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Alt 19.08.2006, 16:38   #1
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123


Standard Herbstabend

Sie saß am Kamin und strickte. Wie jeden Abend. Nebenan hörte man die leisen Geräusche des laufenden Fernsehgerätes und von draußen prasselte kühler Herbstregen gegen die saubere Fensterscheibe.
Plötzlich durchstieß ein lauter Aufschrei die Stille. Kurz sah sie von ihrer Arbeit auf, doch das Geräusch schien aus dem Nebenzimmer gekommen zu sein. Wahrscheinlich sah ihr Mann wieder einen Krimi an und würde später nicht einschlafen können, weil dieser so aufregend gewesen war. Diese Starrheit nicht begreifend schüttelte sie nur den Kopf und führte ihr Strickmuster weiter fort. Die Geräusche des Fernsehers waren wieder normallaut und wurden von dem eintönigen Auftreffen der Wassermassen unterstrichen.
Der Kamin war kalt und strömte einen leichten Geruch nach Asche aus. Schon seit Tagen war er nicht mehr benutzt worden und ihr war es zu viel Arbeit, ihn extra wegen ein paar Stunden anzumachen. Das elektrische Licht der Lampe in der Mitte der Decke spendete ihr auch genug Licht und die Heizung strömte eine angenehme Wärme aus. Ein paar Kerzen hatte sie noch angezündet, um sich diesen kalten Herbstabend gemütlicher aussehen zu lassen. Neben diesen kleinen, rot und orangen Kerzen standen ein paar alte, gerahmte Bilder. Eines zeigte ihre Kinder, vor vielen Jahren, als sie noch klein und sorglos gewesen waren und das andere zeigte sie selbst an der Seite ihres Mannes. Glücklich lächelnd. Nach so vielen Jahren immer noch mit derselben Liebe in den Augen glitzernd.
Nach mehreren Minuten, als sie das leichte Geräusch der Abendnachrichten vernahm, legte sie ihr Strickzeug beiseite und stand langsam aus dem alten Ohrensessel auf. Ihre Schritte knarrten leise auf dem alten Parkettboden und als sie die Tür öffnete, quietschte diese leise und gab das Bild auf den freundlich lächelnden Nachrichtensprecher frei.
Irgendetwas fehlte.
Langsam dämmerte es ihr.
Der Kopf ihres Mannes ragte gar nicht über das Fernsehsofa hinweg. Er musste wohl eingenickt sein. Doch das war schon so lange nicht mehr passiert, denn seit er eine Zeit lang vor dem laufenden Fernseher eingeschlummert war, hatte er beschlossen, nur noch spannende Filme zu sehen, bei denen er garantiert nicht einschlafen würde.
Mit leisen Schritten ging sie auf das Sofa zu und freute sich, ihrem Mann nun beweisen zu können, dass er in seinem Alter auch bei Krimis einschlafen konnte.
Doch das Polster war leer. Eine leichte Delle war dort zu sehen, wo er jeden Abend begeistert vor diesem neumodischen Gerät saß. Ein halb ausgetrunkenes Glas Apfelwein stand auf dem Couchtisch zwischen Fernseher und Sofa und auf dem harten Boden davor konnte sie einen Körper entdecken. Das Hemd war ihm hochgerutscht und die Beine zusammengekrümmt auf einem der Teppiche, die sie hier verteilt hatte.
Erschrocken und verwirrt hastete sie um das große Sofa und kniete sich auf den Boden. Die Augen hatte er weit aufgerissen und der Mund war noch halb zum Schrei geöffnet.
Da wusste sie, dass der Schrei, den sie vor mehreren Minuten vernommen hatte, nicht aus dem Fernsehlautsprecher gekommen war.
„...nimmt der Herbst noch eine überraschende Wendung und schickt uns ein Hoch aus dem fernen Süden...“ Der Sprecher der Wettervorhersage war alles, was man in der kleinen Wohnung hörte. Er lächelte freundlich in die Kamera, als ob nichts geschehen war. Er konnte ja auch nicht ahnen, was sich gerade in einer kleinen, unbedeutenden Wohnung vor seinen Augen abgespielt hatte.
Eine glitzernde Träne rollte über ihre Wange, obwohl ihr Verstand die Lage noch immer nicht erfassen konnte, griff sie bereits zitternd zum Telefon. Sie hatte nicht ahnen können, wie recht sie gehabt hatte, als sie gedacht hatte, dass ihr Mann diese Nacht nicht würde schlafen können.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2006, 16:46   #2
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279


