Champagner 1

[t. karlssohn]

Champagner 1

mit einem dunkelgrünen „plopp“ befreit sich der korken.
schaumperlen fliehen in die freiheit - schnappen nach sauerstoff.
die goldgelben kugeln werden in ein glas gezwängt,
gekrönt von prickelnder gischt.
leicht feucht ummantelt ein schleier den kelch.
du hältst ihn am stiel - unendlich vorsichtig.
verschaffst so der aesthetik längeres leben.
der erste schluck benetzt die zungenspitze - ganz zart.
trockenes traubenaroma – eisgekühlt.
die perlen sind nicht dreieckig,
trotzdem stechen sie befreit in deine zunge,
umtanzen spielerisch das zungenband darunter,
massieren den gaumen,
küssen deinen rachen wach.
explodieren vor freude – friedliche blendgranaten erhellen
den dunkelroten mundraum.
die naechsten schlückchen bestärken den sinnesrausch,
verursachen zarte erruptionen,
flüssige sinnlichkeit lässt dich vergessen - das „jetzt“ auskosten.
augen leicht geschlossen fühlt es sich an
wie eine frisch geschlüpfte lustvolle liebe.

© t. karlssohn 03-13