Dem schwerkranken Freund bei Poetry.de

Thing · 12.05.2014, 12:55

Wie kann ich Rotweinbadewannen träumen?
Old Teacher hat es in der süßen Nacht
Durch Stunden, Lachen, durch's Versäumen
Kichernd, reimend, gurrend auch zum Tag gebracht.
Ach, wie fehlen mir die Stunden - ungezählt! -
Lauschend, trocknend Wunden - freigewählt -
An den wohlbeschlagnen Silberhufen!
Unter Lachen, Kreischen, Rufen, Stufen
Neu zu gehen, zu lachen, zu erwachen ...
Es wird kein andres Feuer mich auf diesem Weg entfachen,
Nun, da das Bardenfeuer nicht mehr brennt.

Mit jeder Träne, die nur meine Kehle kennt,
Ist mir mir ein teures Bild vor Augen:
Trostgestalt, die lacht und singt und über Stufen rennt,

Als sei sie frisch für mich! orpheisch frei geboren.
Lieh er nicht meinen Sinnen neues Feuer?
Ich durfte ihm gar tausendfach als Funke taugen -
Vertrauend ihm, den klaren Wahrheitsaugen -
Es hält die Ernte lang in meiner Seelenscheuer.

ad hoc
für V.

BABSvomKUTSCHI · 22.05.2014, 08:35

Ein beeindruckendes Werk. Du erzähltest von seinem Schicksal mit der Luftröhre. Das hat selbst bei mir Nachdenkliches hinterlassen.

Ich grüße Dich herzlich
Babsi

Thing · 22.05.2014, 09:44

ja, das ist wirklich ein tragisches Schicksal.
Der Liedermacher, Geschichtenerzähler, Sänger, Gitarrespieler, stundenlang Plauderer -
er kann nicht mehr sprechen, nicht schlucken, nicht gehen,
wird durch eine Bauchsonde ernährt, atmet durch eine Kehlkopfkanüle, hängt an vielerlei Schläuchen -
nichts mehr mit täglichen oder nächtlichen Telefonaten.

Das Gedicht ist ein Akrostichon (auf der Wiese ist er Alive gewesen).

Danke für den Kommentar!

Lieben Gruß
von
Thing

BABSvomKUTSCHI · 22.05.2014, 11:28

Ich habs mir beinahe schon gedacht, als ich auf der Wiese Alive gelesen habe.
Auch die Wodkalaunen sind mir nicht entgangen, denn bei Deinen Werken schau ich generell zuerst, ob Du ein Akrostichon eingebaut hast.

Bussi bussi
Babsi

Thing · 23.05.2014, 18:27

Hier lesen kannst Du ja noch -

deshalb:
Dank für Deine Rückmeldung!

Alles Gute!

Bussi Bussi
Thing

Wolfmozart · 24.05.2014, 16:08

Ein wahrlich imposanntes Werk, Thing!
Mehr kann ich gar nicht sagen.
Der reale Hintergrund ist unsagbar traurig.

Tröstende Grüße

wolfmozart

simbaladung · 24.05.2014, 19:28

Lieber Thing,

dieses persönliche Werk hab ich auch wieder und wieder gelesen. Ich kann
nur wenig dazu sagen. Bedrückend, traurig, in tief bewegende Verse gefasst.

lg simba

Thing · 24.05.2014, 19:43

Lieber wolfmozart und liebe simba -

es ist wirklich deprimierend.
(Ich kenne ihn persönlich seit mindestens sieben Jahren).
Ich stelle mir immer wieder vor, wie es wäre, wenn ich lediglich noch via notebook - und das mit quälender Mühe -
mit Freunden in Verbindung bleiben könnte.

Wäre die Stadt K. nicht so weit weg von mir, wäre ich schon hingefahren.
Aber Besuche, die länger als 15 Minuten dauern, sind für A. ermüdend und sehr anstrengend.

Ich leide mit ihm, auch wenn das anmaßend klingt, denn noch bin ich einigermaßen gesund.

Das wird wohl zu privat.

