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Alt 07.06.2012, 14:54   #1
weiblich Lanua
 
Dabei seit: 04/2010
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Beiträge: 7


Standard Liebesgeschichte(noch titellos)

Ich würde mich sehr über ein paar Meinungen freuen

Amélie
Als wir das Schulgebäude verließen, fielen schon die ersten Regentropfen auf uns herunter. Nach einem schönen Ferienbeginn sahen diese fetten grauen Wolken über unseren Köpfen nicht aus. Raffael und ich waren die letzten, die das Gebäude verließen. Wir hatten gemeinsam noch das Klassenzimmer aufgeräumt und uns dabei gegenseitig mit dem Tafelschwamm beworfen. Raffael und ich, wir kannten uns schon solange ich denken kann. Er war einer meiner besten Freunde. Und er war mit Louisa, einer meiner besten Freundinnen, zusammen.
"Das fängt gleich an zu gießen", murmelte er und warf mir einen Seitenblick zu. Er war gut einen halben Kopf größer als ich, weswegen er auf mich heruntersehen musste. Ich nickte und rollte mit den Augen. Der letzte Schulbus war schon weggefahren. Bis wir zuhause wären, wären wir klitschnass. Aber warten konnten wir auch nicht, weil Louisa gleich zu mir kommen würde. Wir wollten uns heute bei ihm treffen.
"Rennen?", fragte ich wenig begeistert.
In Raffaels gewitterblauen Augen blitzte es belustigt auf. Er wusste ganz genau, dass Sport für mich einer Katastrophe gleich kam. Ich hatte zwei linke Füße und auch so wenig Lust auf alles, was meinen Puls über hundert brachte. Raffael hielt mir seine Hand hin und grinste. Zögernd griff ich danach, nicht weil es sich komisch anfühlte, wir berührten uns ständig, das war nichts ungewöhnliches für mich. Sondern weil ich mich noch immer nicht mit dem Gedanken angefreundet hatte, gleich die drei Kilometer bis zu unserem Haus zu rennen.
„Eins, zwei, drei!“, zählte Raffael und dann rannte er los, zog mich hinterher.
Ich gab ein erschrockenes Quietschen von mir, als mit einem Mal über die Strassen düsten. Raffael hatte ein solches Tempo drauf, dass ich schon nach wenigen Metern ausser Atem war, doch er zog mich weiter- unbarmherzig.
Und dann begann es zu regnen. Erst spürten wir bloss ein paar Tropfen, die sanft auf unsere Köpfe fielen. Doch plötzlich fing es an, regelrecht zu schütten.
„Schneller!“, rief Raffael lachend. Ihm schien die ganze Situation richtig Spass zu machen.
Und zugegeben, ich war auch nicht gerade in schlechter Stimmung.
Wir rannten so schnell, dass ich einige Male fast über meine eigenen Füsse stolperte. Immer wieder bat ich Raffael, anzuhalten, doch darauf grinste er mich nur schelmisch an und zog mich weiter.
„Nichts da, wir werden nicht aufgeben. Gleich sind wir da.“
Und tatsächlich, nach wenigen Minuten standen wir, völlig ausser Atem und klitschnass, in seinem Haus. Es war dunkel und still, offensichtlich waren seine Eltern nicht zu Hause.
„Ich kann nicht mehr“, stöhnte ich und setzte mich aus den Fussboden, „ich kann nicht mehr.“
Raffael lachte und schüttelte den Kopf so heftig, dass das Wasser in alle Richtungen spritzte.
„Du Mistkerl“, rief ich, gespielt wütend, als mich das Wasser ebenfalls traf. Im Grunde machte es mir nichts aus, da ohnehin nichts mehr trocken war an mir.
Ich rappelte mich auf, um mich auf ihn zu stürzen und spielerisch in die Seite zu boxen.
Raffael jedoch, war natürlich viel stärker als ich. Ohne Probleme packte er meine Arme und hielt sie so fest, dass ich mich nicht wehren konnte.
„Waffenstillstand?“, fragte er und zwinkerte mir zu.
Ich nickte und machte mich auf den Weg in die Küche, als er meine Arme losgelassen hatte.
„Ich habe einen Bärenhunger“, bemerkte ich, während ich mich vor den Kühlschrank stellte und prüfte, was sie hier drin so aufbewahren. „Pizza, Salat, Fleisch…hm.“
Noch während ich mir alle Lebensmittel der Reihe nach durchsah und prüfte, ob mir irgendetwas passte, spürte ich mit einem Mal Raffaels warmen Atem im Nacken.
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Doch ich war nervös. Seine Nähe machte mich nervös. Wieso auch immer. Wie waren uns schon oft so nahe gewesen, immerhin waren wir die besten Freunde.
