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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 23.10.2010, 01:04   #1
weiblich Lilibell
 
Dabei seit: 10/2010
Alter: 36
Beiträge: 4

Standard Einfach so vom Stuhl gefallen

Sein Leben war einfach so zu Ende
kein Abschied
kein Testament
kein Schmerzensschrei
Ich war nicht dabei.

Komisch klingt es
wie ein Witz,
doch der Gedanke hat bei mir einen Sitz,
und lässt mich nicht mehr los,
dass ich ja auch vergänglich bin
Was mach ich denn da bloß?

Nicht ewig werd ich leben,
kann ich auch nach Vielem streben,
ist meine Zeit begrenzt
auf dieser Welt.

Mein Herz,
was mich am Leben hält,
hört irgendwann zu schlagen auf.
Für die Andern nimmt das Leben seinen Lauf,
sie werden sich wundern
so wie ich mich jetzt wunder.
Sie können’s nicht fassen,
wie ich konnt vom Leben lassen.

Ich weiß nicht
wie es ist
nicht mehr zu sein.
Es ist so selbstverständlich
auszuatmen
und ein.

Zu wissen,
dass man noch steht
jedoch nicht ewig lebt,
sollte dazu veranlassen
das Leben zu fassen,
es zu ergreifen

alles aus ihm rausholen,
sich bewegen, wie auf glühenden Kohlen.
Jede Sekunde auskosten,
bevor die müden Glieder rosten.
Nicht zögern,
nicht warten,
bis das Leben beginnt
sonst endet’ s geschwind
Und ich merk’ s nicht einmal.

Man sollte die Zeit
nicht damit verschwenden
sich über das Leben zu ärgern,
denn selbst ein schlechtes Leben
ist besser als Keins.

Das Alles weiß ich.
Er rennt mir kalt hinunter den Nacken,
der Gedanke: der Tod könne mich packen.
Das Alles weiß ich,
dass das Leben zu kostbar ist
um es zu versäumen,
gar zu verträumen.
Das Alles weiß ich wohl
und trotzdem sitze ich hier
und weiß nicht, was ich hier soll.
Lilibell ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2010, 06:43   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.100

Tja, das Leben als Geldanlage oder Schnäppchenkäufe: Es gilt, alles rauszuholen!

Das dumme ist nur: Was wird mit dem Häufchen an gerettetem Zins oder Rabatt, wenn man stirbt? War das dann die Erfüllung des Lebens?

Dieser Text baut auf einem rigorosen Egoismus auf, der von der Angst getragen wird, etwas zu verpassen. Es gibt darin kein Gegenüber, kein Du, keinen Wert, für den zu Leben sich lohnt.

Diesen negativen Unterton hätte man vermeiden können, wäre das Gedicht auf das Staunen darüber beschränkt geblieben, daß es solch ein Wunder wie das Leben überhaupt gibt ("aus- und einatmen").

Gruß
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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