Mondgedichte im Herbst

[Landstreicher]

Die Prozession


Leuchtmoosspuren
ziehen auf dem Weg
den Berg hinauf.
Die Pilze stehen daneben
und schauen zu.
Manchmal
streift ein Sonnenstrahl
die Reisegesellschaft.




Oberflächlich

Holzoberflächen im flachen Licht
wie Landschaften und Siedlungen
einer anderen Welt.
Erstaunlich kühn strukturierte Gebiete
die bereits in dieser Grösse
bewohnt und geliebt werden
als Heimat.







Banknachbarn

Neben mir auf der Bank
sitzt ein fein gegliedertes Moos.
Es leuchtet wirklich
wie ein Metall, wie ein Stern
in hellgelbsilbergrün.
An der Banklehne
auch eine Flechte,
wunderbar aquamaringrün
leuchtend
wie ein unbekannter Himmelskörper;
eine Heimat in Aquamarin.




Die Vesammlung

Auf der Hasenwiese
die sich hoch in den Herbsthimmel
türmt,
da stehen dichte Büsche
aus deren Hasentunnels
leuchtend Weisse Wolken ziehen
und sich im Norden
versammeln.
Sie planen,
dort gemeinsam
und mit vereinten Kräften
einen Graupelschauer
zu erwirken.




Die Erscheinung

Eiswolkenzeichen,
wie immer prächtig ausgeschmückt,
ziehen gemächlich
an der Sonne vorbei.
Etwas bellt, etwas leuchtet auf
und das Vögelchen
singt eine lange Melodie
im Rauschen des Windes.
Eine regenbogenfarbige Nebensonne
leuchtet
in einer schleiernen, verwellt- strähnigen
Höhenwolke.




Perpetuum mobile

Am Abendfels
steigt die Stille
aus kühler Erde
und Wies.
Stein um Stein
wächst der Berg
in den Himmel und
Stein um Stein
spült der Fluss
ihn wieder davon.






Liebe Grüsse