Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 31.01.2011, 20:53   #1
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278


Standard Fliegenklatsche

Die Geschlossene hat viele Fenster. Weil Fliegen gerne nach innen fliegen. Setzen sich gerne an weiße, reine Wände und Menschen, die still sitzen. Ein kleiner Spalt lässt Luft hinein und doch nur eine Ameise. Sie belebt den Raum. Ob wohl diese Ameise durch das Schlüsselloch findet, wenn der Schlüssel schon in ihm rostet? Ein schwarzer Vogel klebt an der äußeren der drei Scheiben, die nach innen zeigt. Ein einziger schwarzer Fleck. Mit weißem Hintergrund. Kein Vogel fliegt gegen eine weiße Wand. Egal wie weit sie von der Scheibe entfernt ist.
Ein Klingeln schreckt mich aus meinen Gedanken. Ich überhole die Ameise, als ich der jungen Frau durch die Tür folge. Eine Sekunde später steckt wieder der Schlüssel im Schloss und zerquetscht das arme Tier. Ich hoffe doch nicht. Noch eine Tür weiter nehme ich auf einem der acht Stühle Platz. Der Raum ist so schön voll. Ja keinen Spielraum. In meinem Nacken meine ich, einen kleinen Lufthauch ausmachen zu können. Tatsächlich – ein Fenster. Ein gekippter Spalt vor Gitter. Ein Telefon. Eine weitere Tür. Ein weiterer Mensch. Vor meiner Nase fliegt eine Fliege. Das einzige Geräusch. Ich sitze still. Sie landet auf mir. Fliegen setzen sich gerne an weiße, reine Wände und Menschen, die still sitzen. Ich betrachte das Mädchen gegenüber.
Mein kleines Mädchen sitzt nicht still. Kratzt an seinen Armen, rutscht auf dem Stuhl. Die Fliege verlässt mich, schwirrt um die Krater auf der Haut meines kleinen Mädchens und entscheidet sich wieder für mich. Genau zweiundsechzig Minuten später stehe ich mit der Ameise draußen und betrachte den schwarzen Vogel auf der Scheibe. Ich lache. Aber erst, als ich wieder zu Hause bin und mit einem schwarzen Fleck vor meinem Auge. Der immer größer wird.
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2011, 01:37   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Halli Hallo -

eine nett reduzierte Geschichte,
die m.E. zwei grundlegende Fehler enthält:

Fliegen lieben nicht per se reine, weiße Wände. Dort fallen sie aber des Kontrastes wegen auf. Sie lieben Dunkles, Mist, Aas (wovon sie leben). Fliegen fliegen nur dann nach innen, wenn sie von Entsprechendem im Inneren angelockt werden. Z.B. von "Kratern" auf Mädchenarmen.
Ameisen zieht es nicht zu Schlüssellöchern. Sie suchen ebene Wege und dafür reicht der Spalt unter der Tür allemal.

Eine weitere Tür. Ein weiterer Mensch.

Oder eine weniger enge Tür?
Oder ein engerer Mensch?

Warum nicht das gute alte:

N o c h eine Tür.
N o c h ein Mensch.

???

Sollte die mitgenommene Ameise metaphorisch sein, bemitleide ich sie und mich.
Hab ich nicht kapiert.

Das, was mir Eindruck machte, war der größer werdende schwarze Fleck vor dem Auge.
Der ist zumindest dreideutig.
Gut gesetzt.


Thing



Beim Lesen des Titels mußte ich unwillkürlich an "Picknick am Wegesrand" denken, aber dort war die Fliegenklatsche nicht so harmlos.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2011, 19:27   #3
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278


Danke für deinen Kommentar, Thing!

Das mit den Fliegen, da hast du Recht. Natürlich lieben Fliegen ganz andere Dinge als Reinheit. Das war ein Fehler in meinem Ausdruck, denn genau dieser Kontrast zwischen der weißen Wand und der schwarzen Fliege sollte gezeigt werden. Auch, dass man eben nur dann diese Fliege bemerkt, wenn alles andere rein scheint. Und dann nervt sie gewaltig. Wenn man still sitzen will eben z. B. Aber das muss ich noch überarbeiten.

Ein weitere Tür...
Das fiel mir beim Schreiben gar nicht auf. Noch eine Tür ist eine weniger missverständliche Lösung.

Die Ameise ist wie die Fliege unwichtiges Getier, das in so einem Moment die unnötige, alberne Aufmerksamkeit des lyr. Ichs erfährt. Gleichzeitig beschreibt sie gut das lyr. Ich selbst, auf gewisse Weise.

Danke, dein Beitrag zu meiner Geschichte mit kleinem autobiographischem Hintergrund bedeutet mir viel.
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Fliegenklatsche




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.