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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 10.11.2015, 15:15   #1
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.465

Standard Die Speisekarte und der Sinn der Erde

Eines Tages kam mir die Idee, das der Sinn der Erde in einer Speisekarte versteckt sein könnte.
Was ist eine Speisekarte?
Eine Aufzählung von Gerichten, auf die ein wenig ins Detail eingegangen wird.
Ein wenig!
Aber dennoch stehen diese Speisen in irgendeinem Zusammenhang.
Welcher, ergründet sich erst bei näherem Betrachten.
Sollte man nicht alle Dinge mit so einer Sorgfalt betrachten wie eine Speisekarte?

Doch nun stellt sich eine neue Frage: Entspricht das was auf der Karte steht dem Gericht das wir uns vorstellen?

Im Grunde schon. Nun blicken wir aber tiefer z.B. auf Geschmacksstoffe, Gewürze, Frische des Fleisches oder Salat, was auch immer.
Ist es nicht so das man sich nur im Ungefähren sicher ist, was für ein Gericht einen erwartet?
Sollte man es nicht schon einmal hier gegessen haben, denn wir kennen nur das grobe Maß, nicht die kleinen Feinheiten die uns erwarten.

Wir wissen nicht ob es uns schmecken wird, vor allem wenn wir etwas neues probieren, desshalb flüchtet man sich gerne in alte Gewohnheiten und tut das neue als schlecht ab. Ohne es zu kennen und stürzt man sich ins Neuland, kann einen auch etwas Schreckliches erwarten oder eine Besonderheit von vielleicht unschätzbarem Wert. Von der wir jetzt noch nichts ahnen.

Nun aber zurück zur Gewohnheit: Ich bestelle mir also ein mir gewohntes Gericht, aber es will einfach nicht so schmecken wie ich es kenne.
Es ist vollkommen anders gewürzt.
Es schmeckt eklig für mich. In der Gewohnheit bin ich arg eingeschränkt auf ein bestimmtes Bild, welches das Gesetz schafft wie das Essen zu schmecken hat.
Wenn dieses Bild nicht erreicht wird, bleibe ich ewig unglücklich.

Bloß darüber sagt uns die Speisekarte nichts. Statt die Schönheit im Neuen zu entdecken, denn in diese Richtung ist noch vieles offen und vielleicht ermöglicht es uns auch, das Alte auf eine ganz andere Art zu betrachten und wieder viel aufmerksamer zu essen, suchen wir ewig nach dem Geschmack der bekannten Vergangenheit.

Die Speisekarte ist vielleicht auch wie die Wissenschafft: Sie erschafft einen Begriff, aber über die genaue Beschaffenheit verät sie nichts.
Über die Wirkung in deiner subjektiven Wahrnehmung.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2017, 15:17   #2
mimimi
Gast
 
Beiträge: n/a

Ich weiß noch als Opa im Krankenhaus lag. Kein halbes Jahr ists nun her, da war er noch fitt. Jetzt hängt er im Seil und Kabelgestrang wie ungewürzte Pommefrittes.
Die Nieren mussten der Insuffizienz weichen, die Ärzte mussten den Tumor bleichen. Doch die Geschwulz, war gar nicht dumm, duplizierte sie sich, in Herz und Lung. Sein Verstand wurde schnell diffus, so war ich von jetzt auf gleich sein Enkel, im nächsten Atemzug "Brigitte" aus nem Postkartengruß.
Schnell verstand ich worums ging, das Leben ist sinnlos und karg, und in 30 Jahren ergehts mir wie ihm, und ich lande und sterbe im Sarg.

Zwischen all dem Rotz bleibt mir nur das Schöne, was mich im Schatten meiner Flügel über den Unsinn treiben lässt.
Bald bin ich alt, gleichsam degeneriert, pisse schweiß ungeniert, verliere die Flügel im Zelltief meines Lebens.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens?
Der Preis ist nicht heiß. Die Antwort landet im Darm, der künstlich nach außen gestülpt und aller fünf Stunden, nen dicken Plastikbeutel füllt.

In meinen Träumen, labe ich mich an Speiß und Trank, lebe ewig und werd nie krank.
Doch mein Opa ist nun Fort, geliebt und unvergessen, bin ich von der Tragweite des Lebens, just weniger besessen.

Geändert von mimimi (24.02.2017 um 17:16 Uhr)
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Alt 24.02.2017, 15:29   #3
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Tragweite aller Speisekarten ist die Unterernährung, weil es in Afrika zu wenig Restaurants gibt und wir hier uns nicht mehr in Stämmen organisieren, weils ja so altertümlich scheint dass die Forschung es schon längst abgehakt haben würde wenn niemand mehr einen Eindruck machen kann der es dann wert wäre aufgenommen zu werden und mit einem Preisschild den Markt beherrscht welcher unserer Kultur hier ihren Nischenplatz zuräumt. Den wir mit immer mehr Waffen immer weniger verteidigen können. Weil eben die Tödlichkeit in ihrer Multiplizierbarkeit aus der Steigerung heraus vergessen hat wie oft man sterben kann, wenn man nicht das Richtige isst, weil die Speisekarte unserer Ideen so ausgefuchst nun auch wieder nicht ist.
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2017, 10:55   #4
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.465

Na Krebs ist nur mehr des selben. Eine Zelle die nicht abstirbt sondern sich immer weiter teilt.
Und das streuen kommt manchmal auch durch die Untersuchung... einmal reingestochen... und ein par der Zellen schippern los wie Columbus und verbreiten sich woanders.
Warum ist den Menschen nur die Ewigkeit so wichtig. Deswegen produzieren wir wohl auch soviel Müll?
Denkt eine Meise oder ein Fuchs an ewiges leben. Der wird angefahren und es kommt kein Krankenwagen usw.
Durch unseren Wahn ewig sein zu wollen, sind wir selbst Krebszellen.
Wir sollten riesige Restaurants in Afrika bauen, die noch in Millionen Jahren stehen. Für die Ewigkeit. Nicht für das Leben, die Ewigkeit ist 100 mal wichtiger.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2017, 19:14   #5
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Im Durchschnitt der Extremwerte betrachtet und wenn das mimimi sich selbst mal ernster nehmen würde als es uns weis machen will.
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2017, 20:08   #6
mimimi
Gast
 
Beiträge: n/a

Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Im Durchschnitt der Extremwerte betrachtet und wenn das mimimi sich selbst mal ernster nehmen würde als es uns weis machen will.
Der Mensch, welch ist ein irrend Ding,
hat kein konstant' Erscheinen:
siehst du ihn brüllend, lachend bald
und wenig später weinen.
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Alt 02.03.2017, 20:10   #7
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Ja wie Waltherchen auf dotcom.
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2017, 20:16   #8
mimimi
Gast
 
Beiträge: n/a

Er setzt sich ab, in tiefer Scheu,
strebt er nach Blumengarben,
auf das ihm dunkles Hundsgebräu,
verschafft nen scharfen Atem.
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