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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 26.06.2010, 00:17   #1
männlich Arnold Wohler
 
Dabei seit: 06/2010
Ort: 85049 Ingolstadt, Münzberstrasse 22
Alter: 66
Beiträge: 17

Standard Schöne Welt

I.

Es entglitt mir
die Klinge
Gesichter gafften mir nach
ergriffen schnell
das weiße Papier
schoben es hastig
hinein in die Wunde
Blut troff
im zarten Rhythmus
und ich roch den Tod
und Kadaver in mir
und Vögel hörte ich singen ...


II.

Gefräßiger Schlund
lachend verhöhnend:
zählst du
zu den Armen?

Leckt
mit schleimiger Zunge
das Blut in deiner Hand
und grinst

über Rücken und Nacken
läuft's


III.

Breites Grinsen:
das Maul
wird immer größer

Die Zähne werden
zu Klingen
die schnappen haarscharf
vorbei an der Nase
direkt ins Auge

Das läuft
und läuft
und du grinst
zurück


IV.

Tiefschwarz das Eisen
schneidet hauchfein
verzerrt wenden wir leise
ihm den Rücken zu

unter Stöhnen trägt der Wind
seinen Geruch von Blut vor uns hin
drum atmen wir
meist nicht


V.

Eine Hand:
eiskalt wird sie gereicht
die andere zittert leise

Man dankt
für das Vertrauen
und lobt die Einsicht:

Der Hahn wird zugedreht ...

Nächstes Jahr erst
kommen sie wieder


VI.

Seine Augen, ihre Maske:
das Totenland
Wolken
in Grau getüncht

Ein dicke Schmeißfliege
surrt vergebens -
immer wieder
knallt die Scheibe

Plötzlich Stille:
in der Ferne schreit die Krähe
ein Schube Erde einer Schaufel
am Himmel ein Grollen

Das Totenland


VII.

Ein Krakeelen
das müde geworden ist
verliert sich in der Nacht

Was bleibt
ist das Rauschen
ein Echo der Maschinen

Gewehre von Soldaten
was bleibt ist die Angst

Ein Echo


VIII.

Dort kein Staub
in stillen Lüften

Dort der schwarze Ruß
das leise Gift
zwischen Ritzen

Tobender Lärm von Granaten
zertrümmert die Sinne

Tote Gestalten
heben die Schaufeln
in sauberen Kleidern
und seidenen Strümpfen
werden die Wege gewiesen
in dunkle Hallen
hoch über den Wolken

Weiße Wolken


IX.

Hinein in den Schlund
wo sie schwimmen
und lernen, zu bluten
in der Magengrube

Blondes Haar
welkendes Gras wuchert
Zierraten, Dekorationen fürs
Auge gestellt

Dessen Gesicht verzerrt sich
nie
es bleibt weiß
weiß

Weiß
und spuckt
geronnenes Blut
und ertrinkt
im luftleeren Raum


X.

Spür die Peitsche
ausführen das gleichschenklige
Dreieck
oder das rechtwinklige
mit geradem Strich
meisterhaft architektonisch
mathematisch exakt
hindurch
fein
hauchfein

Reißend schneidend die
Oberfläche glatt
rasiert rötlich anlaufend
vorbereitend den nächsten
Hieb
der sticht hindurch
zerfetzend Kapillaren
dringend zu den Adern
die beginnen zu sabbern
bekleckern das weiße
Hemd
die geblümte Krawatte
bis endlich ein Lächeln
auf kindlichen Lippen
zahnlos das Dreieck beschreibt


XI.

Sie sind wie Fische
die sterbend an der Wasseroberfläche
hängen
weil sie nicht
durch Kiemen atmen

Während die Anderen sich tummeln
frohgemut sich nichts denken
dass die Sicht sich trübt
und der Atem schwerer geht


XII.

Sein Glück
im dämmernden Licht
seine Augen ausgehöhlt
sein Leben ohne Tränen
eingesperrt

Nur sein Lächeln
verrät seinen Schmerz


XIII.

Er befiehlt und ich gehorche
er schreit und flucht
ich suche zu lindern
er zieht die Peitsche
ich beuge mich:
eine Lust, sie tief im Fleisch zu spüren
zum Dank
küss ich ihm
die Schuhe


XIV.

Erwähne kein Wort
von all dem Übel -
sei heiter und fröhlich
brich das Schweigen
bevor es zu Ernst wird -
vermeide alle Andacht
die vielen kleinen Schatten
erwähne nichts


XV.

Schlag in die Tasten
großer Pianist
einen Walzer spiel der Welt
den Tanz -
sie sollen es am eignen Leibe
spüren!

Hei, was für ein Spaß
verzerrte Gesichter
hei, wie lustig
schreiende Angst!

Schlag in die Rippen
so fest du kannst
sie sollen's erfahren!

Führ' den Clown herein
er soll dazu tanzen
Ha, schlag noch fester
in die Tasten, Pianist
bis die Welt
zusammenbricht!
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