedicht gefällt mir wirklich gut.
Bin gespannt auf deine Antwort.

[Agstc]

Danke.

Bunt war symbolisch gemeint. Bestimmte Menschen sagen, die Welt solle doch froehlicher, friedlicher und schoener sein, als sie jetzt ist. Wobei die Gedanken und das Wissen ueber die Welt, die Welt dazu machen was sie fuer jeden von uns ist. (darueber kann man aber diskutieren). Doch anscheinend ist niemanden von diesen Menschen klar, dass jeder von ihnen seinen Teil beitragen muss, um die Welt "bunter" zu machen. Somit hast du den Aspekt mit dem "bunt" vollkommen richtig aufgegriffen. Zu der Gruppe, die ich anspreche, gehoeren staendig schlecht gelaunte Menschen (klar kann man mal schlecht gelaunt sein, aber doch nicht staendig), Menschen die sich immer ueber alles aergern und vollkommen auf das Berufsleben fixierte Arbeitstiere, die ueber Leichen gehen um als erstes durchs Ziel zu kommen.
Ich finde um gluecklich zu sterben muss man auch gluecklich gelebt haben. Jetzt stellt sich die Frage. Leben die Menschen die sagen, dass die Welt nicht bunt genug ist, gluecklich? Auch die, die das nicht behaupten, aber ueber Leichen gehen, leben nicht gluecklich. Sie werden es nie zugeben und es ist und bleibt eine Spekulation. Doch beantworte ich die Frage mit einer Gegenfrage. Wuerde ich so gluecklich werden? Jetzt kommt es auf den Menschen an. Unendlicher Kreislauf.

Nein, sie sind nicht gleich alle schlechte Menschen. Das sage ich nicht. Was ist denn ein schlechter Mensch ? Dumm sind sie auch nicht. Zumindest nicht alle. Sage ich aber auch nicht.

Mit diesem Gedicht wollte ich zeigen, dass manche Menschen selbst bei Kleinigkeiten, wie der Farbauswahl, mehr auf andere, sagen wir mal, machtvollere Personen oder Unternehmen achten, als auf das eigene Gefuehl und sich Selbst. Zu dem Thema kam ich durch eine Reportage, ueber ein Treffen von machtvollen Unternehmen, die, die Farben fuer das Jahr 2009 ausgewaehlt haben. Ab da habe ich mich gefragt, wie weit sie noch gehen koennten, wenn sie so alltaegliche Sachen wie Farben, fuer ein Jahr festlegen koennen, und Menschen, darauf auch noch achten und diese "Vorschriften" "befolgen". Ueber Geschmack laesst sich streiten. Klar, aber dennoch finde ich, dass jeder seinen eigenen Kopf haben sollte. Vorallem Erwachsene. Und diese ganzen "Emotrends". Ich meine was soll das? Warum fangen alle an sich zu ritzen. Was ist schoen dran, die Welt duester und traurig zu sehen?
Alles in einem finde ich doch, dass man mit seinem eigenem Kopf, die besten Entscheidungen trifft, zumindest fuer sich. Und wenn man ueberlgt, kann doch jeder aus dem persoenlichem Stil, einen Trend machen. Und es ist auch okay wenn andere einem nachlaufen, solange man es Ihnen nicht vorschreibt. Das ist der Trick in der Werbung. Vielleicht fragst du dich, was daran schlecht ist, wenn man der Masse nachlaeuft. Es ist nicht unbedingt schlecht, aber der Mensch ist Mensch, weil er einen eigenen Willen hat, und nicht wie ein Roboter von seinem Erschaffer ferngesteuert wird. Was in unserem Fall Menschen mit viel Geld sind, die noch mehr Geld haben wollen. Und natuerlich die Medien.


P.S:
"Manchmal mag es sicher sein, dass sie dumm sind, wenn sie jemanden hinterherlaufen, aber kommt es da nicht darauf an, wen sie hinterherlaufen, und auch warum sie es tun?"
Vollkommen richtig was du da sagst. Nur meine ich in meinem Gedicht ueberwiegend den Besitz und Lebensstil eines Menschen. Was du sagst kann man nicht auf den Lebensstil beziehen, sondern auf Personen. Damit hast du Recht.

[Sonja]

Ja stimmt schon was du da schreibst, keine Frage.

Naja zu den sogenannten "Emos" kann, und will ich nicht wirklich viel sagen, es gibt sie nun einmal, und ritzen bedeuted nicht gleich Emo, nur so nebenbei.

