Über weiße Treppen bei Poetry.de

AndereDimension · 08.11.2011, 19:47

Über weiße Treppen

Ein Boot mit schwarzen Segeln trieb im Hafen,
Der Mond versank im wilden Beet der Nacht,
Als Worte, die sie aus der Ferne trafen,
Nicht lobten, was die Zukunft ausgedacht.

An diesem Brief zerbrach ihr ganzes Wesen,
Ein jeder Satz so leise, tief und schwer,
Die Zeilen, von der Nachtigall verlesen,
Sie setzten sich dem Ende nicht zur Wehr.

Einst führte er sie über weiße Treppen,
Die Insel der Vermählten war sein Ziel,
Das Meer trug dunkelblau, die Sterne Schleppen,
Und sie das Glück in ihrem Mienenspiel.

Es fiel ein Schatten hinter seinen Rücken,
Ihm tat der Abschied, ach unendlich leid,
Er wollte sich mit Amors Flügeln schmücken,
Doch schenkte er ihr nur geborgte Zeit.

Ein Boot mit schwarzen Segeln trieb im Hafen,
Als sie aus einem bösen Traum erwacht,
Sie legte sich in seine Arme schlafen,
So blieben ihre Tränen gut bewacht.

Ex-Sabi de Sombre · 09.11.2011, 21:06

insgesamt, anderedimension, ein wunderschönes gedicht.

nur s5 v2 "spielt" in der gegenwart. hat das einen grund?

die metaphern sind klar, dennoch komme ich nicht ganz dahinter, was du mit diesem gedicht sagen willst.

geht es um lug und betrug?

weiße treppe klingt nach eheversprechen. hat er es gebrochen?

mir gefällt insbesondere der allerletzte vers.

interessante zeilen allemal.

lg sabi

AndereDimension · 10.11.2011, 11:16

Guten Morgen Sabi de Sombre

es geht "nur" um einen Traum, dieser Traum könnte aber auch eine Vorahnung/ihre innere Stimme sein - auf die sie aber gar nicht hören möchte.
Viel lieber versucht sie das was sie "sieht" und nicht das was sie "hört" als Wahrheit zu akzeptieren. Es könnte das Auseinanderleben einer langjährigen Beziehung sein. Das LY-I spürt, dass sich das was es von einer Beziehung erhoffte nicht erfüllt, während sich das LY-D mit dem "Erreichten" zufrieden gibt. Das LY-I weiß, dass etwas passieren muss, ist aber selbst (noch) nicht in der Lage bewusst den ersten Schritt zu tun. Diesen ersten Schritt machen nur ihre Träume, aber auch die schieben die Verantwortung ab.

Vielen Dank und Gruß
A.D.

Ex-Sabi de Sombre · 10.11.2011, 12:04

danke, anderediminsion, für deine erläuterung.

bei der nachtigall bin ich sogar bei romeo und julia gelandet und begann erneut zu spekulieren.

das thema hatte ich auch mal am wickel; freiversig:

Als du mich gestern in deine Arme nahmst,
schaute ich fragend über deine Schulter.

So konnte mich der Blitz,
der fernab durch die Erde fuhr,
noch blenden.

lg sabi

AndereDimension · 10.11.2011, 18:44

Dein Gedicht ist wundervoll -

danke dafür!

Gruß, A.D.

Wüstensand · 10.11.2011, 20:59

Hallo AD,

dein Gedicht - wenn auch ein wenig dick aufgetragen

hebt sich wohltuend von vielen
freien Versen ab, mit denen man oft nix anfangen kann, weil sie so kryptisch daherkommen,
dass man Mühe hat, sie zu deuten.
Das ist zwar nicht überall so, aber doch zum großen Teil.

Dein Text - wenn er ein Film wäre - würde sich gut für einen dramatischen Liebesthriller eignen,
so ohne Happy End.
Ich finde ihn toll gemacht, weil er Emotionen weckt und Fantasien auslöst.
Die Bilder sind effektvoll.

Gruß,
Wüste

AndereDimension · 11.11.2011, 17:51

Hallo Wüstensand,

vielen Dank für die lobenden Worte die Du für mein Gedicht gefunden hast.

Gruß, A.D.

Thing · 11.11.2011, 18:01

Lediglich der dritte Vers in der dritten Strophe ist von mir zu bemäkeln.

Welch schöne Metaphern!
In diesen Traum möchte man sich hineinwagen.
Und welche Erinnerungen steigen auf!

Herrlich, mag es noch so wehmütig sein, Dein Gedicht.

Thing

mit dem gewohnten Halli Hallo an Dich.

