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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 09.02.2020, 13:58   #1
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Mein Träumchen

Jüngst, an eines Buchenwaldes Saum,
suchte ich mir unter einem alten Baum
zum Ruhen einen Platz, doch kaum
war ich eingeschlafen, hatt‘ ich einen Traum.
Den möchte ich euch gern erzählen;
ihr könnt die kurze oder lange Fassung wählen.

Die Kurze ist: Ich durfte davon träumen,
dass ein erfahrener Lyrikus versucht,
das Flügelross, wir nennen‘s Pegasus, zu säumen,
das Pferdchen scheut, der Dichter flucht,
ein Huftritt trifft den linken Hoden,
der Gaul rennt weg und der Poet liegt auf dem Boden.

Die längre Fassung könnt‘ euch ennuyieren,
ich will sie dennoch präsentieren:
Gefächelt von Farnkraut, gebettet auf Moos, dem weichen,
vom Laub der Buchen gefiltert der Sónne blendende Strahlen
auf meiner tief atmenden Brust, der wärmeentwöhnten und bleichen,
lag ich am Waldrand und wollte mich bräunen und aalen.

Und über den Wipfeln der Buchen war Friede und Ruh,
mir fielen schon bald meine Blauäuglein zu.
Es nahten sich Schritte aus südlicher Richtung,
sandalenbeschuht überquerte der Gott aller Dichtung
mit wackeren Schritten die Buchenwaldlichtung
und verlieh seinen folgenden Worten schwere Gewichtung:

Nur ich bin berufen, das Ross mit den Flügeln zu reiten!
Thalia, Erato sie werden nur mich stets begleiten,
denn ich bin der Lorbeerbekränzte mit wallender Schärpe!
Und er schwang sich aufs Pferd und achtete nicht der Euterpe -
die hatte heimlich den Bauchgurt gelockert beim Gaul,
kaum saß der Großkotz im Sattel, fiel er schmählich aufs Maul.

So geht es denen , ich wag es, das Sommertagssträumchen zu deuten,
die vergeblich versuchen, mit Gummiseilen den decken Pitter* zu läuten.
Ich lob mir ein Schläfchen im Wald und ich danke recht schön für die Träume,
in denen Elfen mit gläsernen Flügeln durchschweben die Zweige der Bäume.

*(Für Nicht-Kölner, wo sich die Narren zur Zeit aufrüsten: Der "große Pitter", oder, wie der Kölner sagt, der "Decke Pitter" genannt) ist die Glocke 1 des Kölner Domgeläuts. Sie wurde 1923 von Glockengießermeister Heinrich Ulrich (1876–1924) in Apolda gegossen und ist im Glockenstuhl des Südturmes aufgehängt. Mit einem Gewicht von rund 24.000 kg (Klöppel: ≈ 600 kg) und einem Durchmesser von 322 cm war sie bis November 2016 die größte am geraden Joch schwingend läutende Glocke der Welt)
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