Ich griff nach einer Familienpizza und drehte mich um. Raffael blieb stehen.
Mein Blick fiel genau in seine tiefblauen Augen, ich schien mich darin zu verlieren.
Und die Wucht der Gefühle, die mich überkamen, traf mich wie ein Schlag in den Bauch. Wieso rang ich nach Atem, als ich seinen warmen, nach Pfefferminze riechenden Atem, im Gesicht spürte? Wieso konnte ich meine Augen nicht von den seinen lösen?
Ich wollte mich neben ihm durchquetschen, um die Pizza in den Ofen zu schieben. Ja, ich würde einfach so tun, als hätte es diesen einen, gefühlsvollen Moment zwischen uns gar nicht gegeben.
Doch Raffael griff nach der Pizza, die ich noch immer in meinen Händen festhielt, legte sie auf den Küchentisch, der hinter ihm stand und streifte mir dann eine meiner wirren, dunkelblonden Locken hinters Ohr.
Okay, das war komisch. Egal wie gut befreundet wir waren, das hatte er noch nie getan.
Und es machte mich noch nervöser, als ich ohnehin schon war.
Ich hätte ihn fragen können, hätte ihn fragen können, wieso er das getan hatte. Doch ich wusste, dass ich damit die ganze Stimmung zerstören würde. Und das wollte ich eigentlich gar nicht.
Plötzlich ergriff er meine Hände. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, wodurch ich leicht zusammenzuckte.
Doch er liess sich davon nicht aus dem Konzept bringen.
Seine warmen Hände fühlten sich richtig gut an. Früher war mir das nie aufgefallen. Früher hatten wir unsere Hände gehalten, weil das beste Freunde halt so tun. Doch jetzt war es anders. Jetzt verspürte ich dieses eigenartige Kribbeln in meinem Bauch.
Und dann beugte er sich zu mir herunter. Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass ich das Ganze hätte abbrechen sollen, indem ich einfach weggegangen wäre.
Doch ich konnte nicht. Ich wollte nicht.
Stattdessen stellte ich mich auf die Zehenspitzen, und näherte mich seinem Gesicht. Immer weiter, bis ich seine weichen, warmen Lippen, die noch immer etwas nass waren vom Regen, auf den meinen. Es war ein wundervolles Gefühl. Und die Tatsache, dass es mein bester Freund war, den ich küsste, machte die Sache noch viel aufregender.
Ich hatte die Augen geschlossen, war ganz in diesem wunderbaren Kuss versunken, als es an der Tür klingelte.
Dieses Mal zuckten wir beide zusammen. Es war, als würden wir gerade aus einem Traum erwachen. So verwirrt waren wir darüber, was wir gerade getan hatten. So verwirrt waren wir darüber, dass wir uns gerade geküsst hatten.
„Das muss Louisa sein“, murmelte Raffael benommen, warf mir einen letzten, etwas verwirrten, Blick zu uns machte sich dann auf den Weg zur Haustür.
Ich blieb stehen, berührte sanft meine Lippen, die er gerade zuvor noch geküsst hatte. Und dann begannen meine Knie zu zittern. Ich wünschte mir, die Zeit zurückdrehen zu können. Was um Himmels Willen hatte ich da gerade getan?
Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich diese Szene, die sich immer und immer wieder in meinem Kopf abspielte, aus meinen Gedanken heraus löschen. Atmete einmal tief ein und wieder aus, riss mich zusammen und gesellte mich zu Raffael und Louisa, die sich gerade herzhaft begrüsst hatten. Oder um genauer zu sein: Louisa hatte Raffael herzhaft begrüsst.
Er jedoch ging sichtlich auf Abstand.
Ich hätte so gerne seine Gedanken lesen wollen, damit ich erfahren hätte, was er über diesen Kuss dachte. Was war bloss in uns gefahren?
„Amélie“, rief Louisa strahlend, kam auf mich zu, um mich auf die Wange zu küssen.
Ich war noch immer sehr verwirrt, hoffte jedoch, dass man es mir nicht ansehen konnte.
„Ich habe Hunger“, bemerkte Louisa und griff nach Raffaels Hand.
Ich spürte, dass er mich ansah, mich musterte. Doch ich wich seinen Blicken aus.
„Es hat Pizza“, antwortete ich leise und folgte den beiden in die Küche.
Sie hielten sich noch immer an den Händen.
Und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich eifersüchtig war. Eifersüchtig auf Louisa.
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