Erst ein paar Korrekturen:
Zitat:
Sie saß am Karmin und strickte
Kamin schreibt sich ohne r

Zitat:
Schon seit Tagen war er nicht mehr benutz worden und ihr war es zu viel Arbeit, ihn extra wegen ein paar Stunden anzumachen.
bei "benutzt" fehlt ein t

Zitat:
sorgenlos
heißt es nicht "sorglos"?

Ich weiß ja nicht... Du beschreibst sehr schön und ohne Längen. Das ist gut. Allerdings fehlt mir etwas die Handlung... Warum wird der Mann ermordet? Und was passiert später? Das Ende ist in sich geschlossen und der letzte Satz ist gut, weil er wieder den Anfang aufgreift...
Tut mir leid, aber genauer kann ich das nicht in Worte fassen!
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2006, 16:52   #3
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Zitat:
Karmin
Kamin

Zitat:
seit Tagen war er nicht mehr benutz worden
benutzt

Zitat:
Nach mehreren Minuten, als sie das leise Geräusch der Abendnachrichten vernahm, legte sie ihr Strickzeug beiseite und stand langsam aus dem alten Ohrensessel auf. Ihre Schritte knarrten leise auf dem alten
Zweimal "leise". Ich würde eins ersetzen. Das zweite z.B. durch "leicht".
Einen Satz später kommt sogar noch ein "leise", wie ich gerade sehe.

Zitat:
Ein halb ausgetrunkenes Glas Apfelwein stand auf dem Fernsehtisch zwischen Fernseher und Sofa
Wie wäre es mit "Couchtisch" statt "Fernsehtisch"?

Zitat:
Da wusste sie, dass das Schrei, den sie
der Schrei

Zitat:
obwohl ihr Verstand die Lage noch immer nicht erfasst hatte,
"erfassen konnte" würde besser klingen.

Zitat:
Sie hatte nicht ahnen können, wie recht sie gehabt hatte, als sie gedacht hatte,
Dreimal "hatte". Das klingt grausig.

Hallo Cutie,

das ist Dir gelungen. Hier ist genau das, was ich bei Deiner anderen Geschichte bemängelt habe, nicht mehr gegeben. Auch, wenn die Lage doch relativ klar ist, macht man sich hinterher Gedanken, wie es weitergeht. Und es ist sehr spannend geschrieben.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2006, 17:06   #4
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123


hi ihr beiden

Zitat:
Ich weiß ja nicht... Du beschreibst sehr schön und ohne Längen. Das ist gut. Allerdings fehlt mir etwas die Handlung... Warum wird der Mann ermordet? Und was passiert später? Das Ende ist in sich geschlossen und der letzte Satz ist gut, weil er wieder den Anfang aufgreift...
Tut mir leid, aber genauer kann ich das nicht in Worte fassen!
Siehst du, dass er ermordet wurde habe ich nie geschrieben. Es könnte auch Herzversagen sein. Was später passiert kann man sich genauso selbst ausdenken... diese Offenheit wollte ich hier lassen. Es ging mir eigentlich nur um diese Handlung. Das Alltagsleben, was durchbrochen wird. Wieder Erwarten.

Zitat:
das ist Dir gelungen. Hier ist genau das, was ich bei Deiner anderen Geschichte bemängelt habe, nicht mehr gegeben. Auch, wenn die Lage doch relativ klar ist, macht man sich hinterher Gedanken, wie es weitergeht. Und es ist sehr spannend geschrieben.
hmm...ja, genau das wollte ich erreichen.

Vielen dank euch beiden. Schön, dass die Geschichte gelesen wurde und auch gleich die Tippfehler etc. verblassen

vlg
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
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