|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
05.01.2012, 00:43 | #1 |
Winterknochen
Winterknochen
I. Immerhin verging sich Martha nicht mehr an ihrem Staubsauger. Die Kamine rauchten dezenter, als im letzten Winter und aus den verdammten Eichenlaubblättern am Boden ragten immer noch zum Gruße gestreckte Hände heraus. Nichts für sensible Gemüter. Echt nicht. Die Zeit war gelb. Wie eine dünne Schicht Vanillesoße auf brauner Götterspeise. II. Es gab keine Gründe gegen das Sterben zu demonstrieren. Erster Advent auf der Krebsstation. Walther empfand nichts als Ekel, als er die Toiletten der Inneren reinigte. Irgendwo in Ostdeutschland war er ein Idol. Ein Vorbild für Idioten, eine Idee von Ignoranz, eine überlebensfähige Willkür der Natur. III. Stefan vergewaltigte sieben Kinder im Mai und wurde im Dezember freigesprochen. Keine Resozialisierung erforderlich. Der Gutachter trank schon seit drei Jahren nichts mehr. Trockene Gedanken bei nasskaltem Wetter. Karin hing seit Tagen an der großen Tanne im Wald ihrer Kinderträume. Stefan war ihr früher mal begegnet. IV. Die Auslagen der Geschäfte glitzerten unwürdig und verziehen keiner Ideologie ein kurzes Intermezzo. Zwischen Kugeln und Kerzen paarten sich Gedanken aus Scheinheiligkeit. Werner erfand eine Wintergeschichte und verlor sich in der Kaiserallee an Zwischenmenschlichkeit. Umsonst. |
|
05.01.2012, 15:29 | #2 |
... deine art zu schreiben gefällt mir.
und dieser text hier auch! wie viel er doch mit deinem anderen zu tun hat... deine texte regen zum nachdenken an. |
|
07.01.2012, 18:49 | #3 |
Danke.
Wenn wir Lyriker schreiben, dann sollte unser Anliegen immer sein, dass wir etwas mitzuteilen haben. Wenn der Leser es schafft die Information zu adaptieren ist das noch besser. Bei diesem Gedicht von mir habe ich noch nicht viele Antworten bekommen. Auch in anderen Foren nicht. Vielleicht ist der Stoff zu unverdaulich oder es ist mir NICHT gelungen den Inhalt zu transportieren BB |
|
07.01.2012, 21:18 | #4 |
Hallo lieber Billy Bibbit
Ich gebe zu, dass mich dein Text irgendwie schon erreicht hat. Aber ich war mir nicht sicher was er bedeutet. Alle vier Teile haben etwas gemeinsam. Überall kommt der Winter drin vor. Du wolltest vielleicht die Ironie dieser scheinheiligen winterlichen Weihnachtzeit im Kontrast zur nüchternen, teilweise brutalen Realität darstellen, die durch die einzelnen Charaktere gut rüber gebracht wurde... Zumindest ging mir das durch den Kopf. Aber ich bin mir nicht sicher... Irre Grüße |
|