Jeder Tag könnte der erste sein (2)

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Es ist nicht wirklich so, wie du denkst,
als dass jeder Tag der letzte sein könnte.

Nein, Eingeklemmter,
jeder Tag könnte der erste sein,
an dem die Dinge klappen, die da leise sind.

Wo man auf den verdienten Erfolg zielt,
trifft man nunmal häufig nicht die Scheibe.

Man verliert den Blick auf das Ziel,
mit der Zeit, die man verliert,
und sieht bald das dicht vorbei Gezielte als Erfolg.

Schließlich wirft man ohne hinzuschauen
und freut sich, dass man überhaupt noch wirft.
Schwärmt von zielesnahen Zeiten.
Sonnt sich im leckeren rosigen Bild,
von 50ern und 60ern,
die niemals stattgefunden haben.

Zu selten drängen Weckgeräte:
Werfe mal wieder.
Werfe mal wieder ein Auge auf die oder die.
Lege alles auf eine Karte.
Nur nicht die Pfeile.

Unsere Eigenartigkeit, sei dir sicher,
die erkennt man nicht.
Schminke müsstest du deiner Freundin schenken,
Lieblingskleider entsorgen.
Pickelcreme innerhalb der Frist zurückgeben,
um festzustellen,
wo in manchem Herz
das Köstlichste an Schönheit steckt.

Die ist wie eine langerbaute Brücke, die oft
für immer unbefahren bleibt.
Die Hände macht man sich schmutzig,
als man über die Leitplanke streift
und Haltungskosten
nicht mehr all zu gut versteht.

[Ex Rivus]

hallo inline!

deine lebendige sprache gefällt mir.

ich assoziere frei:
ja ... "jeder tag könnte der erste sein" , wo man so hinsieht, dass es einem weht tut, wenn man sieht wie durchschnittlich, alltäglich bestimmte dinge im routinentrott abgewickelt werden, so dass für wesentliche dinge, für blicke auf's ganze oder auf's konkrete oder "auf die oder die" keine zeit mehr bleibt, weil man sich einlullt im gewohnten ...
nähe, "einzigartigkeit" könnte man nur durch individuelle zuwendungen, "abwendungen" erreichen, so dass man hautnah erfährt, wo "herzensschönheit" steckt ...

"das Köstlichste an Schönheit" " ist wie eine langerbaute Brücke, die oft
für immer unbefahren bleibt. " ... dies scheint mir besonders gelungen und ist in unseren beziehungen sicherlich immanent, da es wirklich so ist, dass vieles nur oberflächlich statt findet, aber keine zeit ist oder genommen wird, keine kraft bleibt oder investiert sowie nur eigene innenschau oder eigene außenschau betrieben wird ... so sterben kostbarkeiten, "köstlichkeiten", man lässt sich nicht mehr auf wahrhafte begegnungen ein, "macht sich" sogar "die hände schmutzig", als ob man angst hätte oder befürchten würde, dass die waagschale von geben und nehmen zum eigenen ungunsten aussschlagen würde [das dürfte man eigentlich gar nicht wägen], eben "haltungskosten" die man "nicht mehr all zu gut versteht" !

mich haben diese zeilen nachdenklich gestimmt, halt in meiner lesart.
danke für diese, am ende für mich überraschend tiefgründigen verse.

lg rivus

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Hi Rivus,

mit deiner Interpretation im Grundsätzlichen kommst du dem sehr nahe, was ich sagen wollte. Es geht wie du sagst, um den Gewohnheitstrott, um das Abgefunden haben mit dem wie es ist. Da hinein mischt sich Nostalgie, wobei ich hier das Dartspiel mit der Vergangenheit in Verbindung setze. Mit 50ern und 60ern sind sowohl die Jahre als auch die Punkte zahlen gemeint.
Das lyr. Ich verwendet zwar lebendige Worte, aber es soll insgesamt ruhig, und bedächtig klingen. So wie man in der Zeit ist, nachdem man sich mit etwas abfinden konnte, das zuerst nicht zu bewältigen erschien. Nur am Schluss der Reflektion kommt ihm Erzähler Emotion auf und der Sprachfluss beschleunigt sich, wie bei einem Menschen der den Druck verspürt sich auszudrücken... Ich weiß nicht, ob ich das gut gemacht habe.

Mit dem Weckersatz bin ich nicht wirklich zufrieden. Klingeln klingt für mich zu schwach, aber das "sagen" ist auch so gewöhnlich...

Danke und LG

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