08.11.2011, 19:47	#1
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Über weiße Treppen Über weiße Treppen Ein Boot mit schwarzen Segeln trieb im Hafen, Der Mond versank im wilden Beet der Nacht, Als Worte, die sie aus der Ferne trafen, Nicht lobten, was die Zukunft ausgedacht. An diesem Brief zerbrach ihr ganzes Wesen, Ein jeder Satz so leise, tief und schwer, Die Zeilen, von der Nachtigall verlesen, Sie setzten sich dem Ende nicht zur Wehr. Einst führte er sie über weiße Treppen, Die Insel der Vermählten war sein Ziel, Das Meer trug dunkelblau, die Sterne Schleppen, Und sie das Glück in ihrem Mienenspiel. Es fiel ein Schatten hinter seinen Rücken, Ihm tat der Abschied, ach unendlich leid, Er wollte sich mit Amors Flügeln schmücken, Doch schenkte er ihr nur geborgte Zeit. Ein Boot mit schwarzen Segeln trieb im Hafen, Als sie aus einem bösen Traum erwacht, Sie legte sich in seine Arme schlafen, So blieben ihre Tränen gut bewacht.

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09.11.2011, 21:06	#2
Ex-Sabi de Sombre abgemeldet Dabei seit: 08/2010 Beiträge: 993 Meine Gedichte Meine Favoriten	insgesamt, anderedimension, ein wunderschönes gedicht. nur s5 v2 "spielt" in der gegenwart. hat das einen grund? die metaphern sind klar, dennoch komme ich nicht ganz dahinter, was du mit diesem gedicht sagen willst. geht es um lug und betrug? weiße treppe klingt nach eheversprechen. hat er es gebrochen? mir gefällt insbesondere der allerletzte vers. interessante zeilen allemal. lg sabi

10.11.2011, 11:16	#3
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Guten Morgen Sabi de Sombre es geht "nur" um einen Traum, dieser Traum könnte aber auch eine Vorahnung/ihre innere Stimme sein - auf die sie aber gar nicht hören möchte. Viel lieber versucht sie das was sie "sieht" und nicht das was sie "hört" als Wahrheit zu akzeptieren. Es könnte das Auseinanderleben einer langjährigen Beziehung sein. Das LY-I spürt, dass sich das was es von einer Beziehung erhoffte nicht erfüllt, während sich das LY-D mit dem "Erreichten" zufrieden gibt. Das LY-I weiß, dass etwas passieren muss, ist aber selbst (noch) nicht in der Lage bewusst den ersten Schritt zu tun. Diesen ersten Schritt machen nur ihre Träume, aber auch die schieben die Verantwortung ab. Vielen Dank und Gruß A.D.

10.11.2011, 12:04	#4
Ex-Sabi de Sombre abgemeldet Dabei seit: 08/2010 Beiträge: 993 Meine Gedichte Meine Favoriten	danke, anderediminsion, für deine erläuterung. bei der nachtigall bin ich sogar bei romeo und julia gelandet und begann erneut zu spekulieren. das thema hatte ich auch mal am wickel; freiversig: Als du mich gestern in deine Arme nahmst, schaute ich fragend über deine Schulter. So konnte mich der Blitz, der fernab durch die Erde fuhr, noch blenden. lg sabi

10.11.2011, 18:44	#5
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Dein Gedicht ist wundervoll - danke dafür! Gruß, A.D.

10.11.2011, 20:59	#6
Wüstensand Dabei seit: 04/2010 Alter: 47 Beiträge: 121 Meine Gedichte	Hallo AD, dein Gedicht - wenn auch ein wenig dick aufgetragen hebt sich wohltuend von vielen freien Versen ab, mit denen man oft nix anfangen kann, weil sie so kryptisch daherkommen, dass man Mühe hat, sie zu deuten. Das ist zwar nicht überall so, aber doch zum großen Teil. Dein Text - wenn er ein Film wäre - würde sich gut für einen dramatischen Liebesthriller eignen, so ohne Happy End. Ich finde ihn toll gemacht, weil er Emotionen weckt und Fantasien auslöst. Die Bilder sind effektvoll. Gruß, Wüste

11.11.2011, 17:51	#7
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Wüstensand, vielen Dank für die lobenden Worte die Du für mein Gedicht gefunden hast. Gruß, A.D.

11.11.2011, 18:01	#8
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lediglich der dritte Vers in der dritten Strophe ist von mir zu bemäkeln. Welch schöne Metaphern! In diesen Traum möchte man sich hineinwagen. Und welche Erinnerungen steigen auf! Herrlich, mag es noch so wehmütig sein, Dein Gedicht. Thing mit dem gewohnten Halli Hallo an Dich.