Warum?

[Ilka-Maria]

Niemals wird mir das Licht aufgehen,
weshalb man im Franzosenland,
statt einen Bellizist zu schmähen,
den Korsen ehrenwürdig fand.

Man pflanzte seinen Ruhm der Jugend
in Köpfe, Herzen und Verstand,
als sei der Krieg die frömmste Tugend
und Nahrung für das Vaterland.

Weshalb ist dieser Bonaparte
als großer Feldherr anerkannt?
Er setzte auf die falsche Karte,
und sah in Moskaus großen Brand*.

Warum ist er nicht gleich den Gleichen
der Diktatoren dieser Welt?
Sie alle hatten ihre Zeichen
und wussten, wann das Zepter fällt.

08.03.2022

*Dieser Vers ist geklaut. Es gibt eine Kurzballade, in der er vorkommt und die in meinem Hirn vergraben ist. Ich weiß aber nicht mehr, von wem sie stammt und muss noch danach forschen.

[MiauKuh]

Hey Ilka,

du kennst das ja mittlerweile von mir.
Ich sag darum: Zwei ziemlich gute Schlussverse!

"Sie alle hatten ihre Zeichen
und wussten, wann das Zepter fällt."

Anmerken mag ich noch:
"Bonaparte": Ist, tippe ich drauf, verhöhnend geschrieben/gemeint, denke ich?), extra ohne "é" und von der Betonung wie "karte", obwohl es ja "bonn a parrt" gesprochen wird.

Nun denn. Mit den Fremdwörtern am Anfang kann ich nix anfangen, wollte aber auch nicht googlen, weiß aber, dass du die sicher richtig verwendest.

[Ilka-Maria]

Zitat von MiauKuh

Anmerken mag ich noch:
"Bonaparte": Ist, tippe ich drauf, verhöhnend geschrieben/gemeint, denke ich?), extra ohne "é" und von der Betonung wie "karte", obwohl es ja "bonn a parrt" gesprochen wird.

Hallo, MiauKuh,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Napoleon war ein Korse und wurde unter dem italienischen Namen Napoleone Buonoparte geboren. Der Name wurde später dem Französischen angepasst. Um Korsika gab es immer Streit um die Zugehörigkeit zu Italien oder Frankreich.

Auf das Schluss-e hat noch nie ein Accent gehört. Gleichwohl ist im Französischen üblich, es in bestimmten Fällen anklingen zu lassen. So singt man in der Nationahymne nicht "la patrie", sondern "la patri-e", wobei das Schluss-e nicht stark betont, sondern "fallen gelassen" wird.

"Korse" ist kein Fremdwort, sondern die Bezeichnung der Einheimischen der Insel Korsika.

Ein Bellizist ist ein Kriegstreiber. In dem Wort steckt das lateinische "bellum" = "Krieg". Bekannt ist das geflügelte Wort: "Bella gerant alii, tu felix Austria nube" = "Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate." Damit ist die Bündnispolitik Österreichs mittels Heirat zwischen den Herrscherhäusern umschrieben. Marie-Antoinette, Tochter der Maria Theresia, war damit jedoch kein Glück beschieden.

Ich hoffe, damit etwas Klarheit in meine Verse gebracht zu haben.

VG
Ilka

P.S.:

Hier ist auch das Gedicht, aus dem der von mir nicht ganz wörtlich zitierte Vers stammt (hier der letzte Vers der Ballade):

Napoleon im Kreml

Conrad Ferdinand Meyer

Er nickt mit seinem grossen Haupt
Am Feuer eines fremden Herds:
Im Traum erblickt er einen Geist,
Der seines Purpurs Spange löst.

Der Dämon schreit mit wilder Gier:
"Mich lüstet nach dem roten Kleid!
In ungezählter Menschen Blut
Getaucht, verfärbt der Purpur nicht!"

Die beiden rangen Leib an Leib.
"Gib her!" "Gib her!" Der Dämon fleucht
Mit spitzen Flügeln durch die Nacht
Und schleift den Purpur hinter sich.

Und wo der Purpur flatternd fliegt,
Sprühn Funken, lodern Flammen auf!
Der Korse fährt aus seinem Traum
Und starrt in Moskaus weiten Brand.