Ziellos im Winter der Zeit

[Mephistopheles]

Ziellos im Winter der Zeit

„Suchender, wohin willst Du wandern?
Was hat Dich vertrieben vom Heim und den andern?
Du findest doch hier keinen Halt!
Flieh! Geh schnell dorthin zurück, woher Du kamst!
Bei mir ist es dunkel und kalt –

An Jenem Ort hier ist Winter – und wird es auch bleiben,
Du findest keine Hoffnung in himmlischem Treiben:
Gegeben ist nur das Hier und das Jetzt,
Und alles ist fremd und verstört ins Leben gehetzt!

Hier gibt es kein Gut und kein Böse mehr:
Wintersonne und Wintermond wandern, erdrückend
Und verschleiert, gleich dir, die Seele mit keiner Schönheit verzückend.
Hier ist kein Unterschied, kein Licht und kein Finster.“

„Was rätst du mir da, Mensch, so einsam in der Welt?
Das Dunkel Deines Denkens i s t das Dunkel der Zeit!
Sieh doch! Wie die Sonne schon sinkt:

In der Dämmerung, zwischen den Zeiten, verschmelzend
Liegen dort Tag und Nacht, Gut und Böse, Wahrheit und Schein.
Wenn die Sinne Dich endlich täuschen, d a n n sind sie Ein!

So wandere ich bei dir, mit der selben Angst – aber erstaunend!
– Still! Hörst du nicht den Wind dort in den Bäumen flüstern?
Geheimnisse! eine fremde Sprache! es in alle Ohren raunend!
Durchdrungen vom Strom des Lebens: ruhelos und lüstern!

Ein tiefstes Prinzip des Werdens und Seins, verfälscht und vernebelt:
Ohne vorschnelle Schlüsse vom Denken aufs Leben,
Ist dem Menschen die Macht des Mysteriums gegeben!“