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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 23.09.2016, 00:00   #1
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.045

Standard Betrogen

Niemand fragt nach dem Befinden:
Wenn ein Haus bricht, fällt es ein.
Kann der Frieden es nicht binden,
kracht zu Boden Stein um Stein,

häuft sich auf zu einer Halde,
einen Berg aus Schutt und Staub
und kreiert die eine Falte,
wo sich sammelt Herbsteslaub,

worin Obdachlose suchen
nach dem Rest von Hab und Gut,
die den Schicksalslasten fluchen
trotz des Halts an Lebensmut.

Denn das Leben will nicht weichen:
Kinder brauchen Milch und Brot.
Mütter klettern über Leichen
auf der Suche aus der Not.

Niemand fragt nach seinen Träumen,
wenn ein Mann ein Haus erbaut,
es umgibt mit Eichenbäumen
und in Gottes Kraft vertraut.

22.09.2016

Dieses Gedicht steht absichtlich unter dieser Rubik.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2016, 09:27   #2
Thing
R.I.P.
 
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Hallo, Ilka-Maria -

das Experiment ist Dir sehr gelungen, mehr als gelungen. Fast möchte ich neidisch werden, aber nur fast. Ich werd mich lieber davon inspirieren lassen.
Ich bin gespannt, wie Dein "dramatisches" Gedicht den Kennern gefällt.

Du kommst zum Glück ohne zerfetzte Leiber, bluttriefende Fleischfetzen und ähnliche Greuel (jaja, ich weiß: Gräuel) aus, das ist wohltuend, und das Grauen des Krieges ist dennoch zu lesen.

Nochmals: gelungen, sehr gelungen!

Lieben Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2016, 23:47   #3
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Ein gelungenes Experiment, Ilka, sehr schaurig.

Gern gelesen.

LG Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2016, 19:28   #4
männlich Ex-Richard 42
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2016
Beiträge: 339

Ich verstehe nicht, wo das Experiment ist. Muss ich auch nicht.

Dein Gedicht ist schön, hat Schwung und ich habe es gerne gelesen.
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 10:45   #5
männlich Sonnenwind
 
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Alter: 62
Beiträge: 1.514

Niemand fragt nach dem Befinden.
Wenn ein Haus bricht, fällt es ein.
Kann der Frieden es nicht binden,
stürzt zu Boden Stein um Stein,

häuft sich auf zu einer Halde,
einem Berg aus Schutt und Staub,
und in seiner Schattenfalte
sammelt sich das welke Laub
,

Hallo Ilka,

du hast eine schlichte Form gewählt, die paßt aber, wie ich finde, zur Aussage.
Die ist stark und berührend!

Ein paar Kritikpunkte:

Strophe 1
"kracht" klingt zu umgangssprachlich.

Strophe 2
Es müßte "einem" heißen.
"kreiert" klingt zu schöpferisch.

"Herbsteslaub" ist mir zu romantisch.

LG
Sonnenwind
Sonnenwind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 14:36   #6
weiblich Ilka-Maria
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Danke, Sonnenwind, ich werde mir das Gedicht nochmal auf Deine Amerkungen hin vornehmen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 20:17   #7
männlich Ex-Richard 42
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Beiträge: 339

Ich finde Sonnenwind´s Vorschläge werten den Text auf.
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 20:24   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Richard 42 Beitrag anzeigen
Ich finde Sonnenwind´s Vorschläge werten den Text auf.
Ja, aber das "welke Laub" geht nicht, denn in "Laub" steckt ja der Zustand des Welkseins bereits drin. Das wäre wie ein weißer Schimmel.

Und wenn etwas bricht, gibt es ein krachendes Geräusch. Das ist kraftvoller als das einfache "stürzen" (das bis zum Aufschlag völlig lautlos geschehen kann).

Dennoch sind die Verbesserungsvorschläge von Sonnenwind gut, einen Teil davon kann ich für die zweite Strophe verwenden.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 21:49   #9
männlich Ex-Richard 42
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Beiträge: 339

Letztendlich ist es ja auch Dein Gedicht. Mit dem welkenden Laub und dem weißen Schimmel möchte ich aber widersprechen:

Alles was Du sagst ist richtig, aber: In einem Gedicht kann doch durch solch ein
Sprachbild auch eine Verstärkung des Begriffes wirken, oder?

lg

Richard
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 22:05   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Richard 42 Beitrag anzeigen
Letztendlich ist es ja auch Dein Gedicht. Mit dem welkenden Laub und dem weißen Schimmel möchte ich aber widersprechen:

Alles was Du sagst ist richtig, aber: In einem Gedicht kann doch durch solch ein
Sprachbild auch eine Verstärkung des Begriffes wirken, oder?

lg

Richard
Sorry: Nein!

Welkes Laub ist wie eine tote Leiche. Da es keine lebenden Leichen gibt, kann es auch kein saftstrotzendes Laub geben. Also ist die Leiche genauso tot, wie das Laub welk ist. Ansonsten hinge es ja noch am Baum.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 22:26   #11
männlich Ex-Richard 42
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Einmal noch widersprechen: Wenn Laub nur die toten welkenden Blätter bezeichnen würde, gäbe es nur Blätter- und Nadelbäume - aber keine Laubbäume.

Laub ist ein Begriff der Botanik und bezeichnet die Gesamtheit der Blattorgane von Laubbäumen und Sträuchern.
Quelle: wikipedia

Es ist also ein Fakt, dass nicht jedes Laub welk ist. Das mal nur so nebenbei...

Ich bin dann jetzt lieber still. ;-)
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 22:29   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Richard 42 Beitrag anzeigen
Ich bin dann jetzt lieber still. ;-)
Aber hoffentlich noch quicklebendig!
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 22:31   #13
männlich Ex-Richard 42
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Beiträge: 339

Sicher. Und ich hoffe Du verstehst meine Kommentare nicht als welkenden Austausch zwischen und Beiden.

Letztendlich ist es ein sehr schönes Gedicht. Über Details lässt sich streiten.
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2016, 22:41   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Richard 42 Beitrag anzeigen
Sicher. Und ich hoffe Du verstehst meine Kommentare nicht als welkenden Austausch zwischen und Beiden.
Ich nehme Kritik gerne an. Du kannst sicher sein, dass ich darüber nachdenke.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2016, 18:17   #15
männlich vha
 
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Beiträge: 122

Hallo Ilka-Maria und alle Schreiber drunterweg,
das ist ein sehr feinfühliges, gutes Gedicht in bekannter Versform.
Nicht meine Welt, jedoch absolut lesenswert.
Gerade die letzten Zeilen (Denn das Leben will nicht weichen....) haben mich tief beeindruckt und inspiriert.
Und die "Lauberklärungen" kann man aussparen.
Das ist meine Sicht der Dinge !

Liebe Grüße,
Volker Harmgardt
vha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2016, 18:58   #16
weiblich Ilka-Maria
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Danke auch Dir, Volker, für Deinen Kommentar.

Mir ist aufgefallen, dass ich gar nicht aufgelöst hatte, worin das "Experiment" bestand: Das Gedicht sollte ohne Adjektive auskommen, sondern allein durch die Substantive und Verben wirken. Aus diesem Grund konnte ich Richards Änderungsvorschläge nicht berücksichtigen, aber er wusste das natürlich nicht.

LG
Ilka
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