Bottrop bei Nacht

[Versard]

Die Boxen brummwabbeln im engen Gewölbe,
im Stroboskoplicht tanzen Skelette,
mit Narben übersähte Arme
und Miniröcke um die Wette.

Des blauen Engels sanfter Hauch
setzt sich auf meine Schulter nieder,
Der Kopf gefüllt mit Zuckerwatte,
erlebnisschmerzend müde Glieder.

Es frisst der Nebel das Gedächtnis,
Erinnerungen an die Treppe,
vorbei am Käfig, es tanzt die Göttin,
auf das mich kühle Luft nun rette.

[urluberlu]

hallo versard

Des blauen Engels sanfter Hauch
setzt sich auf meine Schulter nieder,
Der Kopf gefüllt mit Zuckerwatte,
erlebnisschmerzend müde Glieder.

Mein Ratschlag für einen Selbstversuch: Lerne das auswendig. Sage es fünfmal hintereinander auf. Dann trage es einem Publikum vor.

Schönen Abend und viel Erfolg mit dem Experiment.

Urluberlu

[Versard]

Hm, kann man sicher noch etwas dran feilen...
allerdings seid ihr hier mein einziges Publikum. Das auswendig zu lernen finde ich jetzt nicht wirklich schwierig o.o

Wärst du so freundlich mir zu sagen was damit nicht stimmt?

[urluberlu]

du streichst da dick butter, senf und mayo auf eine scheibe brot und streust noch etwas pfeffer und zucker darüber. zum essen mochte ich so was, als ich sechzehn war. zum lesen mochte ich es nie.

ich kann unmöglich einzelnes von dem brot herunterkriegen. aber du könntest audf ein leeres blatt deine erste strophe schreiben und dann ausprobieren, auf wie viele arten man eine zweite schreiben könnte, aber so, dass sie nicht überladen ist und stilistisch a) nicht auseinanderfällt und b) zu ersten passt.

am ende fehlt übrigens noch ein s bei "auf dass"

schönen abend
url

[Versard]

Na dann schmeiß ich doch mal mein Gehirn an und gucke was so dabei rauskommt,
danke jedenfalls für deine Kritik, auch dir einen schönen Abend

[Gylon]

Hallo Versard,
als ich in deinen Faden betreten habe, war die Vorfreude groß etwas über Bottrop zu erfahren.
Vorgefunden habe ich eine Szene, die praktisch in jeder Dorfdisco stattfinden könnte.
Ich würde den Titel noch einmal überdenken. Ich habe mal etwas gewerkelt, bin aber wenig überzeugt vom Ergebnis. Sieh es einfach als Anregung.

Liebe Grüße Gylon

Atemnot in der Disco

Boxen dröhnen im Kellergewölbe,
im Stroboskoplicht tanzen Skelette,
Narbenübersäte Arme und Miniröcke
zappeln wild um die Wette.

Ein blauer Engels des Todes
drückt meine Schultern nieder,
haucht mir einen Kuss auf die Wange,
ausgepumpt meine Glieder.

Der Nebel nimmt mir den Atem
es kommen Erinnerungen an die Treppe,
ich kämpfe mich zurück durch die Menge,
auf dass mich nun kühle Luft rette.

[Versard]

Naja, nicht jeder Ausflug in die Welt der Worte ist von Erfolg gekrönt und je öfter ich mir das durchlese muss ich einsehen das davon 80% nicht gelungen sind. Gedacht war es eigentlich als Retrospektive an einen Club, den ich früher in Bottrop besucht habe.

Ich setze mich auf jeden Fall nochmal dran, es kann aber ein oder zwei Tage dauern bis ich fertig bin Deine Anregungen sind nicht schlecht, ich lasse sie auf jeden Fall mit einfliessen. Der blaue Engel ist im übrigen ein Getränk, ich wollte also metaphorisch so etwas ähnliches basteln wie die Fee Verte beim Absinth...wobei der nicht so stark ist das er als Todesengel durchgehen könnte

[Versard]

So...den Namen des ganzen kann man ändern zu "Aus dem Käfig", habe mal einen ersten Versuch gewagt die zweite Strophe zu ändern:

Der Alkohol trübt mir die Sinne,
Stille nur zwischen hämmernden Liedern.
Die Distanz zum Ausgang scheint unüberwindbar,
werde nicht mehr getragen von schmerzenden Gliedern.

[Richard L.]

(...)ein notarzt kann nicht mehr
mädchenpipi hiter der
großraumdisco
sie will nie wieder sex haben(...)



-

Solche Themen verlangen eine harte Sprache, finde ich. In der ersten Strophe hast Du sie gefunden..
Gruß, U.

[Versard]

Farrell, härtere Sprache würde dem Ganzen nicht schaden, da hast du durchaus recht.
Ich setze mich mal an eine etwas härtere Version. Das Problem ist das mich das Reimkorsett in das ich das ganze gesteckt habe mich ein wenig einengt. Ich muss versuchen in allen Strophen den Stil beizubehalten ohne das es komplett aus der Form gerät.

Danke für deine Anregungen,

Versard

[Richard L.]

Was soll ich sagen, Versard, in der vers libre schreibenden Tradition kann ich den Gedanken, vielmehr, "das Problem des Korsetts", völlig verstehen. Letztendlich musst Du Dich damit auseinandersetzen und schauen, inwieweit Dich das weiterbringt.
Gruß, U.

(bin gespannt!)

[Versard]

Okay...eine überarbeitete Version. Wir nehmen die Keule zur Hand und ziehen das Korsett aus...schauen wir, was passiert

Endorphingetriebenes Körperzerfetzen,
im fast luftleeren Raum,
Lichter blitzen,
wo fremde Substanzen die Leber zersetzen.

Winkende,trübäugige Mädchen
locken lächelnd auf Toiletten.
Ein paar Minuten in der Venus Arm,
von Villeroy und Bosch die Betten.

Kanalisierendes Selbstverletzen,
verspricht Pfade nach draußen,
Menschen schlitzen,
durch Blutpfand den Schmerz der Seele vergessen.

Vom tanzen hochgepeitschte Jungs,
trinken gröhlend ohne Maß.
Hier unten für Stunden den Alltag vergessen,
eine Kirche, zu huldigen Harlekin Spaß.

So, was meint ihr...richtiger Weg oder nicht? :-)

[Gylon]

Hallo Versard,
wenn du es jedem recht machen möchtest wirst du nie fertig werden.
Das steht schon mal fest. Finde deinen Weg.
„von Villeroy und Bosch die Betten.“ Ich hau mich wech..

Liebe Grüße Gylon

[Versard]

Gylon, ich sehe das Positive xD Durch die Anregungen habe ich so gesehen hier zu Hause schon drei komplette Gedichte liegen, jedes mit derselben Intention, aber alle anders und jedes hat auf seine Art einen Reiz. Der eine mag es eben etwas härter, der andere nich, da kann man schonmal ein Keramikbett einbauen

[Richard L.]

Ähem. Villeroy & Boch