Sanfter Zerfluss

[Monty Schwarz]

Und irgendwann zuckt er noch nicht mal mehr. Ich halte inne. Es dauert einige Sekunden bis meine Empfindungen in die Welt der Wörter zurückfinden. Das erste Wort, das ich denke: Stille. Das zweite ist: Erwartung. Ich erwarte einen Blitz. Er kommt nicht. Überall ist Blut. Ich hasse dieses Wort. Ich kann kein Blut sehen. Blut ist wie Sperma, es erinnert mich an Begehren. Ich versuche meine Kleidung auszuziehen ohne sie anzufassen. Das geht, sie rutschen mir einfach vom Leib. Lasst es mich Leib nennen; ich mag jetzt nicht mehr von Körpern sprechen. Da rutscht die Hose. Da rutscht mein Hemd. Schaut. Da sind die vier auch eben lang gerutscht, an der schiefen Ebene meines harten, reibungsvollen Geistes. Ihr seid gerutscht, nicht wahr? Es hat euch doch nicht wehgetan? Ich war sehr zärtlich. Bitte sagt ihm, dass ich sehr zärtlich war. Dorten werde auch ich gleich rutschen. Es kann sich nur noch um Augenblicke handeln. Nimmst Du mich durch Polizisten zu Dir, Herr? Ich will gehen. Ich warte auf Dich. Das Wasser im Bad weicht nicht von mir zurück. Was ist nur mit der Welt geschehen? Was ist mit den Natur-Gesetzen? Wo sind sie hingekommen? Ich weiß: Während ich raste, muss die Welt ersetzt worden sein. Durch eine Kopie, eine schlechte. Eine Welt für Kain, in der Kain Wasser liebt. Das Wasser weicht nicht vor mir, dem Mörder zurück. Wahnsinn. Was mag noch ersetzt worden sein? Ich wasche mich. Ich bin ganz rein, Herr. Du wirst glauben, ich sei ein Engel, wenn ich komme. Ich trete aus der Tür. Das ist auch ganz leicht. Irre. Werde ich doch nicht sterben? Ich gehe in die Stadthalle. Vielleicht sind die Jungs ja noch da drin. Beim Gehen ist mir ein bisschen schlecht. Vielleicht sterbe ich an Magenkrebs. Oh, bitte nicht, Herr. Ich möchte schnell sterben. Als ich in die Garderobe trete, ist der Applaus für die Amateurtheatergruppe gerade zu Ende. Sie sehen mich und denken ich komme, um ihnen zu gratulieren. Dieser Lärm überall.
„Hey! Micha, Micha altes Haus! Das ist ja toll, dass Du da bist! Wie fandest Du’s?“
„Ich war der Beste, stimmt’s? Ich war der Beste, gib’s zu!“
“Was guckst denn so? Hat’s Dir nicht gefallen?“
Ich glaube, ich habe sie gar nicht umgebracht. Ich glaube, in dieser Welt bin ich unschuldig. Was für ein schönes Wort. Kain mag es. Küss Kain, Welt.
Ich gehe in den Hauptsaal, dort stehen noch ein paar Leute herum. Am anderen Ende des Saals kommen neue Leute rein. Jemand zeigt auf mich. Meint ihr mich? Ich bin kein Mörder. Ich habe niemanden umgebracht. Seht ihr denn nicht, dass das eine neue Welt ist? Eine wackere, eine, neu erschaffen, um meine Schuld zu tilgen. Seht ihr das nicht?

[Struppigel]

Hallo Monty,

mir gefällt die Sprache nicht - viel zu redundant. Um das am Text zu verdeutlichen:

Erst als sich auch der letzte nicht mehr bewegt, höre ich auf, auf ihn einzuschlagen. An meinen Händen ist Blut. An meinen Armen ist Blut. An meiner Hose, meinem Hemd, überall ist Blut. Es ist, als wäre ich jetzt eben erst zu Bewusstsein gekommen. Ich wünsche mir so sehr, dass das nur ein Traum ist, dass ich gleich aufwache. Ich gehe ins Bad und wasche mich. Ich ziehe die Sachen aus, gehe an Karlis Schrank und nehme mir irgendwelche Sachen. Ich gehe aus der Tür. In all meiner Erdrücktheit bin ich erstaunt. Ich habe eben vier Menschen umgebracht und ich kann einfach so aus der Tür gehen. Keine Polizei, keine Sirenen. Ich weiß, dass es gleich so weit sein wird. Ich gehe zur Stadthalle. Ein paar andere, lebende Freunde von mir haben oder hatten dort Aufführung mit ihrer Theatergruppe. Ich gehe durch den Hintereingang rein. Karlis viel zu große Sache schlabbern an mir. Die Theatergruppe ist gerade in die Umkleide gekommen, das Stück und der Applaus gerade zu Ende. Sie denken ich bin gekommen um ihnen zu gratulieren. Sie sehen alle so glücklich aus.
„Hey! Micha, Micha altes Haus! Das ist ja toll, dass Du da bist! Wie fandest Du’s?“
„Ich war der Beste, stimmt’s? Ich war der Beste, gib’s zu!“
Sie lachen alle und ich wünschte, ich könnte mitlachen. Mein Bauch tut irre weh, ich glaub ich muss mich übergehen. Ich will ihnen sagen: „Ich habe gerade vier Menschen getötet, einfach so, ich weiß nicht, wie das passieren konnte, es tut mir so leid, es tut mir so leid!“ Aber ich kann das nicht sagen, ich kann es einfach nicht. Ich gehe in den Hauptsaal, dort stehen noch ein paar Leute herum. An anderem Ende des Saals kommen Polizisten herein. Jemand von den Zuschauern zeigt auf mich. Ich glaube von irgendwo schallt es „Mörder!“, aber niemand ruft es, ich höre es in meinem Kopf. Die Polizei kommt auf mich zu. Ich laufe weg. „Halt!“, rufen sie und fangen an zu rennen. Ich renne auch, auf den Hinterausgang zu, ich halte Ausschau nach etwas womit ich mich umbringen kann.

Inhaltlich fehlt mir ein Hinweis darauf, warum der Protagonist so gehandelt hat, wie es dazu kommen konnte. So ist es mir zu oberflächlich, obwohl es von der Idee her sehr gut werden könnte. Für den Titel könnte man sich auch etwas anderes ausdenken.

[Ex Darkskin]

Lieber Monty,

da muss ich Struppi recht geben. Zu oberflächlich, zu seicht.
Ein violenter Texten muss hart sein und grausam. Sonst ist er unglaubwürdig. Gewalt ist hart und grausam. Ob aus der Opfer- oder der Täterpersktive.
Dein Text ist harmlos.

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[dadamarcus]

Seine Interpretation des Films.

[Monty Schwarz]

Hallo!


Freut mich, dass ihr meinen Text kommentiert! Ja, wenn man was nicht mag, dann mag man das halt nicht. Bei Wiederholung und Oberflächlichkeit habt ihr absolut recht, da werde ich was dran machen.

dadamarcus, Du kannst mich gerne auch direkt anreden, wenn Du mir was sagen möchtest. Meine Interpretation des Films? Woher willst Du wissen, ob ich den Film überhaupt gesehen hab? "Schuld" ist mein Text und wenn er Dich an einen Film erinnert, dann ist das *schön* oder *egal*, aber das heißt nicht, dass ich irgendwas *interpretiere*.


Sonnige Grüße,
Monty