12.05.2014, 12:55	#1
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Dem schwerkranken Freund Wie kann ich Rotweinbadewannen träumen? Old Teacher hat es in der süßen Nacht Durch Stunden, Lachen, durch's Versäumen Kichernd, reimend, gurrend auch zum Tag gebracht. Ach, wie fehlen mir die Stunden - ungezählt! - Lauschend, trocknend Wunden - freigewählt - An den wohlbeschlagnen Silberhufen! Unter Lachen, Kreischen, Rufen, Stufen Neu zu gehen, zu lachen, zu erwachen ... Es wird kein andres Feuer mich auf diesem Weg entfachen, Nun, da das Bardenfeuer nicht mehr brennt. Mit jeder Träne, die nur meine Kehle kennt, Ist mir mir ein teures Bild vor Augen: Trostgestalt, die lacht und singt und über Stufen rennt, Als sei sie frisch für mich! orpheisch frei geboren. Lieh er nicht meinen Sinnen neues Feuer? Ich durfte ihm gar tausendfach als Funke taugen - Vertrauend ihm, den klaren Wahrheitsaugen - Es hält die Ernte lang in meiner Seelenscheuer. ad hoc für V.

22.05.2014, 09:44	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, Babsi - ja, das ist wirklich ein tragisches Schicksal. Der Liedermacher, Geschichtenerzähler, Sänger, Gitarrespieler, stundenlang Plauderer - er kann nicht mehr sprechen, nicht schlucken, nicht gehen, wird durch eine Bauchsonde ernährt, atmet durch eine Kehlkopfkanüle, hängt an vielerlei Schläuchen - nichts mehr mit täglichen oder nächtlichen Telefonaten. Das Gedicht ist ein Akrostichon (auf der Wiese ist er Alive gewesen). Danke für den Kommentar! Lieben Gruß von Thing

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22.05.2014, 08:35	#2
BABSvomKUTSCHI gesperrt Dabei seit: 03/2011 Beiträge: 3.095 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ein beeindruckendes Werk. Du erzähltest von seinem Schicksal mit der Luftröhre. Das hat selbst bei mir Nachdenkliches hinterlassen. Ich grüße Dich herzlich Babsi

22.05.2014, 11:28	#4
BABSvomKUTSCHI gesperrt Dabei seit: 03/2011 Beiträge: 3.095 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich habs mir beinahe schon gedacht, als ich auf der Wiese Alive gelesen habe. Auch die Wodkalaunen sind mir nicht entgangen, denn bei Deinen Werken schau ich generell zuerst, ob Du ein Akrostichon eingebaut hast. Bussi bussi Babsi

23.05.2014, 18:27	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hier lesen kannst Du ja noch - deshalb: Dank für Deine Rückmeldung! Alles Gute! Bussi Bussi Thing

24.05.2014, 16:08	#6
Wolfmozart Dabei seit: 04/2012 Alter: 59 Beiträge: 1.300 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ein wahrlich imposanntes Werk, Thing! Mehr kann ich gar nicht sagen. Der reale Hintergrund ist unsagbar traurig. Tröstende Grüße wolfmozart

24.05.2014, 19:28	#7
simbaladung Dabei seit: 07/2012 Alter: 67 Beiträge: 3.073 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Thing, dieses persönliche Werk hab ich auch wieder und wieder gelesen. Ich kann nur wenig dazu sagen. Bedrückend, traurig, in tief bewegende Verse gefasst. lg simba

24.05.2014, 19:43	#8
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber wolfmozart und liebe simba - es ist wirklich deprimierend. (Ich kenne ihn persönlich seit mindestens sieben Jahren). Ich stelle mir immer wieder vor, wie es wäre, wenn ich lediglich noch via notebook - und das mit quälender Mühe - mit Freunden in Verbindung bleiben könnte. Wäre die Stadt K. nicht so weit weg von mir, wäre ich schon hingefahren. Aber Besuche, die länger als 15 Minuten dauern, sind für A. ermüdend und sehr anstrengend. Ich leide mit ihm, auch wenn das anmaßend klingt, denn noch bin ich einigermaßen gesund. Das wird wohl zu privat.