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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 03.12.2007, 01:16   #1
Pinky Floyd
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 62

Standard Vom zu Ende denken

Vom zu Ende denken


Es ist jetzt alles ein wenig anders.
Wir sehen uns anders ins Gesicht.
Wir gehen nun jene Wege
die wir von Anfang an schon
zu gehen begannen.

Die Altstadt steht noch
und in unserer alten Kneipe
stehen wir zwischen dem Andrang
der irgendwie anders ist; Ich gebe
alten Bekannten die Hand und frage.

Auf dem Klo rauchen jetzt andere
ihre Drogen, es betrifft uns nicht
ich lobe deine neue Freundin
während du neben die Toilette pisst
und dich dann ins Becken erbrichst.

Du sagst, dass Ihre Lippen schmecken
wie ... Schnee, wie eine neue Lust auf Leben
dass es Sie ist, diese endgültige Sie
das Aufleben einer Idee
und nicht nur eine Phantasie vom Blühen.

Ihre Stimme ist rot und ihr Gesang
ist ein Gedicht über die Liebe;
Ich nicke. Wir stoßen in halbem Ernst
auf irgendetwas an, auf
den allgemeinen Verlauf der Dinge.

Was in mir vorgeht; ein wenig
die Hoffnung auf ein Blatt Papier
etwas Wein und die Erinnerung daran
zu schreiben, das Gefühl
Stück um Stück den Verstand zu verlieren

das Bedürfnis alleine zu sein
und bei offenem Fenster zu frieren.
Die Erinnerung an Regen im November
das halbe Leben in diesen Jahren
und was mir früher einmal wichtig war.

Doch es ist jetzt alles ein wenig anders,
wie ein alter Gedankengang
einen anders beeindrucken kann
denkt man ihn
in einem neuen Licht gesehen
zu Ende.
Pinky Floyd ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2007, 09:03   #2
Kirmesbollo
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 302

Unangenehm distanzierter text über eigentlich gefühliges.
die sprache aus kalkül schnodderich, als wenn jemand im
suff sentimental wird und sich aber dennoch nicht traut
einfach mal zu heulen.
großes emotionales potential, das sich hinter unangebrachter
coolness versteckt.

nochmal danke für keine antwort: der bollo
Kirmesbollo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2007, 19:55   #3
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Vom zu Ende denken

Hallo,
täusch ich mich oder war das nicht schon mal da?
Irgendwie entsinne ich mich an ein zum Teil gleiches Werk von Dir...
L.G. Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2007, 01:02   #4
Pinky Floyd
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 62

Hallo.


Bollo: Gut erkannt, treffend beschrieben, dankeschön.

Jeanny: Das kann sein, dass dieser Text schoneinmal hier im Forum war, ja.
Pinky Floyd ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2007, 16:10   #5
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 93

Das ist bei weitem eines der besten Gedichte, was ich seit langem gelesen habe. Meisterhaft beschrieben ist diese subtile, nüchterne, langsam aufsteigende Übelkeit in der zum Schneiden dicken Luft während der Begegnung mit dem einst "großen" Mitmenschen, den seine und eigene Egoismen, Kälte und Gedankenlosigkeit so winzig werden liessen. Man spürt fast den Versuch des Lyrich, sich zu beherrschen, indem es seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken versucht, was jedoch im Nebel dieser schmerzhaften Begegnung verschwimmt. Es bleibt nur, das absolute Ende anzuerkennen, die Fenster aufzureissen und durchzuatmen.

Danke, denn es ist nicht so selbstverständlich, so berührt zu werden.

Mabel
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
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