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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 30.05.2007, 12:15   #1
Jamie
 
Dabei seit: 03/2007
Beiträge: 11

Standard Es zählt nicht

Es zählt nicht.


Was fühlst du?
Du starrst ins Leere. Ein Regentropfen an deiner Nase. Er fällt und du fällst mit ihm. Ins Bodenlose. Liegst auf dem kalten Grund. Wühlst mit deinen Fingern in der Erde, kopflos.
Hast dir dein Ziel gesteckt um es aus den Augen zu verlieren. Bist gerannt um nie anzukommen. Hast gefühlt um Schmerz zu lernen.
Um zu lernen wer du bist. Zeitraffer oder nicht, es geht weiter. Immer. Niemand der auf dich wartet. Rennst deine Meilen als wären sie nicht existent.
Niemand der dir zuschaut oder Beifall spendet. Du krallst dich an alles was du nicht fassen kannst. Dein Sinn der vor dir verfliegt, frei wie ein Vogel. Du machst dir keine Mühe.
Kühle Erde unter deinen Fingernägeln, deine Hände braun vom Lehm. Ein seltsam naturgebundenes Gefühl.
Du kannst nicht bekämpfen was in dir ist. Du kannst nur bekämpfen was aus dir herausströmt. Deine Umwelt bekämpfen. Damit niemand die Grenze zu dir überschreitet. Versuchst das Rennen zu gewinnen, bei dem du nie losgelaufen bist.
Mondschein. Die Schwerelose und doch anziehende Welt. Vor deinen Augen verschwimmt dein Umfeld. Vergisst die gestohlenen Versprechen.
Du bist in Trance. Der Duft der Erde betört deinen Geist. Nichts was du je wieder erkannt hättest. Phantastische Welten die nicht größer sind als ein Schuhkarton. Morgen geht die Sonne auf, doch du wirst nicht dabei sein. Die Erde ist zu dunkel um Licht zu reflektieren. Das Licht wird zu kalt sein. Zu kalt für dich. Zu warm für die Menschen.
Deine Hände krampfen. Zwischen deinen Fingern rieselt die Erde und eine Wurzel löst sich. Das einzige was du bemerkst.
Du wirfst dich auf die Knie und weinst, versuchst die Wurzel, den Nabel der Natur, wieder in die Erde zu betten. Du wolltest das nicht. Du wolltest doch niemandem wehtun. Du wolltest sie nicht wecken, aus ihrem traumhaft süßen Schlaf.
Schuld die in dir wächst. Du wühlst und schaufelst immer heftiger mit deinen Händen in der feuchten Erde. Wiegst dich hin und her und schluchzt laut, während du versuchst wieder gut zu machen, was du getan hast.
Es hätte doch wachsen können, vielleicht wäre es einmal ein Baum geworden, ein jemand der beständiger ist als du, der das Anrecht besitzt zu atmen und die Stille zu genießen. Sie gehört dir doch nicht. Du wolltest nichts behindern du wolltest nur helfen.
Der Schleier der Tränen der dich umgibt. Du überholst Gestern und den Tag davor in einem Atemzug.
Du spiegelst dich in dieser Wurzel. Wenn du in den Spiegel blicktest hattest du dich nie erkannt. Das warst nie du. Ein Fremder. Jemand der nicht hingehört wo er sich befindet. Du blickst das kleine noch lebende Naturwunder an, es ist auch dein Leben. Und du warst derjenige der es zerstört hat ohne es zu merken. Der Schmerz und die Erkenntnis die dich laut aufschreien lassen.
Du hast zerstört was du retten wolltest. Siehst und bist blind. Deine zitternden Hände fahren über die Erde. Du kniest im Bad der Natur und hast dich als untauglich bewiesen. Du streckst deine Arme in den Himmel und weinst laut.
Du warst weit weg und bist als jemand anderes zu deinem Sinn zurückgekehrt.
Niemand der dich gesehen hat.
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