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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 12.05.2024, 09:25   #1
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.179

Standard Diener seines Herrn

Der Tod verdingt sich kostenlos,
er fordert kein Salär,
auf das Geheiß des Thanatos
befährt sein Kahn das Meer.

Der Tod fährt nicht nach Zeitenplan
und nicht nach eigner Wahl,
sein Herr dient ihm die Namen an:
Hol sie in meinen Saal.

Der Tod kennt keinen Rückfahrschein,
er legt nur einmal an,
fährt Seelen in ein neues Sein,
frei von der Frage: Wann?

12.05.2024
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Alt 12.05.2024, 10:43   #2
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 413

Guten Morgen Ilka-Maria,

nette Idee, den Sensenmann in der flotten Chevy-Chase-Strophe zu besingen. Macht richtig Laune, das zu lesen...

Gleich die ersten Takte rufen den Spruch in Erinnerung: "Umsonst ist nur der Tod, und der kostet meist das Leben."

Zwei Kleinigkeiten bringen mich ins Grübeln: Wer ist der Herr über den Tod?

In der antiken Mythologie ist Thanatos ja der Tod selbst (genau genommen ist Thanatos der "sanfte" Tod, für den gewaltsamen ist seine Schwester Ker verantwortlich).

In der Bibel hingegen gibt einen Gebieter über Leben und Tod: Gott, und der betrachtet den Tod (soweit er die Menschen angeht, die nach Gottes ursprünglichem Plan ewiges Leben genießen sollten) nicht als seinen Diener, sondern seinen Feind. Jedenfalls laut Paulus in 1. Korinther 15,26 (in Luthers originaler Übersetzung: "Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod").

Oder spielst du hier auf andere Zusammenhänge oder Überlieferungen an, die mir nicht geläufig sind?

Die zweite Kleinigkeit, die mich stutzen lässt: Dass der Tod frei sei von der Frage "Wann?" Für mich wäre es schlüssiger, wenn die letzte Zeile etwa lautete:

"Die Frage ist nur: 'Wann'?"

Denn dass der Tod bei jedem anklopfen wird, steht wohl außer Frage, von dieser Frage ist er also frei. Das einzige, was sein Gebieter (oder er selbst?) entscheiden muss, ist: Wann er wen aufsucht (und aus welchem Anlass).

Ich hoffe, meine Anmerkungen sind nicht kleinlich. Dein Gedicht steht vor dem Sprung auf meine Favoritenliste...

Gruß
Cornelius
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Alt 12.05.2024, 15:04   #3
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.179

Lieber Cornelius,

Thanatos ist nicht der Tod, sondern der Totengott. Und wer ins Jenseits übergeht, fagt nicht mehr nach dem Wann, weil Uhren und Kalender keine Rolle mehr spielen.

LG
Ilka
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