Bittere Erkenntnis

[stephanius]

Oben auf dem Berg nun stehn,
hinunter auf die Stadt zu sehn,
der rote Mondstaub,
glitzernd,
auf den Horizont sich legt,
der Körper von Erinnerungen bebt
und die Stimme zitternd:
Du, Moment, verweile doch,
du bist …
Nein, du musst jetzt gehn,
musst weiter ziehn und
wandeln in der neuen Zeit,
das dort unten,
das ist längst Vergangenheit.

[klaatu]

Gerne gelesen, aber warum ist die Erkenntnis bitter? Stillstand wäre bitter.

[Ex-Poesieger]

Weil er nicht so gerne im Jetzt lebt!

[stephanius]

@ Hi klaatu

Tja das ist eben problematisch wenn man glaubt, da kann man
nochmal sowas erleben wie damals, da kommt noch was zurück
da lässt sich was konservieren und dann plötzlich auf Knopfdruck
wieder aufleben lassen, nein das geht nicht, das kann man nur
von weitem betrachten, da gehört man nicht mehr dazu.

Hatte sowas auch mal versucht im Gedicht "Publikumspreis" zu
verarbeiteten, bestimmet Dinge sind nicht wiederholbar sosehr
man es sich auch wünschen mag.

@ Hi Poesieger

ganz so ist es nicht, lebe schon auch gern im Jetzt und mir gehts
dabei auch nicht ganz schlecht, aber ich geb schon zu, die
Erinnerungen verleiten immer wieder zum Träumen über die "verlorene"
Zeit.

Danke Euch fürs Lesen, Beste Grüße St.

[Ex-Kokochanel]

Lieber Steph,

der Protagonist hat ja bereits erkannt, dass Vergangenheit eben Vergangenheit ist.
Das Werk könnte gut auch unter Nachdenkliches stehen, denn es gilt ja nicht nur für Liebe.
Ich denke, unser Leben bietet uns ganz viel. Schönes, Leid, alles bleibt in uns als Erinnerung. Sie sind wertvoll, aber wiederholen lässt sich nichts.
Und was vorbei ist, ist vorbei. Blödes Bild, aber aufgewärmter Kaffee schmeckt auch nicht...
Gerne gelesen mit lieben Grüßen von Koko

[stephanius]

Liebe Koko,
ja der Protagonist hat diesen Erkenntnisprozess hinter sich und schließt
ihn mit diesem Gedichtchen quasi ab.
Das mit der Einordnung in die Kategorie Liebe war hier auch mehr im über-
tragenen Sinne gemeint. Es ist die Liebe allgemein, die Liebe zur Heimat
vielleicht, zur alten Zeit eben.
Ja, was vergangen ist, dass ist vergangen, so patt das auch klingt, da hast
Du vollkommen recht, man kann es nicht beliebig wiederholen oder gar
zurückholen.
Vielleicht kommt so etwas genau dann zum Tragen, wenn man etwas nicht
vollständig ausgelebt hat, glaubt etwas nachholen zu müssen im Sinne von
etwas verpasst zu haben. Vielleicht. Aber nun ist es ja abgeschlossen .
Danke fürs reinschauen und
aller beste Grüße
Stephanius

[Ex-Poesieger]

Hat aber auch Querverweise drin. Der Moment als Berg und wie alles weiterzieht. Das ist so eine geographische Zeitrichtung. Da vielleicht was relatives reinsetzen wäre interessant.

[stephanius]

Hi Poesieeger,
darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht,
ist ein interessanter Ansatz, hatte ich aber beim Findungs-
Prozess nicht so gesehen.
Muss ich drüber nachdenken, vielleicht ergibt sich daraus
nochmal was neues.
Danke Dir und Grüße
St.

[Ex-Kokochanel]

Ja, genau dasmeinte ich. Ich denke, lieber Steph, es kann sich auch genau mit dem Gegenteil verbinden, etwas besonders Schönes, was man lange genossen hat. Beides ist möglich. Und manchmal weiß man es gar erst, wenn es nicht mehr ist...habe das Thema auch mal lyrisch verarbeitet in einem Sonett. Muss es mal suchen.
LG von Koko

[stephanius]

Liebe Koko,
natürlich das auch, hatte weiter oben schon mal auf das Gedicht
Publikumspreis hingewiesen, da ist symbolich auch so eine Episode verarbeitet,
etwas schönes, was dann eben einfach nicht mehr wiederholbar ist,
sosehr man es sich auch wünschen mag.
Da sind wir einer Meinung. Mal sehen was Du noch ausgräbst aus Deinem
Lyrikschatz, bin gespannt .
Liebe Grüße
St.