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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 20.08.2017, 22:03   #1
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Standard Kriegerdenkmal

Gut hundert Jahre ist es her
das diese Menschen fielen,
akribisch aufgeführt die Namen
und ganz mit Stolz,
das Regiment in dem sie dienten.

Der Stein, die Bank und friedlich Wald
umsäumt die Stätte des Gedenkens,
die Schneise dort,
sie weist den Weg zur Kirche stets, und
ihren damals voll besetzten Bänken.

Doch die Ruhe und der laue Wind
sind trügerisch, der Alptraum …

>zerfetzte Körper vor Verdun,
menschliches Fragment,
gefroren in russischen Sümpfen,
blinde Krüppel auf dem Marsch
gebrochener Verlierer,
und immer wieder das Trommeln
der Tötungsmaschine<

… ist noch heute gegenwärtig.

Das „Mahnmal“ blendet aus,
zieht glatt und dient als Alibi,
wirklich Frieden in der Welt
gibt´s wahrscheinlich nie.
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2017, 08:42   #2
männlich klaatu
 
Benutzerbild von klaatu
 
Dabei seit: 12/2015
Beiträge: 3.353

Zitat:
wirklich Frieden in der Welt
gibt´s wahrscheinlich nie.
Wahrscheinlich nicht... Wenn sogar die bloße Existenz solcher Statuen heute wieder Gewalt und Tod provoziert...
Trotzdem gerne gelesen.
LG
k
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2017, 09:21   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.042

Ob es mit Stolz zu tun hat, dass die Namen der Gefallenen aufgeführt wurden? Vielleicht war es auch ein Gefühl des Respekts, sie nicht namenlos zu verscharren. Das waren jedenfalls meine Gedanken, als ich in Fort Douaumont in der Halle des Mahnmals stand und anschließend an den Fenstern vorbeiging, hinter denen die aufgetapelten Knochen der Gefallenen liegen.

Frieden auf der Welt wird es sicherlich nie geben, aber in Westeuropa kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Staat noch einmal versuchen wird, Konflikte mit Krieg zu lösen oder überhaupt erst unüberbrückbare Konflikte entstehen zu lassen. Insbesondere die verheerenden Auseinandersetzungen zwischen 1816 und 1945 sollten deutliche Lehren gewesen sein. Zumindest zeigt dein Gedicht, dass die Beschäftigung mit der Schlacht um Verdun noch heute erschüttert.

VG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2017, 19:36   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Hallo stephanius,
die letzten vier Verse hättest Du Dir schenken sollen. Das Gedicht spricht eine deutlich Sprache und bedarf dieser Schlusssequenz nicht.
Gruß,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2017, 22:38   #5
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Lieber klaatu, liebe Ilka-Maria, lieber Heinz,

danke Euch fürs lesen und die kritschen Anmerkungen, sollte ja auch kein
Wohlfühlgedicht sein.

@ klaatu, ja die Sache mit den aktuellen Statuen ist schon sehr bedenklich,
das gibt es ja leider in vielen Ländern und mit ähnlicher Wirkung. So
problematisch ist es ja bei uns zum Glück nicht.

@Ilka-Maria, da hast Du mich vielleicht falsch verstanden, den Respekt
möchte ich ihnen auf jeden Fall zollen, mir ging es bei dem Wort Stolz mehr
um die Regimentsbezeichnungen hinter den Namen, das war vielleicht ein
kleines Missverständnis. Und Verdun hatte ich auch nur als Beispiel
herangezogen, es geht nicht ausschließlich darum.

Das Kriegerdenkmal welches beim Gedicht Pate gestanden hat, steht
am Rande eines kleinen Dorfes im Walde. Eigentlich ganz idyllisch,
eben zu idyllisch um es in unserer heutigen Zeit so als gegeben
hinzunehmen. Aber bitte nicht falsch verstehen, die armen Menschen
die ihr Leben lassen mussten sollen nicht "doppelt leiden", Ihrer soll
gedacht werden. Nur das falsche Pathos, die Verklärung einer schlimmen
Zeit, welches solche Denkmale ausstrahlen bzw. verkörpern, das wollte
ich hinterfragen.

@ Heinz, insofern kann ich Dir nicht ganz recht geben, gerade im Bezug
auf das eben gesagte waren mir diese Verse wichtig. Ob ich sie nun so
glücklich und treffend formuliert habe, das sei dahingestellt.
Aber Du hast natürlich insofern recht, wenn aus Deiner Sicht schon die
ersten drei Strophen das Anliegen rüberbringen und überzeugen, dann
könnte man tatsächlich auf die vier Zeilen verzichten. Ich werde darüber
nachdenken.

Nochmals Dank an Euch und Grüße
Stephanius
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2017, 22:59   #6
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Lieber Stephanius,
meinen Beitrag bitte nicht als Kritik am Gedicht verstehen!
Gerade weil die ersten Strophen so aussagekräftig sind und nachdenklich stimmen, solltest Du mit den letzten Versen den Lesern das Denken nicht abnehmen. Ein Lehrgedicht wolltest Du doch nicht schreiben.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 22.08.2017, 21:22   #7
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Lieber Heinz,
keine Frage, ein Lehrgedicht sollte es wirklich nicht werden.
Insofern gebe ich Dir recht, ich muss die letzte Strophe
überdenken. Ich danke Dir nochmal sehr für die Hinweise.
Beste Grüße
St.
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
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