Ritzen ist eine Krankheit, die sich scheinbar in den letzten Jahren ziemlich schnell ausgebreitet hat, was sehr traurig ist!
Es gibt kaum etwas schlimmeres, als sich, bzw. seinen Körper soetwas anzutun, ein Mensch der sowas tut braucht Hilfe, und das egal, ob es wegen Trands getan wird, oder wegen einer psychichen Krankheit.
Wobei es immer eine Krankheit ist, wenn man sich selbst verletzt, denn es liegt nicht in der Natur von uns Menschen, oder überhaupt von einem Lebewesen, sich selbst zu verletzen.

Tja, und einen schlechten Menschen kann man nicht verallgemeinern denke ich, weil sicher jeder eine andere Auffassung eines schlechten Menschen hat.

[Ilka-Maria]

Es ist eine kühne und nicht erwiesene Behauptung, der Mensch habe einen freien Willen. Über dieses Thema wird zur Zeit zwischen Hirnforschern und Philosophen hart diskutiert, wobei die Wissenschaftler die Position vertreten, der sogenannte "freie Wille" sei nur eine Illusion.

Aber wie auch immer dieser Streit ausgehen mag, meine ich, daß allein die Tatsache, sich ständig entscheiden zu müssen, ein Zeichen dafür ist, daß der freie Wille zumindest stark eingeschränkt ist. Natürlich kann ich in der Schule zwischen drei Aufsatzthemen wählen, aber was hat das mit dem freien Willen zu tun, wenn mir das Schreiben von Gedichten mehr Spaß macht? Bin ich frei, wenn ich mich beim Autokauf zwischen zwei Mittelklassewagen entscheiden muß, weil das Geld für den schicken Sportflitzer nicht reicht? Bin ich frei, wenn ich mich für den Mann meines Lebens nur deshalb entscheide, weil meine eigentliche große Liebe bereits vergeben ist?

Das ganze Leben besteht aus Kompromissen. Der einzig wahre freie Wille wäre, gar nichts zu wollen. Aber das ist auch schon wieder ein Widerspruch in sich selbst.

LG
Ilka-M.

[Ilka-Maria]

An Sonja:

Also, Sonja, ich meine schon, daß es klare, allgemeingültige Definitionen gibt, was einen schlechten Menschen ausmacht. Sehr gut dargestellt hat das Heinrich Mann in seinem Roman "Der Untertan". Darin ist bestechend klar beschrieben, wie so ein "Kotzbrocken" funktioniert.

Wem das Lesen zuviel ist: die Verfilmung ist gut gelungen.

LG
Ilka-M.

[C.Alvarez]

Lieber Agstc,

wenn ich Texte über Farben lese komme ich mir immer vor, als ob jemand eine schallgedämpfte MAC-10 auf mich abfeuert. Ich spüre die Einschläge der Geschosse, aber ich höre nichts.
Das ist der Neid. Ich kann nämlich keine Farben sehen. Nur schwarz weiss und halt die Grautöne. Das macht mich dann manchmal unendlich traurig, wenn ich so ein Gedicht lese und kann es nicht nachvollziehen. Ich sage über mich, dass ich eine Hautfarbe wie geschmolzene Bronze in dem Licht der untergehenden Sonne habe, und habe das doch nur von meinem Vater gehört und selbst keine Ahnung, wie das wohl für andere aussieht.
Man nennt das kongenitale Achromatopsie.

Leider beschränkt sich das nicht aufs optische - bei mir jedenfalls. denn ich nehme auch meine Umwelt, die Menschen, keineswegs als bunte Mischung wahr. Für mich gibt es auch hier nur schwarz und weiss. Und die Grautöne fehlen ganz. Für mich gibt es gute oder schlechte Menschen, Freunde oder Feinde. Dazwischen gibt es nichts. Manchmal werden die weissen ganz schnell schwarz. Die schwarzen werden aber niemals weiss. Diese Gelegenheit gebe ich ihnen nicht.

Ich wünsche mir keine buntere Welt. Ich könnte sie nicht erkennen. Weder optisch noch emotional. Traurig, oder?

Daher kann ich dein Gedicht nicht angemessen kommentieren. Es macht mich traurig, weil es mich nur an meine Fehler, meine Unfähigkeiten erinnert. Ich möchte aber perfekt sein. Ich gebe mir solche Mühe, das zu erreichen. Aber vergeblich, wie mir dein anspruchsvoller Text gezeigt hat. Ich werde nie die vielen Facetten meines Charakters in den vielen Farben schimmern und leuchten sehen, die ich habe. Aber vielleicht du. Das ist jedenfalls ein Trost.

Schönes Gedicht, Kompliment.

corey

[Agstc]

Ou ja Sonja. Das war nicht richtig von mir, Ritzen nur mit Emos zu verbinden.
Ueberhaupt das Thema Ritzen anzusprechen. Denn, wie du schon richtig gesagt hast, Ritzen ist eine Krankheit.


