Eine andere Persoenlichkeit

[bipolar]

Zwei gute Freundinnen von mir standen mit mir am Bahngleis. Wir unterhielten uns ueber meinen Englisch-Lehrer, der der [...] eine Schere geliehen hat. Dies kommentierte sie mit dem Spruch "Mein Englisch-Lehrer war meine Rettung". Ich, erstmal dumm, fragte sie, wie sie das meinte. Natuerlich wegen der Schere. Aber Wir wissen, was gemeint ist. Mein Englisch-Lehrer ist sowieso einer der Besten. Irgendwie erinnert er mich an jemanden, Wir wissen wer gemeint ist. Naja, also auf jeden Fall war da dann ein verkleideter Mann auf der Bank mit einer roten Fairplay-Packung und einer Handtasche. Dazu eine blonde Perruecke. Da mir das Phaenomen Strassentheater bekannt ist, musste ich laut lachen. Meine Psychologin meinte dazu, dass ich das nicht soll. Ich sagte ihr halt, dass das halt lustig ist. Naja, die Strickerin zeigte mir dann was sie gehaekelt hat, war echt cooles Zeug. Die hat da irgendwie was gehaekelt, soll wohl einen Socken darstellen. Fand das aber sehr gut gemacht, ich weiss ja, wieviel Arbeit das ist, musste in meiner Grundschule selber haekeln. Sie zeigte mir auf dem Handy was sie sonst noch gehaekelt hat. Ich finde das, was sie macht, gut. Dann musste ich wieder lachen und fragte die Psychologin, ob das nicht Show ist. Sie fragte, wie ich das meine. Ja ob die Person nicht eine Show abzieht. Die Frage, die mich sowieso jetzt die ganze Zeit plagt ist, ob nicht alle Menschen, alle Tiere, die Natur, wirklich alles eine einzige Show ist.

Jetzt erstmal Goethe

[Ex Täubchen]

Eine Show, nur für einen selbst
Was für ein Tag
Sich selbst eigener Held
Und was ich mich frag
Wer liebt Dich so sehr?

Du bist der Mittelpunkt
Ob leicht oder schwer
Mir gefällt dein Text sehr
Ohne Glanz und Prunk
Schreibe noch mehr

Mir hats gefallen. Ich mag kurze Texte, mit Inhalt natürlich.

LG Täubchen

[bipolar]

Danke dir _Taube_,

inalienable Rights

Umarmende Gruesse!
LG

[Ilka-Maria]

Zitat von bipolar

Die Frage, die mich sowieso jetzt die ganze Zeit plagt ist, ob nicht alle Menschen, alle Tiere, die Natur, wirklich alles eine einzige Show ist.

Das wäre ein ziemlich gruseliges Theater, das nur auf die Menschen mit ihrer von Natur aus aggressiven Veranlagung passte. Die Natur außerhalb des Menschen ist völlig wertfrei und gar nicht in der Lage, eine Show abzuziehen, auch wenn uns Lawinen, Sturmfluten und Waldbrände so erscheinen. Auch Tiere spielen kein Theater (es sei denn, sie sind dressierte Zirkusangestellte, ein Sportgerät oder ein Familienmitglied), denn das Showbusiness taugt nicht im Überlebenskampf dort draußen in der Wildnis, in der es darum geht, wie lange man selbst zu den Fressern gehört und wann man selbst gefressen wird. Gefressen zu werden ist das natürliche Schicksal der meisten Tiere, und mit Show hat das überhaupt nichts zu tun.

Zum "make believe" ist nur der Mensch fähig, der am Ende der Fresskette steht, und ich bin heilfroh, dass ich dazugehöre. Wenn der Preis darin besteht, ein bisschen Theater zu spielen und öfter mal die Maske zu wechseln - was soll's? Das gehört zur täglichen Kommunikation und verhindert, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen.

Wahrscheinlich hast Du aber mit "Show" etwas anderes gemeint, nämlich das uralte philosophische Problem, ob wir die Welt so sehen, wie sie wirklich ist. Sehr wahrscheinlich sehen wir sie nicht "echt", sondern so, wie sie für unsere Fähigkeiten des Erkennens und Einordnens "richtig" ist. Wir wissen, dass die Bienen Farben anders sehen als wir Menschen, sie bewegen sich in einer Welt, die zu ihren Fähigkeiten passt, oder aber sie haben im Laufe der Evolution ihre Fähigkeiten an eine Welt angepasst, die sie von Anfang an mit Bienenaugen wahrgenommen haben. Uns Menschen blieb nicht anderes übrig, als es gleichzutun und uns an die Welt anzupassen, die wir von Anfang an wahrgenommen haben.

Was mich jedoch mehr umtreibt, ist die Frage, wieso ausgerechnet wir Menscheng von der Evolution mit einem hochleistungsfähigen Gehirn und mit der Fähigkeit zu einem Selbstbewusstsein ausgestattet wurden.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Ilka