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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 31.01.2012, 20:54   #1
männlich AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

Standard Der Sturm


Der Sturm

Der Abendwind streift ferne Universen,
Kein Licht das auf die müden Bäume fällt,
Die Eulen sind den Mäusen auf den Fersen,
Die Sterne hängen schief, am Dach der Welt.

Bewaffnet mit den Lanzen schriller Glocken,
Marschiert ein Heer von Wolken durch die Nacht,
Im Regen fällt des Waldes dickster Brocken,
Ein Riese, der seit tausend Jahren wacht.

Der Hagel fegt die Wanzen aus den Ecken,
Die Maden müssen mit den Würmern fliehn,
Sie können sich am Boden gut verstecken,
Bis sie vereint in tiefe Gräber ziehn.

Am Kiel der Barke türmen sich die Wellen,
Die Fische treiben auf das Festland zu,
Der Mond versammelt Helfer und Gesellen,
Die Möwe legt den jüngsten Spross zur Ruh.

Doch auf das Gleis der Stille abgeschoben,
Hat auch die Sonne von der Schmach genug,
Im Sog des Lebens aus dem Meer gehoben,
Beendet sie des Sturmes Siegeszug.
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Alt 31.01.2012, 21:32   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.100

Lieber AnDi,

das ist für mich ein bevorzugtes Thema, denn von Gewittern bin ich fasziniert, und Du hast dieses Thema mal wieder in phantasievoll-schönen Bildern umgesetzt.

Den dritten Vers finde ich trotz seiner Einfachheit und seines Ernstes bezaubernd, wenn ich mir die klitzekleinen Fersen der Mäuschen beim Fortlaufen vorstelle.

Zitat:
Bewaffnet mit den Lanzen schriller Glocken,
Marschiert ein Heer von Wolken durch die Nacht,
Im Regen fällt des Waldes dickster Brocken,
Ein Riese, der seit tausend Jahren wacht.
Mit dieser Strophe habe ich - als einzige - ein wenig Schwierigkeiten, denn die Glocken scheinen mir nicht nicht passend, da nicht martialisch genug. Schrill sind wohl auch eher Klingeln oder Wecker, während Glocken zwischen hell bis dumpf dröhnend variieren.

Aber ausgerechnet der Vers, der sich auf die Glocken reimt, ist dafür herrlich gelungen, denn einen uralten Baum als "dicken Brocken" zu bezeichnen, darauf muß man erst einmal kommen - und das gibt dem Vers auch noch so etwas wie Witz und Schadenfreude: Jeder kommt halt mal dran. Mir hätte allerdings etwas Stärkeres als der Regen besser gefallen, z.B. "im Sturme", aber dieses Wort kommt ja am Ende des Gedichts vor, und Wiederholungen sind wohl nicht erwünscht.

Trotz meiner Meckereien: Ich finde das Gedicht sehr schön, denn es ragt weit über den Durchschnitt hinaus, weil Du Dir die Mühe gemacht hast, für eine altbekannte Erfahrung neue Bilder zu finden und dieser Geschichte einen Anfang und ein Ende zu geben.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2012, 16:02   #3
Ex-Kaleidoskop
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2011
Beiträge: 217

Hallo ade,

wenn ein Sturm tobt, dann verstecken sich die Kleinen,
dann wird ein Starker gefällt.
"Es ist genug", sagt die Sonne und spricht
ein Machtwort.

Gut so.

lg,
kalei
Ex-Kaleidoskop ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2012, 20:55   #4
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, AD -

ich schließe mich uneingeschränkt Ilka-Maria an -
eines der schönsten Gedichte in letzter Zeit.
Als Gewitterliebhaber finde auch ich die "schrillen" Glocken nicht allzu treffend.
Warum nicht "dunkler" oder "schwerer" Glocken, was eher mit dem Donnergrollen im Einklang stünde.
Abgesehen davon:

Ganz großes Lob!

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2012, 22:19   #5
männlich Zwieleuchter
 
Dabei seit: 10/2011
Ort: Ditmarschen
Beiträge: 48

lieber andi,
auch, wenn ich jetzt anecke: das ist kein sturm. es scheint, du hast nie einen erlebt oder in einem gelebt, bzw. gestanden. ich hätte das handwerklich solide gefertigte gedicht in die rubrik romantik gestellt. da gehört es wohl eher hin.
ich mag deinen stil und ausdruck als solchen allerdings sehr. die "gefahr" besteht jedoch darin, dass ein text trotz wunderbarer verpackung leicht ins kitschige (kitsch als kunst, nicht als beleidigung gegen dich) abdriftet, wenn der inhalt substanzlos wirkt.
bitte nicht bös sein, wegen meiner kritik. aber die sonne scheint nicht ständig. und für den sturm, der jetzt über mich kommt, hab ich mit einem regenschirm vorgesorgt.

lg zwieleuchter
Zwieleuchter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2012, 11:49   #6
weiblich Ex-Sabi de Sombre
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2010
Beiträge: 993

das, andi, ist ein hervorragendes gedicht. insgesamt ein sauberer metrik- und erzählstil. kein einziger holperer, alles in sich rund und flüssig zu lesen.

hier fehlte ein komma in zeile 2:
Zitat:
Zitat von AndereDimension Beitrag anzeigen
Der Abendwind streift ferne Universen,
Kein Licht, das auf die müden Bäume fällt,
Die Eulen sind den Mäusen auf den Fersen,
Die Sterne hängen schief, am Dach der Welt.
es gibt rein garnix zu meckern. saubere arbeit!

lg sabi
Ex-Sabi de Sombre ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2012, 12:28   #7
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Und das ist mir in der Emphase nicht aufgefallen!
Ich stell mich in die Ecke und schäme mich...
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2012, 13:00   #8
männlich Jeronimo
gesperrt
 
Dabei seit: 10/2011
Alter: 70
Beiträge: 4.237

Ich habe überhaupt nichts zu meckern, sondern habe mich an der Wortkunst erfreut!

Jeronimo
Jeronimo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2012, 12:37   #9
männlich AndereDimension
 
Benutzerbild von AndereDimension
 
Dabei seit: 06/2009
Beiträge: 3.325

Helau!

Ob mit oder ohne Gemecker,

ich bedanke mich für eure Kommentare!

Gruß, A.D.
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.02.2012, 13:14   #10
männlich Agstc
 
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Dabei seit: 08/2009
Ort: Naehe Frankfurt
Alter: 33
Beiträge: 42

Zucker..!
Agstc ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.02.2012, 11:47   #11
männlich AndereDimension
 
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Dabei seit: 06/2009
Beiträge: 3.325

da Zucker etwas süßes ist, werte ich das mal als positive Rückmeldung- Danke!
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
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