Bam. Wie ein Schlag ins Gesicht. Du hast vollkommen Recht Ilka-Maria.
Ich weiss genau was du meinst. Ueberall diese Einschraenkungen.
Aber man kann wenigstens im Ramen des Moeglichen die freie Wahl haben.
Das beweist doch den freien Willen. Wenn die Illusion "freier Wille", weg genommen wird, wird es keine Traeume und Wuensche mehr geben. Traeume und Wuensche sind aber extrem wichtig.
Ja, im Grunde, sind wir richtig eingeschraenkt. Aber so zu denken, macht doch depressiv. Es ist richtig traurig, wenn man weiss, dass man eigentlich unendlich viele Moeglichkeiten haette, aber eben nur "eigentlich" und "haette". Und warum? Wegen dem nicht vorhandenem Geld? Wegen der nicht vorhandenen Macht?
Menschen werden von Menschen veraendert. Von der Zeit. Von was auch immer. Und man kann gegen diese Veraenderungen absolut nichts unternehmen. Sie sind einfach da. So wie wir. Schwierig.



Oh nein Corazon. Das tut mir wirklich sehr leid. Gibt es denn gar keine Moeglichkeit diese "kongenitale Achromatopsie" zu beheben? Oder haette das Risiken?
Ich koennte mir keine Welt ohne Farben vorstellen, desshalb finde ich, dass du dich ziemlich gut durch diese schlaegst. Ich glaube aber, dass du Farben fuehlen kannst. Du fuehlst die Farben Schwarz, Weiss und Grau, wenn du traurig bist. Das ist bei mir auch so. Wenn du lachst, fuehlst du andere Farben. Du fuehlst z.B. Gelb und Orange. Verliebt, fuehlst du ganz viel Rot. Geborgen und in Sicherheit fuehlst du Gruen. Man kann es umkehren. Wenn man Gruen sieht, fuehlt man sich sicher und geborgen. Sag mir, warum es auch nicht umgekehrt gehen sollte? Ich hoffe du verstehst was ich meine, und es hilft dir.
Niemand ist perfekt. Und Niemand wird es je sein. Man muss "einfach" sich selbst lieben, und mit sich zufrieden sein. Das grenzt an Perfektion. Leider ist es eben nicht so einfach. Ich bedanke mich fuer dein Lob.

[Sonja]

Zitat von Ilka-Maria

An Sonja:

Also, Sonja, ich meine schon, daß es klare, allgemeingültige Definitionen gibt, was einen schlechten Menschen ausmacht. Sehr gut dargestellt hat das Heinrich Mann in seinem Roman "Der Untertan". Darin ist bestechend klar beschrieben, wie so ein "Kotzbrocken" funktioniert.

Wem das Lesen zuviel ist: die Verfilmung ist gut gelungen.

LG
Ilka-M.

Ich meine ja nicht, keine Ahnung...
Schlagende Menschen, oder sowas.
Sicher viele Menschen empfinden diese als schlecht, aber jedoch längst nicht alle.
Es gibt sicher ein Bild eines schlechten Menschen, dass für die Allgemeinheit gelten mag, aber ich denke nicht, dass sich nur desswegen alle dieser Sicht anschließen.
Wäre dies so, würde es nämlich keine sclechten Menschen geben.

@Agstc
Es war ja nicht böse gemeint!!
Jeder hat seine Ansicht dazu, und es ist nichts schlimmes dabei, dass du diese Ansicht hast!
Ich wollte es eben einfach nur gesagt haben.
Ist halt ein schweres Thema...

[C.Alvarez]

Zitat von Agstc

Gibt es denn gar keine Moeglichkeit diese "kongenitale Achromatopsie" zu beheben? Oder haette das Risiken?

Nee, lieber Agstc, da gibt es leider keine Heilungsmöglichkeit. Es ist ein genetischer Defekt, und ehrlich gesagt rührt der wohl daher, dass meine (leibliche) Mutter so krank war, sich von jedem Verwandten knallen zu lassen, mit siebzehn schwanger wurde, mit mir, und ich letztlich unter dieser Inzucht zu leiden habe. Nun ja.
Aber das ist nicht so richtig schlimm, wenn man nichts anderes kennt, vermisst man auch nichts. Ich lebe gut, sehr gut, ja man kann schon sagen luxuriös. Und ich leide nicht, unter gar nichts. Es ist okay.
Und sicher fühle ich Farben, da hast du Recht. Aber blau bin ich nie. Ich trinke nämlich nicht

Liebe Grüsse

corey

Das hast du schön ausgedrückt:

Zitat von Agstc

Und kann man seinen Gefallen
auch an Schwarz, Weiss und Grau finden